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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Unterton.
    »Pretty?«, stammelte ich.
    »Ist er nicht hübsch? Aber das gilt nur für sein Äußeres.« Der Dunkelhaarige lächelte amüsiert. »Ich heiße Eel.«
    »So heißt du doch nicht wirklich«, erwiderte ich dümmlich.
    Er grinste. »Mach die Dinge nicht komplizierter, als sie sind.«
    Aus dem Zigarrenanzünder in der Mitte des Tisches schoss eine Flamme. Sie blendete mich, aber dann sah ich zu meiner Verblüffung im Licht der Flamme, dass Eels Haut schimmerte.
    »Du hast ja einen Schein.«
    »Das musst gerade du sagen«, schnaubte er.
    Das ergab keinen Sinn. Man bekam nur dann einen sichtbaren Schein, wenn man jahrelang Tiefseefische aß. Und nur Menschen, die auf dem Meeresgrund lebten, kamen ohne Weiteres an Tiefseefische ran. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Pretty. Und wirklich, jetzt, wo ich darauf achtete, sah ich den verräterischen Glanz auf seiner fahlen Haut. Aber wie passte das alles zusammen? Es war noch kein Jahr her, seit die Seablite-Gang zum ersten Mal in Erscheinung getreten war.
    »Wann habt ihr in der Tiefsee gelebt? Und wo?« Das Benthic-Territorium war, soweit ich wusste, die einzige Unterwassersiedlung auf der ganzen Welt, und ich war mir sicher, dass Eel und Pretty niemals Pioniere wie wir gewesen waren.
    In Prettys Hand blitzte ein Messer auf. Ehe ich reagieren konnte, hatte mir Eel das Foto aus den Fingern gerissen.
    »He!«, rief ich.
    »Wer ist das?«, fragte Eel und betrachtete das Bild. Ich ließ Prettys Messer nicht aus den Augen.
    »Ich weiß es nicht.«
    Eel zog ungläubig eine Augenbraue hoch.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ein Mädchen von oben hat es mir gemailt. Sie sagt, er sei Schürfer in den Unterseeischen Gebieten. Sie verspricht jedem, der ihn findet, einen Haufen Geld.« Die beiden warfen sich Blicke zu, aus denen ich nicht schlau wurde. Ich streckte die Hand nach dem Foto aus. »Wenn ihr mir nicht helfen könn t …«
    »Wo ist der andere Junge hin?«, wollte Pretty wissen.
    Er meinte Gemma. »Nirgendwohin. Er hat hier unten weiche Knie gekriegt und ist deshalb gegangen.«
    Eel lehnte sich betont lässig im Stuhl zurück. »Um den Ranger zu holen?«
    Ich ließ mich von seiner Lockerheit nicht täuschen. Seine Frage war genauso gefährlich wie das Messer in Prettys Hand.
    Wieder stellte ich mich dumm. »Warum sollte er das?«
    Eel blickte an mir vorbei. »Stimmt. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür.« Er schnippte mir das Bild zu.
    Da frage eine Stimme, die mir inzwischen vertraut war: »Du willst dem Jungen hier doch wohl keinen Ärger machen, oder?«
    Ich drehte mich um. Hinter mir stand Mel, eine Elektroschockwaffe in der Hand, deren doppelter Lauf direkt auf Eels Kopf gerichtet war.
    »Er hat sich einfach zu uns gesetzt.« Eel hob die Hände und tat, als wollte er sich ergeben.
    Mel gab mir mit ihrer Waffe einen Wink, den Rückzug anzutreten. »Und jetzt verlässt er euch wieder.«
    »Danke«, flüsterte ich, als ich an ihr vorbeiging.
    »Wir sehen uns, wenn du achtzehn bist«, erwiderte sie.
    »Wenn er dann noch lebt«, hörte ich Pretty sagen.
    Ohne mich umzusehen, rannte ich auf die schmale Treppe zu.
    »Dann machte es Peng! und er war weg, ja?«, sagte der Ranger spöttisch, ohne die Augen von einem der vielen Fernrohre zu nehmen, die rund um den Ausguck standen.
    Jetzt hatte er endlich die Gelegenheit, Shade zu fangen, aber es schien ihn völlig kalt zu lassen.
    »Sie müssen mir glauben!« Allein indem ich mit ihm redete, riskierte ich, mir den Zorn der Verbrecher zuzuziehen. Außerdem würden meine Eltern erfahren, dass ich mich in den Saloon geschlichen hatte. Aber es half nichts, ich musste Grimes davon überzeugen, jetzt zu handeln. »Gestern standen wir uns gegenüber, auf dem Grundstück der Peaveys. Der Mann im Saloon ist Shade.«
    Der Ausguck war ganz aus Glas. Nur der Aufzugsschacht in der Mitte des trapezförmigen Raums störte den Blick über den Ozean bis zum Horizont. Ich hatte den Hafenarbeiteroverall schon wieder ausgezogen, aber Gemma trug noch immer das schmutzige rote Sweatshirt und die ausgebeulte Hose. Sie saß reglos auf einer der vielen Bänke, die die Glaswände säumten, und verbarg ihr Gesicht unter der Kapuze. Aber ich wusste, dass sie darauf brannte, das Büro des Rangers wieder zu verlassen.
    Ranger Grimes streckte sich und sah mich streng an. »Was hast du mit deinem Cousin hier überhaupt zu suchen? Erzählt mir nicht, dass einer von euch schon achtzehn ist.«
    Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er

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