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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Tasche an meinem Gürtel. »Ich habe noch das Foto deines Bruders.« Als ich es ihr zurückgab, fiel mir auf, dass ich in meiner Vorstellung jetzt nicht mehr nur den dünnen, sommersprossigen Jungen vor mir sah.
    Gestern war mir bloß aufgefallen, dass ihr Bruder das gleiche rostbraune Haar und die gleichen blauen Augen hatte wie sie. Jetzt sah ich auch das Leuchten in Richards Augen und dass sein Lächeln aufrichtig und herzlich war.
    Aber inzwischen wusste ich ja auch, dass er seine Freiheit riskiert hatte, nur damit sich seine kleine Schwester nicht allein und verlassen vorkam.
    »Es wäre einfacher, wenn er nicht so durchschnittlich aussehen würde«, sagte Gemma und nahm mir das Foto ab. »Sondern so wie du.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube. »Aber ich sehe doch aus wie jeder andere.«
    Um ihre Lippen zuckte es.
    »Abgesehen von meinem Schein sehe ich völlig normal aus.« Es klang, als wollte ich mich verteidigen, aber ich konnte nicht anders. Als Gemma kicherte, überlief es mich heiß. »Lachst du mich aus?«
    »Ja«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Denkst du, die beiden Frauen gestern wollten dich nur wegen deiner Haut anfassen?«
    »Sie haben halt noch nie jemanden gesehen, der einen Schein hat.« Warum musste sie immer von Dingen sprechen, die ich am liebsten vergessen würde?
    »Du bist so dumm«, sagte sie belustigt. »Wenn wir auf dem Festland wären, würden mich die anderen Mädchen in Stücke reißen, nur damit sie bei dir sein könnten.«
    »Wenn du damit andeuten willst, dass sie mich mögen würden, irrst du dich. Gelegentlich besuchen Mädchen vom Festland die Handelsstation. Weißt du, was passiert, wenn ich ihnen zufällig begegne? Sie lassen alles stehen und liegen und starren mich an.«
    »Darauf hätte ich wetten können.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst. Sie starren mich an, als wäre ich ein entlaufenes Zootier.« Und insgeheim dachte ich: so ähnlich, wie du mich gerade anstarrst.
    Nach kurzem Überlegen sagte sie: »Du hast Recht. Von deinem Schein einmal abgesehen, bist du wie alle anderen.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Und wenn dich ein Mädchen anstarrt, beachte es einfach nicht.«
    Ich entspannte mich. »So empfindlich bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Nein, ganz ehrlich. Tu einfach so, als ob es nicht da wäre.« Gemma freute sich offensichtlich diebisch, auch wenn ich nicht genau wusste, worüber. Mir war schleierhaft, was sie meinte. Ihre Worte waren wie Treibsand, der das Wasser trübt.
    Gemma betrachtete das Bild ihres Bruders. Dann ballte sie die Faust und drückte sie gegen die Brust.
    »Was machst du da?«
    »Etwas, was wir früher immer gemacht haben«, sagte sie. »Richard stellte sich im Schlafraum der Jungen ans Fenster, bevor die Lichter ausgeschaltet wurden, und wartete, bis ich im Mädchentrakt ans Fenster trat.« Sie reckte die Faust in die Höhe. »Das hieß: Lass dich nicht unterkriegen. Und das«, sie legte die Faust ans Herz, »bedeutete, dass er mich lieb hat.«
    Ich drehte mich zur Steuerkonsole um und überprüfte unsere Position, um nichts sagen zu müssen, denn meine Stimme war belegt. Kein Wunder, dass sie so viel Wert darauf legte, tough zu sein. War es Zoe genauso wichtig, was ich von ihr dachte? Ich bezweifelte es. Aber ich war ja auch nicht ihr einziger Verwandter.
    »Was siehst du denn da?«, fragte Gemma.
    Froh, das Thema wechseln zu können, erklärte ich es ihr. »Alles, was um und unter uns ist.« Ich deutete auf die sich stetig wandelnde Grafik, die den Meeresboden darstellte, dann richtete ich mich auf, weil mir etwas eingefallen war.
    »Weißt du was? Wir sind ganz in der Nähe des Gefängnisses, aus dem die Bande entflohen ist.«
    »Tatsächlich? Nichts wie hin! Was ist das da eigentlich?« Sie beugte sich vor und tippte mit dem Finger auf eine Ecke des Bildschirms.
    Mein Taucheranzug war aus einem Metallgewebe, deshalb spürte ich die Wärme ihres Arms nicht, der meine Brust berührte, aber ich stellte mir vor, ich könnte sie spüren.
    »Da ist es.« Sie zeigte aus dem Fenster.
    Ich blickte nach rechts und sah etwas Riesiges, Dunkles, das plötzlich aus dem Sichtfeld verschwand. Leise stieß ich einen Fluch aus. Ich hatte mich von Gemma so ablenken lassen, dass ich gar nicht mehr auf den Monitor geschaut hatte. Ich steuerte das Boot scharf nach oben, und auf dem Sonar-Bildschirm tauchte ein Umriss auf. Mein Mund wurde trocken.
    »Ist das ein Wal?«, fragte Gemma und stützte sich auf mich,

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