Das Leuchten
schluckte, um nicht schreien zu müssen, und hielt den Atem an. Ich verdrehte die Augen nach oben und sah einen Mann mit einer sterilen OP-Haube, der mir die Atemmaske aufs Gesicht presste. Übel riechendes Gas drang mir in die Lunge. Alles verschwamm vor meinen Augen un d …
Ich erwachte schweißgebadet und setzte mich auf. Schon wieder einer dieser Albträume. Wann würden sie endlich aufhören? Ich drehte mich auf die Seite und lauschte auf die Geräusche im Hau s – auf das leise Summen des Generators und der Luftreiniger. Das half mir, mein Puls beruhigte sich. Ich stand auf und presste die Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Im Seetangfeld war nichts Verdächtiges zu sehen.
Plötzlich zerschnitt ein klatschendes Geräusch ein Stockwerk tiefer die Stille. Ein Geräusch, das mir sehr vertraut vorkam, das man aber mitten in der Nacht eher selten hörte. Wer mochte wohl zu dieser Zeit im Moonpool sein?
Als ich die Treppe hinunterrannte, fiel mir auf, dass im Feuchtraum kein Licht brannte. Allein das war ein Grund zur Sorge. Ich rutschte an der Mittelstange der Treppe hinab und es platschte leise, als ich mit den nackten Füßen ein Stockwerk tiefer den Boden berührte.
Das einzige Licht, das in den Feuchtraum drang, kam von den Begrenzungsleuchten, die das Grundstück umgaben. Und die waren um diese Zeit heruntergedimmt. Trotzdem konnte ich Gemma auf der anderen Seite des Raumes sehen. Sie wühlte in einem Schrank herum. Bestimmt suchte sie ihren Taucheranzug, denn sie trug noch Zoes Nachthemd, das ihr viel zu klein war.
Zu meiner Erleichterung schaukelte das Nanoboot mitten im Moonpool. Es mit dem Bügel aufzunehmen, über den Pool zu hieven und es dann zielgenau ins Wasser fallen zu lassen, war schon in einem hell erleuchteten Raum schwierig genug. Aber soweit ich sehen konnte, hatte Gemma die Seiten des Schiffs nicht zerschrammt und auch das Sichtfenster war nicht beschädigt.
»Was hast du vor?«, fragte ich, als ich das Licht einschaltete.
Sie fuhr herum und blickte mich schuldbewusst an.
»Willst du schon wieder weglaufen?« Ihren Reisesack neben dem Moonpool liegen zu sehen, versetzte mir einen Stich.
»Ich wollte mir das Boot nur ausborgen«, sagte sie verlegen, »um zur Handelsstation zu fahren. Ich hätte es dort zurückgelassen.«
»Und was hattest du dann vor?«
»Ich wollte mir eine Mitfahrgelegenheit zum Festland suchen, auf einem Tragflächenboot oder einem Hausboot. Oder als blinder Passagier mitfahren.«
»Das mit der Handelsstation ist keine gute Idee«, sagte ich und verfluchte das Zittern in meiner Stimme. »Du könntest Grimes in die Arme laufen. Fahr direkt nach Paramus und lass das Boot am Pier der Meereswache zurück. Wir holen es dort wieder ab.«
»Ich darf das Boot also nehmen?«, fragte sie verwirrt.
»Wie sollte ich dich davon abhalten? Ich kann doch nicht auf dich schießen.«
»Du könntest deine Eltern wecken.«
»Stimmt. Ich könnte auch Zoe wecken. Dann könnten wir dich zu viert festhalten, bis die Ranger hier sind.«
Sie atmete auf. »Das würde bestimmt für keinen von uns lustig werden.«
Ich stieß mit dem Fuß an ihr Reisegepäck. »Hast du dir etwas zu essen eingepackt?«
Als sie den Kopf schüttelte, holte ich einen Seegraskorb aus dem Gewächshaus und warf ihn ihr zu. Dann pflückte ich zwei Äpfel vom nächsten Baum und warf sie ihr ebenfalls zu. »Das mit deinem Bruder tut mir wirklich leid.«
Gemma nickte, aber sie blickte mir dabei nicht in die Augen. Sie legte die Äpfel in den Korb und sagte kaum hörbar: »Du bist ihm sehr ähnlich. Du sorgst dich um andere Leute. Richard hat das auch gemacht. Er hat sich nicht nur um mich gekümmert, sondern auch um die Jungs, mit denen er das Zimmer teilen musste. Er hat sich für sie eingesetzt, auch wenn er sich dadurch Ärger einhandelte.« Plötzlich schien ihr eine Idee durch den Kopf zu schießen und sie blickte auf. »Komm doch mit.«
»Aufs Festland?«
»Nein, noch weiter. Du willst doch später nicht oben festsitzen. Lass uns mit dem Geld, das Richard mir geschickt hat, ein Boot kaufen und wegfahren.«
»Wohin denn?«
»Irgendwohin. Wie wär’s zum Beispiel mit den Colorado-Inseln?«
Bei dem Gedanken an uns beide alleine auf einem Boot bekam ich heiße Ohren. »Das kann ich nicht.«
Ihr Blick schweifte zu dem Fenster hinter mir. »T y …«
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, aber ich wusste nicht, wie ich ihre Bitte abschlagen sollte, wo doch die Vorstellung so verlockend für mich
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