Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
Vom Netzwerk:
müssen. Mir wurde ganz flau im Magen. Shade war im Haus. Die Specter , die uns umkreiste, war nur ein Ablenkungsmanöver, um meine Eltern nach draußen zu locken. Jetzt lauerte Shade hier irgendwo im Dunkeln und wartete darauf zuzuschlagen.
    Etwas prasselte gegen das linke Fenster. Ich wirbelte herum und sah, wie ein Schwarm Thunfische an die Scheibe stieß. Ein Hammerhai schoss mitten durchs Getümmel und riss einen der Fische mit sich fort. Wo waren Mum und Dad?
    Doch darüber durfte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Shade war hier. Alles andere war Nebensache. Ich schlich zur Ausrüstungsbucht und schnalzte dabei. Aber dort waren nur die Fahrzeuge, und natürlich konnte mir mein Echolot nicht sagen, was sich hinter ihnen verbarg. Einen Schritt weiter stand ich mit nacktem Fuß in einer kalten Wasserpfütze.
    Die Pfütze hatte jemand hinterlassen, der triefend nass aus dem Moonpool gestiegen war.
    Ich hätte mich eigentlich fürchten müssen, denn ich wusste ja, dass Shade gekommen war, um mich zu töten, aber ich fühlte nur blanke Wut.
    Weshalb hatte ich mir keine andere Waffe geholt, als ich oben bei den Mädchen war? Man musste seinen Gegner mit der Spitze des Elektroschockers berühren, um ihn auszuknocken, dabei hatte ich nicht im Entferntesten die Absicht, Shade bis auf Armeslänge an mich herankommen zu lassen. Wieder klickte ich, aber da waren nur unsere Ausrüstungsgegenstände. Im dämmrigen Licht schimmerten die Metallschaumwände gespenstisch grün.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und lief auf den Waffenschrank zu, aber in der Eile stolperte ich über etwas. Ich hob es mit der Harpune vom Boden auf, um zu sehen, was es war.
    Eine Weste aus Haifischleder.
    Wenn ich noch den leisesten Zweifel gehabt hätte, dass Shade hier war, wäre er jetzt verflogen. Ich schleuderte die Weste von mir, steckte den Elektroschocker ins Halfter und rannte zum Waffenschrank. Mit den Fingern tastete ich über die kleinen Harpunen, aber dann entschied ich mich für die größte Harpune, die Dad besaß. Mit beiden Händen nahm ich sie aus dem Schrank. Sie war mannshoch und sehr schwer. Dad hatte sie für den unwahrscheinlichen Fall gekauft, dass ein Hai unseren Blasenzaun durchbrach. Der Gedanke, damit auf einen Menschen zu schießen, behagte mir überhaupt nicht, aber mir würde nichts anderes übrig bleiben. Mit einer kleinen Harpune könnte ich Shade nicht aufhalten, es sei denn, ich träfe ihn mitten ins Herz.
    Ich schlich weiter, klickte und lauschte auf die Echos. Im Geiste sah ich den Feuchtraum so klar und deutlich vor mir, als wäre jedes Licht im Haus hell erleuchtet. Und da war er. Er kam hinter einem Boot hervor, dicht an dessen Wand gepresst. Mit den Augen hätte ich ihn nicht sehen können, aber mit meinem inneren Echolot konnte ich die Gestalt eines Mannes ausmache n – eines Mannes, der so groß war, dass es sich nur um Shade handeln konnte. An dem Echo, das von ihm zurückkam, konnte ich sogar erkennen, dass seine Brust nackt war. Seine Muskeln warfen ein schärferes Echo zurück als der Stoff seiner Hose.
    Shade knipste eine kleine Lampe an und leuchtete damit den Fußboden und die Wände ab, um sich einen Überblick zu verschaffen. Mein Puls wurde ruhiger, als ich erkannte, dass ich im Vorteil war. Shade konnte nicht im Dunkeln sehen. Solange ich mich vom Lichtkegel seiner Lampe und der Notbeleuchtung fernhielt, würde er mich nicht entdecken.
    Ich hob den Lauf der Harpune und drückte den Schaft gegen die Schulter. Meine Armmuskeln zitterten vor Anstrengung, die schwere Waffe ruhig zu halten. Ich sandte noch ein paar Klicks aus, dann zielte ich. Es würde schwierig werden, denn Shade bewegte sich mit unheimlicher Geschwindigkeit an der Wand entlang. Wenn ich mich nicht beeilte, war er gleich an der Treppe angelangt. Im oberen Stockwerk mit den vielen Räumen war es viel schwieriger, ihn zu verfolgen, geschweige denn, einen guten Schuss abzugeben. Ich holte tief Luft, sandte noch ein Klicken aus, zielte und drückte ab.
    Der Rückstoß der Waffe schleuderte mich nach hinten. Im selben Moment hörte ich das Sirren von Stahl, das Acrylglas durchdrang, und dann einen erstickten Aufschrei. Die Harpune hatte ihr Ziel getroffen. Hatte ich ihn getötet? Allein der Gedanke ließ mich schaudern.
    Als ich wieder auf die Füße kam, sah ich Shades Taschenlampe über den Boden rollen. Ich klickte, und mir wurde schlecht bei dem Bild, das sich mir bot.
    Die Harpune hatte Shade an die Wand genagelt. Sie

Weitere Kostenlose Bücher