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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Behörden zu übergeben.«
    »Glaubst du, irgendein Richter wird sie verurteilen?«, fragte der Doc ungerührt. Als er Dads missbilligenden Blick bemerkte, hob er beschwichtigend die Hände. »Ich will damit nur sagen, dass unsere Gerichte überlastet sind. Die Strafanstalten auf dem Festland platzen aus allen Nähten, das Gleiche gilt für die Gefängnisschiffe. Solange einem Verbrecher die Tat nicht hundertprozentig nachgewiesen werden kann, bleibt er auf freiem Fuß.«
    »Der Doc hat Recht«, stimmte ihm Lars zu. »Was wir wissen, das wissen wir. Aber wir können es nicht beweisen. Wir können sie nicht einmal identifizieren. Ihre Taucherhandschuhe hinterlassen keine Fingerabdrücke, und wenn sie die Versorgungsschiffe überfallen, verdunkeln sie ihre Helmvisiere.«
    »Das gilt aber nicht für Shade.« Raj nahm seine Seegraszigarre aus dem Mund. »Einen Albino kann man bei einer Gegenüberstellung kaum verwechseln.«
    »Shade ist kein Albino«, platzte ich heraus und alle in der Küche drehten sich zu mir um.
    »Wie kommst du darauf, mein Junge?«, fragte Lars.
    So ein Mist. Ich hatte zwar vorgehabt, den anderen zu sagen, was ich herausgefunden hatte, aber nicht hier und jetzt. Die wilde Entschlossenheit in Rajs Gesicht flößte mir Angst ein.
    »John, dein Sohn behauptet, dass Shade gar kein Albino ist«, bellte Raj. »Was weiß er, was wir nicht wissen?«
    »Ich habe Ranger Grimes schon alles gesagt, was ich weiß«, stammelte ich.
    Raj drückte seine Zigarre in einer Untertasse aus. »Dieser aufgeblasene Seesack hat doch nur Schlamm im Hirn. Der könnte nicht mal einen Fisch in einer Badewanne fangen.«
    »Sag uns genau, was du ihm erzählt hast, Ty«, forderte Lars mich auf.
    Ich dachte an das, was Gemma über Geheimnisse gesagt hatte, und legte los. Ich erzählte, wie ich Shade im Seetangfeld Auge in Auge gegenübergestanden und ihn dann im Saloon wiedererkannt hatte. Nicht einmal das Zusammentreffen im Fahrstuhl oder wie er mich mit dem Boot gejagt hatte, verschwieg ich, obwohl sich meine Eltern Blicke zuwarfen, bei denen mir innerlich eiskalt wurde. Ich wusste, was sie dachten: dass sie mir nicht vertrauen konnten, dass ich mich nicht an unsere Abmachungen hielt und mich selbst in Gefahr brachte.
    »Weshalb sollte Shade Zinksalbe benutzen?«, fragte Sharon, als ich meinen Bericht beendet hatte. »Warum verdunkelt er nicht einfach sein Helmvisier wie der Rest der Bande?«
    »Weil man ihn wegen seiner Größe sofort erkennen würde, wenn er einem über den Weg liefe«, grummelte Lars. »Zumindest würde man misstrauisch werden. Aber wenn man glaubt, er sei ein Albino, konzentriert man sich nur darauf.«
    Raj zog seine Pistole aus dem Halfter und sagte: »Auch wenn er noch so groß ist, gegen eine Harpune kann er nichts ausrichten.« Er vergewisserte sich, dass die Trommel mit Miniharpunen bestückt war.
    »Genug diskutiert!« Mum blickte einen nach dem anderen ernst an. »Raj, steck die Waffe weg.«
    »Okay«, sagte er und ließ die Pistole im Halfter verschwinden, »aber ich hole sie wieder hervor, sobald ich auf dem Freizeitdeck bin.« Er wandte sich an Lars. »Wie sieht’s aus, kommst du mit?«
    »Nicht einmal ein Erdrutsch könnte mich aufhalten. Lass uns noch ein paar andere zusammentrommeln.«
    »Shade ist nicht mehr dort«, wandte ich ein. »Ich habe euch doch gesagt, dass die Specter uns verfolgt hat.« Aber meine Worte verhallten ungehört. Die Männer rannten aus der Küche und ließen mich zurück. Ich war hin- und hergerissen, ob es richtig gewesen war, ihnen alles zu erzählen. An Dads enttäuschtem Blick konnte ich ablesen, was er dachte.
    »Ich hole Zoe und Gemma«, sagte Mum. »Wir fahren nach Hause.« Sie verließ mit Sharon die Küche. Dad folgte ihnen.
    Ich wollte ihnen nachgehen, aber der Doc legte mir eine Hand auf den Arm und hielt mich zurück. »Auf ein Wort«, bat er leise. Etwas schien ihn zu verwundern, ja sogar zu beunruhigen. »Beschreibe mir noch einmal den Mann, den du im Saloon gesehen hast. Den, von dem du glaubst, es sei Shade gewesen. Sag mir, wie sein Gesicht aussah, nicht seine Hautfarbe.«
    »Weshalb?«
    »Sei einfach so nett.«
    Das war so ziemlich das Letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Stattdessen sagte ich: »Ich habe Seablite gefunden.«
    Der Doc sah mich scharf an, aber er erkannte, dass ich mich nicht so leicht abwimmeln lassen würde.
    »Es liegt ja auch nicht versteckt«, sagte er schließlich und griff nach seinem Teller.
    »Seablite war kein Gefängnis.« Ich

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