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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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Finanzwirtschaft ein auf verschiedene Anlageobjekte aufgeteiltes Vermögen. Wer investiert, um ohne Arbeit sein Geld zu vermehren, setzt erstens auf möglichst hohe Renditen und zweitens darauf, dass diese Renditen möglichst unabhängig von wirtschaftlichen Konjunkturschwankungen sind. Aktienwerte zum Beispiel fallen, wenn der Markt schwächelt oder sich gar eine massive Wirtschaftskrise anbahnt. Die Hedge, die Hecke, soll signalisieren, dass da so etwas wie ein Schutz, eine Einfriedung besteht. Das stimmt allerdings nicht, denn im Grunde erhöhen Hedgefonds nicht nur die Renditen, sondern auch das Risiko des totalen Ausfalls. Hedgefonds sind ihrer Natur nach höchst spekulativ, also etwas für ausgemachte Zocker, die sich auf Teufel komm raus auf Kosten anderer bereichern wollen, auch wenn sie diese anderen dabei total ruinieren. Man wettet sozusagen auf deren Untergang. Nicht nur auf den Ruin einzelner Aktiengesellschaften oder Großbanken, auch auf den kompletter Volkswirtschaften oder sogar der europäischen Währungsunion.
    Wie funktionieren diese üblen Machenschaften? Hedgefonds arbeiten mit allen moralisch nicht vertretbaren, aber rechtlichgerade noch zugelassenen Möglichkeiten: zum einen mit →   Leerverkäufen , die wir an anderer Stelle in diesem Lexikon behandeln, zum anderen mit dem Leverage-Effekt, auf Deutsch auch Hebelwirkung genannt. Das funktioniert so: Der Anleger setzt in einem Fonds sowohl Eigenkapital ein als auch möglichst viel Geld, das er gar nicht besitzt, also sogenanntes Fremdkapital. Bei cleveren Fonds braucht dieses Fremdkapital nicht einmal real zu existieren, es reicht, wenn es nominell vorhanden ist. Nun gibt es eine Ertragsformel:

    Sie berechnet die Rendite r E auf das Eigenkapital; r G ist dabeidie Rendite auf das Gesamtkapital, i der für das Fremdkapital fällige Zins, und FK und EK sind das eingesetzte Fremd- und Eigenkapital.
    Weil Hedgefonds generell mit hohen bis sehr hohen Renditen rechnen, wie sie bei Spekulationsgeschäften des hohen Risikos wegen anfallen, wird angenommen, dass r G deutlich größer ist als i . Das heißt, dass der rechte Summand der Gleichung positiv ist. Seine tatsächliche Höhe hängt aber auch von dem Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital ab. Je mehr Fremdkapitalanteil, desto höher ist der Gewinn. Das eben nennt der Finanzzocker vornehm Leverage, was so viel bedeutet wie: Je höher der Anleger sich verschuldet, umso größer ist sein Gewinn auf das möglichst geringe eingesetzte Eigenkapital. Wen wundert’s, dass angesichts derartiger Wirtschaftspraktiken die Kapitalumverteilung hierzulande galoppiert. Derzeit halten nur 1,4 Prozent der Deutschen rund 50   Prozent der privaten finanziellen Rücklagen!
    Auf der Documenta in Kassel klagte 2012 der Künstler Rainald Irmscher mit dieser Karikatur die Praxis der Hedgefonds an.
    Ein weiteres Werkzeug, mit dem Hedgefonds arbeiten, ist der Handel mit Derivaten, umgangssprachlich auch als Termingeschäfte bezeichnet. Ein einziges kleines Beispiel zeigt, wie das geht: Gibt es zum Beispiel in der Sahelzone in Afrika mal wieder ein Dürrejahr und Hunger greift um sich, dann machen die Derivatezocker Geschäfte mit der Not. Sie kaufen auf dem Weltmarkt so viel Getreide auf, wie sie können, und lagern es in Silos ein, entziehen es also dem Markt. Die Folge sind Verknappung und deshalb gewaltig ansteigende Preise. Erst wenn sich diese kaum noch in die Höhe treiben lassen, dann verkaufen die geschäftstüchtigen Anleger das Getreide zu weit überhöhten Preisen. Und wenn die an Hunger leidenden Afrikaner nicht in der Lage sind, den finanziellen Forderungen nachzukommen, dann macht das bereitwillig der europäische Steuerzahler. Entwicklungshilfe nennt man so etwas.
    Nun aber zum Meisterstück unserer Banker und Banken, der Methode, aus dem Ruin anderer Gewinn zu ziehen. Das aktuelleBeispiel der griechischen Staatsverschuldung soll erklären, wie man so etwas macht. Der finanziell gebeutelte Mittelmeerstaat braucht Geld und verkauft deshalb Staatsanleihen an eine internationale Bank A. Weil Griechenland ein unsicherer Finanzpartner ist, muss es recht hohe Zinsen blechen. Schon das ist ein guter Gewinn für die Anleger; allerdings nur, wenn diese davon ausgehen können, ihr Geld einmal wiederzusehen. Weil das aber nicht sicher ist, versichert sich die Geldgeberbank A bei einer Bank B gegen das Ausfallrisiko. Kann Griechenland seine Schulden später nicht begleichen, muss also Bank B die Bank A

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