Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
möglich. Für sie gibt es immer nur mehr oder weniger gute Näherungsformeln. Eine der einfachsten fand schon um 240 v. Chr. der griechische Mathematiker Archimedes. Er näherte Pi durch den Bruch 22/7 = 3,1428… an. Genau darauf griffen nun die Schweden zurück. Sie feiern ihren Pi-Näherungstag am 22.7.
Doch auch das erweckte offenbar Neid, weshalb fanatische Pi-Freaks Pilvester erfanden. Dieser neue Feiertag ist so irrational, dass er sich wohl kaum noch steigern lassen wird. Es handelt sich dabei um ein Neujahrsfest, das in einem auf der Zahl Pi basierenden, eigens geschaffenen Kalendersystem (Jahreslänge = π · 107 Sekunden, Jahr Null = Geburtsjahr von Archimedes, also vermutlich 287 v. Chr.) abzuhalten wäre.
Planking
Der ausgemachte Unsinn begann 1997, als zwei englische Jugendliche, Gary Clarkson (15) und Christian Langdon (12), zusammen mit ein paar Freunden das Lying Down Game erfanden. Es ist äußerst einfach zu erlernen. Die Teenager legten sich einfach stocksteif mit dem Gesicht nach unten und seitlich am Körperangelegten Armen irgendwo zu Hause hin: auf den Fußboden, einen Tisch, über zwei Stühle, auf die Toilettenschüssel … Bald genügte ihnen das nicht mehr, und sie trugen ihr faszinierendes Spiel in die Öffentlichkeit. Zuerst versuchten sie es an ruhigen Orten, später dann mitten in der Stadt. Und auch die Orte, an denen sie Lying Down spielten, wurden immer ausgefallener. Sie wählten dafür Brückengeländer, spitze Zäune, Hausdächer … Der Unsinn wirkte infektiös. Im Laufe der Zeit machten mehr begeisterte Fans der neuen Sportart mit und legten sich irgendwohin.
Nun haben solche Marotten auf Dauer keine Überlebenschancen, wenn sie lokal begrenzt bleiben. Irgendwann kennt sie jeder, und der Quatsch wird langweilig. Ganz anders ist das im globalisierenden Internet-Zeitalter. Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer epochalen Erfindung starteten die beiden inzwischen erwachsenen Männer eine Facebook-Gruppe unter der Bezeichnung The Lying Down Game und stellten spektakuläre Fotos ein. Ganz nach Facebook-Manier »Was machst du gerade?« teilten sie wahrheitsgemäß zum Beispiel mit: »Gary liegt gerade steif auf einer Hecke – wem gefällt das?«
Welchen wirklichen Kenner von Facebook überrascht es? Es gefiel Tausenden. Daumen hoch! Und nicht genug damit, Zehntausende machten es nach und stellten auch ihre Bilder ins Netz. Schon nach zwei Wochen hatte die Gruppe 1500 Mitglieder, zwei Jahre später waren es 64 000 und im Mai 2011 beachtliche 107 500, die ihr Können mit 20 500 Fotos dokumentierten. Diese Riesenflut von Begeisterten ließ natürlich auch die Medien nicht kalt. Der Nachrichtensender Sky News führte Planking, wie es inzwischen hieß (abgeleitet von dem stocksteifen Holzbrett, der Planke), live im Studio vor. Und schon 2009 kam es zu einem medienwirksamen Eklat, als Mitarbeiter des Great Western Hospital in Swindon während ihrer Nachtschicht an den absurdesten Orten ihres Klinikums plankten und die Bilder bei Facebook einstellten. Die Krankenhausleitung hatte keinerlei Verständnis für diesen sportlichen Ehrgeiz und feuerte sie.
Furore in großem Stil machte das Planking in Australien. Nachdem dort der bekannte Rugbyspieler David Williams coram publico im Stadion plankte, machten es ihm gleich mehrere Sportmoderatoren in Fernsehstudios nach, auf dem Studiotisch, einem Auto, einem Mülleimer oder ganz einfach auf dem Sofa. Nur die Polizei verstand keinen Spaß. Als ein junger Mann auf einem ihrer Streifenwagen plankte, handelte er sich damit eine Strafanzeige ein. Auch warnten die Bullen vor der Gefährlichkeit der Passivsportart. Offenbar völlig zu Recht, denn am 15. Mai 2011 forderte das Planken in Australien ein erstes Todesopfer, als der stark bezechte 20-jährige Acton B. in Brisbane auf dem Geländer eines Balkons im siebenten Stock eines Mietshauses zu planken versuchte und dabei wie ein nasser Sack in die Tiefe stürzte. Merke: »Nach dem Tanken niemals planken!«
Der alte Herr hat sich ein ruhiges Plätzchen im Lembi Park im kalifornischen Städtchen Folsom ausgesucht.
Natürlich lenkte der tragische Unfall durch Medienkommentare weltweit noch mehr Interesse auf den Modesport, und dadurch stieg natürlich schon rein statistisch gesehen das Unfallrisiko. Bereits wenige Tage später fiel ein australischer Planker von einem fahrenden Auto und verletzte sich dabei so schwer, dass er ins Koma fiel.
Man darf gespannt sein, wie sich
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