Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
dieser krasse Abenteuersport weiterentwickeln wird, zeichnen sich doch recht bunt schillernde Facetten ab, ihn individuell zu gestalten und auszuleben. In den USA arrangierten der selbsternannte Künstler Christian 3 Rooosen und der Fotograf Michael Abromeit schon 1999 das Art Project Lying Man in New York (im Klartext: Christian lag irgendwo in Big Apple schlaff rum). Allein in Deutschland wurden später einige Hunderttausend Bildpostkarten dieses einzigartigen Events gratis verteilt. Geld dafür ausgeben mochte wohl doch niemand.
Liegen zwei oder mehrere Leute bäuchlings auf der Straße herum, nennt man das »multiple lying down«.
In Korea sieht man die Angelegenheit etwas ernster. Hier kommt beim simplen Rumliegen auf dem Bauch makaber der Tod in Spiel. Si-che-no-ri, tot spielen heißt das Planken dort. Dabei ist es wichtig, in einem bestimmten Umfeld so viele Scheintote wie möglich pittoresk zu platzieren.
Eine neuere internationale Spielart des Planking ist das Multiple Lying Down, bei dem sich zwei oder mehr Leute gleichzeitig starr mit dem Gesicht nach unten niederlegen. Oft geschieht das auf Fahrstraßen, nicht selten in längeren Ketten längs des Mittelstreifens. Wenn das keinen Kick gibt!
P yramidenenergie
Professor Reginald Jones war ein schottischer Physiker. Doch nicht nur das, während des Zweiten Weltkriegs fungierte er auch als wissenschaftlicher Militärberater in Großbritannien. Weil ihn das als Naturwissenschaftler möglicherweise entweder frustrierte oder nicht ganz ausfüllte, suchte der geborene Spaßvogel offenbar ein Ventil. Unter dem Pseudonym Colonel Musselwhite schrieb er 1939 einen als Scherz gemeinten Leserbrief an die Londoner Times , in dem er behauptete, man könne stumpf gewordene Rasierklingen dadurch wieder schärfen, dass man sie dem Magnetfeld der Erde aussetze, und zwar so, dass sie längs der Feldlinien ausgerichtet werden.
Derartiger Humbug ruft regelmäßig Esoteriker und andere leichtgläubige Zeitgenossen auf den Plan, Menschen, die auch an Ufos, den bösen Blick, Atlantis oder den Fluch des Bermudadreiecks glauben.
Auf die Spitze trieb Colonel Musselwhites Posse zehn Jahre später der tschechische Rundfunkingenieur Karel Drbal, dieses Mal aber in vollem Ernst. Er brachte die Falschmeldung des Schotten mit einem Bericht des französischen Wünschelrutengängers und Kesselschmieds Antoine Bovis ( → Bovis-Einheit ) in Verbindung, der erwähnte, dass in der alten ägyptischen Cheopspyramide Tiere nicht verwesten, sondern mumifizierten. Nun ist das keine Seltenheit. Natürliche Mumifizierung kommt relativ oft vor, etwa dann, wenn das umgebende Gestein radioaktiv oder auch nur sehr trocken ist, zum Beispiel in den berühmten Bremer Bleikammern oder in den Kapuziner-Katakomben von Palermo. Bovis indes schrieb die Mumifizierung in der Cheopspyramide einer rätselhaften Pyramidenenergie zu. Drbal zählte eins und eins zusammen. Rätselhafte Energie, das konnte für ihnnur Elektromagnetismus oder Magnetismus sein. Für ihn lag das nahe. Schließlich war er Radiotechniker.
Was aber hatte Magnetismus mit Pyramiden zu tun? Bovis gab dazu einen Hinweis: »Pyramiden bündeln allein durch ihre Form die kosmische Energie, also die Lebens- oder Chi-Energie.« Natürlich, so schloss Drbal, war damit im Grunde nichts anderes als die erdmagnetische Energie gemeint. Bovis hatte das damals nur noch nicht begriffen.
Also musste es der gebündelte Erdmagnetismus sein, der für Drbal Tiere und Pharaonen mumifizierte. Dass die alten Ägypter über ausgefeilte physikalisch-chemische Mumifizierungsmethoden verfügten, schien ihn dabei nicht zu kümmern. So unternahm er denn Experimente mit Pyramidenmodellen. Weil aber Colonel Musselwhite behauptet hatte, das Erdmagnetfeld könne auch Rasierklingen schärfen, legte er in einem Experiment solche Bartschermesser unter seine kleinen Pyramiden, und zwar genau so, wie Musselwhite es beschrieben hatte, also parallel zu den Feldlinien. In seinem Falle hieß dies, im rechten Winkel zur nördlichen Pyramidenseite. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge, und so redete sich Drbal offenbar ein, seine Rasierklingen würden unter der Pyramide schärfer, denn flugs meldete er unter der Nummer 91304 die nichtsnutze Konstruktion zum tschechoslowakischen Patent an.
Seine erfreuten Mitesotheriker spornte das zu vielseitiger Pyramidenforschung an. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte behaupteten einige, herausgefunden zu haben, dass pyramidale
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