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Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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Mutter. Und wir sollten das Haus durchsuchen. Vielleicht finden wir einen Hinweis auf Patient 5.“
    Er nahm seinen Revolver, den er feinsäuberlich zerlegt in seiner Sporttasche durch den Zoll in Ottawa geschmuggelt hatte. Schon zu Beginn der Reise hatte er sich ein paar gute Verstecke für die Einzelteile überlegt, damit die Scanner des Zolls sie nicht fanden.
    Geduldig beobachtete er die Fenster des Hauses. Noch war alles dunkel. Er warf einen Blick auf seine Quarzuhr. „Erst zehn nach sieben. Gut. Die schlafen alle noch. Hast du das Klebeband?“
    Tan nickte und fischte es aus dem Handschuhfach. Er hatte auch einen alten Lappen als Knebel eingepackt. Sie würden Ian und Olivia Boroughs schon weichklopfen. Doch diesmal würde Zachary aufpassen, dass der Junge nicht wieder über die Stränge schlug. Es konnte durchaus sein, dass sie die beiden mit nach Südamerika nehmen mussten. Immerhin waren Mutter und Sohn die einzigen Familienangehörigen, die Patient 5, dieser Harvey Boroughs, noch hatte. Zachary wusste noch nicht, wie er sie nach Buenos Aires verfrachten sollte, aber wenn es hart auf hart kam, würde ihm schon etwas einfallen.
    Bisher war ihm immer etwas eingefallen.
    Zachary stieß Tan an, der gedankenverloren mit dem Klebeband spielte. „Was ist das denn?“, knurrte er und zeigte auf die andere Straßenseite.
    Zwei etwa sechzehn, siebzehn Jahre alte Jungen schlichen geduckt unter dem Küchenfenster des Reihenhauses vorbei und machten sich an einer Harley zu schaffen. Die beiden hatten Rucksäcke dabei, Jacken umgebunden und offenbar Probleme mit dem Zündschlüssel.
    „Gib mir mal das Foto“, forderte Zachary seinen Partner auf, der sich gerade einen Bonbon in den Mund schob. Mit klebrigen Fingern reichte Tan ihm das Bild. Ein kurzer Blick auf die Kopie des Ausweises, den ihr Auftraggeber ihnen nach Heathrow in einen Copyshop gefaxt hatte, genügte ihm. Es war Ian Boroughs. Der Junge, auf den ihr Chef sie angesetzt hatte.
    „Der klaut sein eigenes Motorrad?“, murmelte Tan ungläubig.
    „Bestimmt Daddys Karre.“ Zachary musste grinsen. Auch er hatte seinem Vater einmal den Wagen gestohlen, um dann sturzbetrunken in die Scheune ihrer Nachbarn zu fahren. Er hätte nicht sagen können, was schlimmer gewesen war: Der Unfall, bei dem er sich den Arm brach, oder die Tracht Prügel, die sein alter Herr ihm „schenkte“. Ich schenk dir eine Lektion, hatte sein Vater stets gesagt und seinen Gürtel genommen.
    „Die fahren! Die fahren los!“
    „Ich seh’s ja, ich seh’s ja.“ Hektisch drehte Zachary den Zündschlüssel. „Kümmere du dich um die Mutter. Frag sie aus. Ich schnapp mir den Jungen.“
    Tan öffnete die Tür und griff nach dem Revolver, aber Zachary schüttelte den Kopf. „Warte mit ihnen auf mich. Und reiß dich zusammen, klar?“
    Tan war noch nicht ganz ausgestiegen, als sie die Harley aufheulen hörten. Sie sahen, wie die Jungen beschleunigten und die schmale Straße hinunterrasten. Fluchend trat Zachary das Gaspedal des Mietwagens durch und ließ das Auto quietschend an Tan vorbeischießen, der grinsend am Straßenrand zurückblieb.
     
    Am liebsten hätte Ian die Arme ausgebreitet und den Fahrtwind am ganzen Körper genossen. Auch wenn er seine Muskeln schon nach wenigen Kilometern gespürt hatte, war das Gefühl grandios. Seit anderthalb Jahren fuhr er Moped und war ein paar Mal mit den Maschinen seiner älteren Freunde gefahren. Dies jedoch übertraf alles.
    Ein erhabenes Gefühl von Freiheit durchflutete ihn. Es fegte seine Angst vor der Zukunft hinweg und ließ ihn für ein paar Minuten die Trauer um Zero vergessen.
    Ian spürte, wie sich Bpm an ihn klammerte und irgendetwas von London faselte, aber er war schon weit fort. In Gedanken saß er gar nicht mehr auf der Harley. Er segelte bei vollem Wind, hatte plötzlich die Hoffnung, tatsächlich den Grund für seine Visionen und Zeros Tod zu finden.
    Ich werde sie jagen.
    Ich werde sie vernichten.
    Ein neuerliches, starkes Gefühl von Rache durchströmte ihn und vermischte sich mit der Freude, einen neuen Abschnitt seines Lebens zu beginnen. Endlich mehr über seinen Vater zu erfahren. Die Wahrheit und keine Lügen. Endlich etwas gegen die Geister zu unternehmen.
    Adrenalin rauschte durch seine Adern und er roch den neuen Sommertag so intensiv, als hätte es die letzten Jahre keinen Sommer gegeben.
    Ian ließ Southend-on-Sea hinter sich. Die kleine Stadt an der Küste mit ihrem Vergnügungspier und den in die Jahre gekommenen

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