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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schuppen, nicht größer als eine Hundehütte, der Artikel
     produziert, die in aller Welt verkauft werden. »
Eh bien, quoi, c’est magnifique, ça
!«, rief er.
    Der traurige Nordmann warf ein Lob für das Landleben ein; er meinte, Paris sei schlecht für Männer und Frauen. »
Centralisation «
, sagte er …
    Doch der Wirt sprang ihm sofort an die Gurgel. Es sei alles logisch, bewies er ihm, und alles fabelhaft. »Welch ein Spektakel!
     Welch ein Fest für das Auge!« Und die Tellertanzten unter einer Kanonade von Fausthieben auf dem Tisch.
    Um Frieden zu stiften, machte ich eine lobende Bemerkung über die Meinungsfreiheit in Frankreich. Ich hätte in kein größeres
     Fettnäpfchen tappen können. Sofort herrschte Schweigen, und es gab bedeutungsschweres Kopfschütteln. Das Thema gefiel ihnen
     nicht, so viel war klar; sie gaben mir zu verstehen, dass der traurige Nordmann wegen seiner Ansichten zum Märtyrer geworden
     war. »Fragen Sie ihn mal«, sagten sie. »Fragen Sie ihn nur.«
    »Ja, Sir«, sagte er auf seine ruhige Art, auf eine Frage antwortend, die ich gar nicht gestellt hatte, »ich fürchte, in Frankreich
     gibt es weniger Meinungsfreiheit, als Sie vielleicht denken.« Und mit diesen Worten senkte er den Blick und schien das Thema
     als beendet zu betrachten.
    Unsere Neugier wurde dadurch heftig angestachelt. Wie oder warum oder wann war dieser lymphatische Handelsreisende zum Märtyrer
     geworden? Wir schlussfolgerten sofort, dass es sich um eine religiöse Angelegenheit handeln musste, und kramten unser Wissen
     über die Inquisition hervor, das wohl hauptsächlich auf Poes grauenerregende Geschichte und die Predigt in
Tristram Shandy
zurückging.
    Am nächsten Morgen hatten wir Gelegenheit, der Frage auf den Grund zu gehen; als wir sehr früh aufstanden, um bei unserer
     Abfahrt eine mitfühlende Abordnung zu umgehen, stellten wir fest, dass der Held vor uns aufgestanden war. Er nahm sein Frühstück
     aus Weißwein und rohen Zwiebeln zu sich, wahrscheinlich um seinen Rang als Märtyrer aufrechtzuerhalten. Wir führten ein langes
     Gespräch und fanden trotz seiner Zurückhaltung heraus, was wir wissenwollten. Doch da gab es einen wirklich merkwürdigen Umstand. Zwei Schotten und ein Franzose scheinen in der Lage zu sein,
     eine geschlagene halbe Stunde zu diskutieren, während jede Nationalität die ganze Zeit über eine grundverschiedene Vorstellung
     von dem hat, worum es eigentlich geht. Erst ganz am Schluss entdeckten wir, dass seine Ketzerei eine politische gewesen war,
     und auch er bemerkte erst dann unseren Irrtum. Die Begriffe und der Eifer, mit denen er über seine politischen Überzeugungen
     sprach, passten unserer Ansicht nach zu religiösen Überzeugungen. Und
vice versa
.
    Nichts könnte für beide Länder charakteristischer sein. Politik ist die Religion Frankreichs, wie Nanty Ewart es ausdrücken
     würde: »Eine verd- - -t schlechte Religion«, während wir daheim den größten Teil unserer Bitterkeit für kleine Meinungsverschiedenheiten
     über ein Kirchenliederbuch aufheben oder über ein hebräisches Wort, das keine der Parteien übersetzen kann. Und vielleicht
     steht das Missverständnis stellvertretend für viele andere, die sich nie aufklären lassen, nicht nur zwischen Menschen verschiedener
     Völker, sondern auch zwischen den Geschlechtern.
    Was das Märtyrertum unseres Freundes angeht, war er ein Kommunist oder vielleicht auch nur ein Kommunarde, was etwas ganz
     anderes ist, und er hatte deswegen eine oder mehrere Stellen verloren. Ich glaube, dass auch ein Heiratsantrag von ihm zurückgewiesen
     worden war, oder es war nur seine sentimentale Art, über Geschäfte zu reden, die mich täuschte. Jedenfalls war er ein freundliches,
     sanftes Wesen, und ich hoffe, er hat mittlerweile eine bessere Arbeit gefunden und eine Frau geheiratet, die besser zu ihm
     passt.

Die Oise hinunter: Nach Moy
    Anfangs betrog uns Carnival aus Gewohnheit. Als er merkte, dass wir sorglose Gesellen waren, bedauerte er, dass er uns so
     billig hatte davonkommen lassen; er nahm mich beiseite und erzählte mir ein Ammenmärchen mit der Moral: weitere fünf Francs
     zugunsten des Erzählers. Die Sache war augenscheinlich absurd, aber ich bezahlte und ließ sogleich jede Freundlichkeit fallen,
     indem ich ihn von oben herab mit frostiger britischer Würde auf seinen Platz verwies. Er merkte sofort, dass er zu weit gegangen
     war und den Goldesel geschlachtet hatte. Er machte ein langes

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