Das Licht der Flüsse
den Tisch kreisen und suchte nach
Bestätigung. Seine Frau erschien hin und wieder in der Tür, von wo aus sie das Abendessen überwachte, und rief: »Henri, du
vergisst dich« oder »Henri, du kannst doch reden, ohne so einen Krach zu machen«. Tatsächlich war es genau das, was der ehrliche
Bursche nicht konnte. Bei der belanglosesten Angelegenheit leuchteten seine Augen auf, seine Faust hämmerte auf den Tisch,
und seine Stimme rollte wie launisches Donnergrollen. Ich bin noch nie solch einem Knallfrosch begegnet; ich glaube, er war
vom Teufel besessen. Er hatte zwei Lieblingsausdrücke: »Das ist logisch« oder »unlogisch«, je nachdem, und diesen anderen,
den er mit einem gewissen Übermut zum Besten gab wie jemand, der zu Beginn einer langen und klangvollen Geschichte ein Banner
entfaltet: »Ich bin ein Proletarier, verstehen Sie.« Ja, wir verstanden es sehr wohl. Gott behüte, dass ich ihn je in den
Straßen von Paris mit einem Gewehr herumfuchteln sehe! Dies wäre für das gemeine Volk kein glücklicher Augenblick.
Mir kam es vor, als ob diese beiden Phrasen das Gute und das Schlechte seiner Klasse und in gewissem Sinne auch seines Landes
ausgezeichnet repräsentierten. Es zeugt von Stärke, wenn jemand sagt, wer er ist, und sich dessen nicht schämt, auch wenn
es nicht unbedingt geschmackvoll ist, diese Bemerkung zu oft an einem Abend zu wiederholen. Bei einem Herzog würde ich das
natürlich nicht bewundern, doch so, wie es heute steht, ist es bei einem Arbeiter ein ehrenwerter Charakterzug. Andererseits
kündet es keineswegs von Stärke, wenn man sich auf die Logik verlässt,insbesondere auf die persönliche Logik, denn diese ist im Allgemeinen trügerisch. Wir wissen nie, wo wir enden werden, wenn
wir erst einmal begonnen haben, Worten oder Professoren zu folgen. Jeder Mensch hat in seinem Herzen einen aufrechten Wissensschatz,
der vertrauenswürdiger ist als jeder Vernunftschluss; die Augen und die Zuneigung und der Appetit wissen ein oder zwei Dinge,
die niemals in einem Streitgespräch geklärt worden sind. Philosophien gibt es so reichlich wie Brombeeren im Wald, und wie
Faustschläge können sie gerecht nach allen Seiten ausgeteilt werden. Lehrmeinungen entstehen und vergehen nicht durch Beweise,
sie sind nur deshalb logisch, weil sie scharfsinnig formuliert sind. Ein fähiger Disputant verteidigt seine gerechte Sache
nicht weniger als ein fähiger General. Doch Frankreich ist völlig besessen davon, ein oder zwei großen Worten nachzulaufen;
es wird einige Zeit vergehen, bis sie merken, dass es nur Worte sind, wie groß sie auch sein mögen; wenn das erledigt ist,
werden sie ihre Logik vielleicht weniger amüsant finden.
Die Konversation wurde mit Einzelheiten über die heutige Jagd eröffnet. Wenn sämtliche Sportsmänner eines Dorfes dasselbe
Recht haben, auf Gemeinland zu jagen, insofern sie bestimmte Quoten beachten, dann ergeben sich zwangsläufig viele Fragen
der Etikette und des Vorrechts.
»Also hier«, rief der Gastwirt, einen Teller schwingend, »hier ist ein Rübenfeld. Gut. Hier also bin ich. Ich geh also weiter,
nicht wahr?
Eh bien! Sacristi «
, und die lauter werdende Bemerkung wird zu einem Donnerhall aus Flüchen, der Sprecher blickt, um Mitgefühl heischend, in
die Runde, und alle nicken um des Friedens willen mit dem Kopf.
Der rotwangige Nordmann erzählte ein paar eigene Geschichten über seine Großtaten als Ordnungshüter: Eine bemerkenswerte handelte
von einem Marquis.
»Marquis, sagte ich, wenn Sie noch einen Schritt weitergehen, dann schieße ich auf Sie. Sie haben eine Gemeinheit begangen,
Marquis.«
Woraufhin der Marquis anscheinend an seine Mütze tippte und sich zurückzog.
Der Wirt applaudierte lautstark. »Gut gemacht«, sagte er. »Er hat getan, was er konnte. Er hat zugegeben, dass er im Unrecht
war.« Und dann folgte ein Fluch dem anderen. Unser proletarischer Gastgeber hatte auch keine Vorliebe für Marquis, doch er
besaß ein Gespür für Gerechtigkeit.
Vom Thema der Jagd wandte sich das Gespräch einem allgemeinen Vergleich zwischen Paris und der Provinz zu. Der Proletarier
trommelte zum Lob von Paris wild auf den Tisch. »Was ist Paris? Paris ist die Sahne Frankreichs. Es gibt keine Pariser: Sie
und ich und alle anderen sind die Pariser. In Paris liegen die Chancen für einen Mann, etwas aus sich zu machen, bei achtzig
Prozent.« Und er zeichnete das lebhafte Bild eines Arbeiters in einem
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