Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
vergrößern, wuchsen heran wie Früchte! Und mit der Größe nahm auch die Helligkeit zu.
Margrit atmete erleichtert durch. Ach so, die machten nur Licht! Nun konnte man genauer erkennen, dass es außer Diguindi und Nireneska noch sechs Soldaten waren, die sie bis hierher verfolgt hatten. Zwei von ihnen kauerten noch immer in Bodennähe, hatten die komischen Leuchtedinger aus hauchfeinen Röhrchen auf den Boden geschossen und schauten dabei zu, wie die sich in all dem Laub zu rekeln begannen. Huh, irgendwie grauselig!
Schon rollten die vier inzwischen zu faustgroßen Leuchtkugeln herangewachsenen Dinger suchend die Böschung empor. Blätter stoben auf und Sand und Moos spritzte!
Margrits nackte Füße flitzten aber bereits die andere Seite Richtung Wasser den Deich hinab. Sie staunte erneut über die plötzliche Geschmeidigkeit ihrer Muskeln. Leider sah sie immer schlechter durch ihre Brille. Sie konnte sich das nicht erklären und deshalb stolperte sie dann doch über einen kleinen Felsen, der irgendwo aus all dem Laub geragt hatte und rollte nun gemeinschaftlich mit Sand, Steinen und recht vielen Blättern das letzte Stück des Deichs hinab. Unten angekommen blieb sie erst einmal liegen, versuchte ruhiger zu atmen, bang dabei den Hang hinaufschauend und in die Stille lauschend.
Sie hörte die wütenden Stimmen der Hajeps hinter dem Deich. Wo waren plötzlich die komischen Leuchtedinger? Was würde nun geschehen? Würde Diguindi gemeinschaftlich mit Nireneska gleich den Hügel hinab geflitzt kommen? Die Helligkeit hinter dem Wall wanderte breitgefächert mit raschem Tempo immer höher. Kleine Bäumchen und struppiges Gebüsch zeigten sich immer deutlicher als schwarze Scherenschnitte vor einem hell erleuchteten Hintergrund, während die Leuchtkugeln oben auf dem Wall ordentlich nebeneinander erschienen.
Entsetzt lief Margrit Richtung Wasser. Der Main funkelte einladend wie ein silbern schimmerndes Seidenband durch die rabenschwarze Nacht, doch sein plätscherndes Gedröhn war nicht ungefährlich. Jetzt im Herbst führte der Main viel Wasser. Es gab hier reißende Strömungen, aber gerade die waren es ja, auf die Margrit baute. Sie musste schnell sein, wenn sie entkommen wollte und sie war Zeit ihres Lebens eine hervorragende Schwimmerin gewesen. Schon rollten die Kugeln den Hang hinab und oben standen Diguindi und Nireneska Seite an Seite mit ihren Männern und schauten dabei zu. Die leuchtenden Bälle schienen förmlich den Weg zu riechen, welchen Margrit gerade genommen hatte. Unten angekommen flitzten sie auch schon das struppige Ufer entlang, sausten sehr zum Amüsement der Hajeps, die noch immer von oben in aller Ruhe dabei zuschauten, Margrits Fersen hinterher, doch die sprang ihnen mit erstaunlicher Geschmeidigkeit immer wieder davon.
„Sei doch nicht immer so eigensinnig, Marktstamm!“ schimpfte Diguindis Samtstimme nun vorwurfsvoll zu Margrit hinunter. „Wirst noch dabei hinfallen, dir womöglich ein Bein brechen und dann haben wir den Ärger!“
Margrit schüttelte wild und fassungslos den Kopf, raste zum Fluss. Knapp vor der funkelnden Flut stoppte sie jedoch. Sollte sie das wirklich wagen? Vorsichtig tauchte sie die Spitze ihres Fußes in das graue Nass. Es war lausekalt und sie war nicht mehr so jung. Würde ihr geschlauchter Körper das noch alles aushalten?
„Marktschwamm, tue es nüscht!“ brüllte nun auch Nireneska fassungslos. Er schien richtig wütend zu sein,
„Xorr, wirr disch bräuschinn doch läbentisch!“
Konnte wirklich kein gutes Deutsch, der Typ! Da waren die Kugeln wieder und darum lief Margrit zügig in das Wasser hinein, zuckte aber bei jedem Schritt zusammen. Das Wasser war wirklich kalt wie Eis. War es vielleicht doch besser, wenn sie sich ihrem unausweichlichen Los beugte?
Da hörte Margrit auch schon wieder Diguindi zwitschern. „Tinninninn ... Marktschwamm, wenn das so weiter geht, werden wir wohl doch ein kleines bisschen boshaft werden müssen!“
Als ob sie sowas einschüchtern könnte! Schon umspülte das silberne Nass Margrits Hüften und sie begann heftig zu zittern. Trotzdem - nie der Willkür und dem Forscherdrang der Hajeps ausgeliefert sein! Lieber tot, als unter solchen fürchterlichen Umständen noch ein Weilchen leben! Sie warf wieder einen Blick zurück. Würden diese grässlichen Kugeln sie auch noch im Wasser verfolgen?
„Erbarmlische Lumanti, wirr brauchinn vielleischt deiner Gehürrn, deiner Organe!“ schnaufte der Rekomp nun noch
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