Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
aufgebrachter. „Wenne du nischt soforrta kommst, dann ...“
Margrit reichten die kleinen, schaukelnden Wellen inzwischen bis zum Hals und sie fühlte sich so, als würde sie inmitten von Eisschollen treiben. Ihr Herz krampfte sich zusammen, klopfte sehr unregelmäßig. Die furchtbare Kälte ließ sie nach Luft schnappen.
Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Nireneska rief Diguindi: „Jelson trawin!“
Da stoppten die komischen Lichtbälle, blieben einfach liegen, knapp vor den grauen Fluten. Würde nun etwas neues, völlig verrücktes passieren? Margrit schaute heftig keuchend zum Ufer. Gott sei Dank, die Kugeln rollten zurück, als wenn sie sich davor fürchten würden nass zu werden.
Zähneklappernd machte Margrit kräftige Schwimmstöße und bald hatte sie keinen Boden mehr unter den Füßen.
„Nein, nischt wegschwammen, Marktschwamm!“ brüllte nun Rekomp Nireneska, stampfte dabei mit dem Fuß auf und Diguindi raunte ihm wieder irgendetwas Beruhigendes zu.
„Höre zu kleine Lumanti“, begann Diguindi nach einem kurzen Gespräch mit Nireneska noch einmal. „Wir wollen uns gütlich zeigen und dich nicht bestrafen, obwohl das mit Ausreißern üblich ist. Wir wollen alle ...”, er machte eine kleine Pause, „nicht gesehen haben, dass du fort schwimmen wolltest, wenn du aus dem Wasser steigst und freiwildig zu uns kommst.“
Nireneska aber brüllte: „Wenn do nischt kammst, dann ...“
„... sind wir darüber sehr enttäuscht!“ setzte Diguindi ziemlich hastig hinzu.
Für einen Moment schwieg Nireneska verdutzt, schrie aber dann im Befehlston einfach weiter: „... dann wirr disch werrdinn jaginn wie einer Tier!“
„Es ist außerdem nicht gut, zu lange in diesem eisigen Wasser bleiben“, sprach Diguindi für seinen Rekompen in ruhiger Tonlage weiter, „da es für deine Gesundheit abträglich ist und wir begreifen erst recht nicht, dass du dich in die Stromschnellen treiben lassen willst, da wir wissen, dass da niemand lebendig im Tal ankommen kann.“
‚Rührend, einfach rührend!’ dachte Margrit und schwamm trotzdem weiter. Hach, sie hasste Diguindi, diese schleimige Natter mit einem Mal richtig. Dabei wusste sie, dass das nicht gerecht war, nach allem, was er für die Menschen getan hatte. Margrit sah nun, wie sich wieder einige der Hajeps hinkauerten mit diesen schmalen, röhrchenförmigen Geräten. Sie warteten, bis die Kugeln sich wieder verkleinerten und in den Röhrchen verschwinden konnten.
Währendessen beriet sich Rekomp Nireneska wieder mit Diguindi und seinen Leuten. Er war sehr verärgert und schüttelte immer wieder mit dem Kopf. Obwohl Margrit schon einige Sätze der hajeptischen Sprache zu übersetzen in der Lage war, konnte sie kaum etwas davon verstehen, weil das Rauschen des Wassers die Stimmen übertönte. Verdammt, was plante Nireneska jetzt?
Er war wütend, schien es nicht gewohnt zu sein, sich von Lumantis auf der Nase herumtanzen zu lassen. Man merkte ihm an, dass er nur sehr ungern dem Befehl folgte, die Lumanti zu schonen. Würden ihr Nireneska und Diguindi einfach hinterher schwimmen oder irgendwelche technischen Hilfsmittel nutzen, um sie wieder einzufangen? Würde es ihr gelingen zu entkommen, was zuvor noch keinem Menschen geglückt war?
Sie bewegte weiterhin kraftvoll und geschmeidig ihre mageren Arme und Beine, um sich von der Strömung erfassen und ins Tal hinab treiben zu lassen. Irgendetwas rief man ihr schon wieder zu. Sie hielt den Atem an, um es besser zu verstehen.
„Wir werden uns bemühen, Marktschwamm“, zwitscherte Diguindi, „diese kleine Hetzjagd möglichst kurz zu gestalten. Wir schätzen, dass wir dich in ungefähr fünf Minüten haben werden und ...“ Der Rest wurde von Wasser und Wind fortgetragen.
Margrit stellte fest, dass die Hajeps jetzt mit ihren Stiefeln ein wenig ins Wasser hinein gewatet waren. Merkwürdigerweise schienen sie dabei mit ihren Gewehren nicht Margrit, sondern die schimmernden Wellen anzuvisieren. Es knatterte schließlich ein bisschen oder bildete sie sich das nur ein? Einer der Soldaten hielt dabei einen kleinen, silbernen Kasten in die Höhe. Womöglich war der Kasten ein Gerät, mit dem man das Geplätscher, das ein Schwimmer verursachte, vom normalen Flussrauschen unterscheiden konnte? Margrit empfand bei diesem Gedanken mit einem Mal ein stärkeres Gefühl als Angst - Panik! Auf was hatte sie sich da nur eingelassen? Und es würgte sie wieder im Hals. Sie flatterte am ganzen Körper, japste nach
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