Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
Luft und schwamm dadurch recht unsicher weiter.
Doch dann hatte sie endlich die schneller werdende Strömung erreicht. Nun musste sie aufpassen, dass sie nicht auf die Felsen zu trieb, welche aus dem inzwischen schäumenden Wasser ragten. Schließlich hielt sie sich an einem der kantigen Brocken fest und verschnaufte. Wo blieben die Angriffe? Sie sah sich wachsam nach allen Seiten um und lauschte, wieder den heftigen Atem anhaltend. Außer dem Rauschen des Wasser, dessen Strömung an ihr hektisch sprudelnd vorbei zog, war kein weiteres Geräusch zu vernehmen und genau das empfand sie als beklemmend. Danox hielt sich indes, immer noch verborgen unter Margrits Hemd, mit seinen Fühlern an ihrer Schulter und Hals fest und hing dort wie eine geheimnisvolle Umhängetasche. Auch er spitzte wieder die kleinen Ohren. Margrit achtete nicht auf ihn, fragte sich nur, was sie wohl von dem schwarzen, wolkenverhangenen Sternenhimmel zu erwarten hatte. Würde sich dort bald eines dieser merkwürdigen Flugschiffe zeigen und etwas auf sie herab werfen? Oder kam es eher von den unheilverkündenden Ufern her, die sie umgaben? Kein verräterisches Licht blitzte dort hinten mehr auf, nicht der kleinste Funke. Margrits Verfolger waren inzwischen von der Dunkelheit der Nacht verschluckt worden.
Irgendwie beruhigt ließ sie den Felsen los, setzte mit kräftigen Schwimmstößen wieder ihren Weg fort. Es war irgendwie schrecklich, nur dieses Rauschen des Wassers zu hören! Hatten die Hajeps nicht von längstens fünf Minuten Fangzeit gesprochen?
Nebel kroch plötzlich über den breiten Silberstrom, dampfte wabernd über dem Wasser. Plötzlich segelte durch den Nebelschleier ein schwarzer, vogelähnlicher Schatten mit leisem Quietschen dahin. Er kam vom linken Ufer, von dort, wo sich Nireneska und Diguindi befinden mussten. War es überhaupt ein Vogel, oder ...?
Margrit strich sich das nasse Haar aus der Stirn, weil sie das komische Vieh besser in Augenschein nehmen wollte und ihre Kopfhaut ziepte dabei nicht nur gewaltig sondern sie hielt auch plötzlich ein dickes Haarbüschel in ihrer Hand! Warum jetzt auch noch das? Ihre Finger tasteten zitternd die Stelle am Kopf ab. Tatsächlich, dort war jetzt eine richtige kleine Glatze. Sie schluckte, versuchte sich zu beruhigen. Wirklich, sie hatte keine Zeit, sich auch noch darüber den Kopf zu zerbrechen. Viel wichtiger war im Augenblick immer noch dieser aufgeschreckte Vogel im Nebel. Was der wohl so dicht über dem Fluss wollte? Er war ziemlich groß, etwa wie ein Kranich, aber irgend etwas empfand Margrit fremd an ihm, hätte jedoch nicht genau sagen können, was es eigentlich war. Das Tier segelte im wallenden Nebel ziemlich unschlüssig über den Fluss, schien wohl keine Gefahr für Margrit zu bedeuten. Sie schloss für einige Sekunden die Augen, um sich den typischen Flug eines Kranichs vorzustellen und kam dabei zu dem Ergebnis, dass dies hier kein Vogel, sondern nur ein armseliger, plumper Roboter sein musste und tauchte auch schon, kaum, dass sie zu diesem Resultat gekommen war, mit großer Kraft tief in das Wasser ein.
Das war ihr Glück, denn dort unten über all den dunklen Wasserpflanzen zu Margrits Füßen schwebte abwartend eine über sieben Meter lange und etwa vier Zentimeter dicke Schlange. Dieses Tier - war es wirklich eines? Margrit war plötzlich sehr misstrauisch! - hatte offenbar die Zeit, die sie mit dem Vogel abgelenkt gewesen war, dazu genutzt, sich ihr von unten zu nähern.
‚Mein Gott!’ versuchte sie sich nun zu beruhigen. ‚Das ist ja gar keine Schlange, sondern nur ein Tau, ein dickes, fettes, steifes Seil, geflochten aus merkwürdigen Fasern! Vorne am Kopf ist möglicherweise ein Sender und das da oben könnten fühlerähnliche Antennen sein, und das Ding scheint irgendwie zu glimmen, nur dadurch konnte ich es im dunklen Wasser erkennen. Jedoch muss ich mich ruhig verhalten, denn die feinen Fühler bewegen sich unauffällig, es scheint nur darauf zu lauern, sich um meine Beine oder Taille ringeln zu wollen und dann ... dann wird dieses schreckliche Ding mich zu den Hajeps schleppen!’
Sie knirschte vor Verzweiflung und Wut mit den Zähnen, die komischerweise mächtig zu wackeln begannen. Es war zum wahnsinnig werden, was alles Schreckliches fast gleichzeitig passierte! Schon jagte sie hinauf, um Atem zu holen, blickte jedoch vorsichtshalber über die Schulter. Entsetzlich, das Ding bewegte nun den elastischen Körper, war schlagartig aus seiner Starre
Weitere Kostenlose Bücher