Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
schaute nach. Es schien ein ziemlich hübsches, glänzendes Teil von einem großen, kostbar verziertem Stein zu sein.
„Danox?“ wisperte sie plötzlich verblüfft. Sie war sehr traurig, dass der nun so zertrümmert war und suchte sofort nach weiteren Teilen, die von ihm übrig geblieben sein konnten. Vielleicht konnte man die später irgendwie zusammenfügen! Ab und an blickte sie nachdenklich zum Himmel. Er war also genau hier abgestürzt. Komisch, zwischen den dichten Baumkronen? Auch das zweite Stück fand sich schnell, denn es lag nur wenige Meter von diesem entfernt in einer Baumhöhle. Margrit verbarg die beiden Teile in der hübschen Bluse des Zigeunermädchens und suchte noch ein Weilchen nach dem dritten Stück. Schließlich gab sie auf.
Sie konnte ihrem guten Gehör danken, denn wenig später entdeckte sie tatsächlich den ersten Wohnwagen der Zigeuner, welcher für diese Zeiten geradezu luxuriös ausgestattet war und sich am Rande des Hauptlagers befand. Sie hörte Stimmen von dort und Musik herüberschallen und das Motorengebrumm eines Wohnkombis, der wohl gerade hinzu gekommen war.
Ein älterer, hagerer Mann mit weißem Schnauzbart war gerade durch die Tür seines bunt bemalten Wagens eine kleine Treppe hinuntergestiegen und ihm folgten vier Männer, die Halstücher trugen und schwarze Hüte.
Margrit zögerte, sollte sie ihnen sofort entgegen laufen und schildern, was gerade geschehen war? Oder würde man mit ihr böse sein, weil sie sich einfach die Sachen des Mädchens angeeignet hatte? Ziemlich unsicher näherte sie sich daher dem Wagen. Konnte man die Zigeuner bitten, sie von hier weg zubringen? Vielleicht war es ja auch gut, wenn gleich alle im Lager Bescheid wussten, dass Hajeps in der Nähe herumgeisterten, und sie deshalb sofort von hier verschwinden sollten! Schließlich war das Mädchen bereits von irgendjemandem grausam umgebracht worden. Aber ... wie sollte sie das eigentlich diesen armen Menschen mitteilen?
Schon trennten Margrit nur noch wenige Meter von diesem Schnauzbart und seinen Männern, die Margrit seltsamerweise gar nicht beachteten, obwohl sie bereits gut sichtbar in die Lichtung getreten war.
Vielmehr blickten die Zigeuner in den Wald hinter Margrit. Sie schienen ziemlich nervös zu sein. Der Schnauzbart schob sich jetzt an seinen Männern vorbei, um wieder in den Wohnwagen zu klettern und er zeigte sich wenige Sekunden später im Eingang mit mehreren Gewehren in den Armen.
Komischerweise meinte Margrit fast gleichzeitig ein ihr recht bekanntes, helles Summen zu hören. Donnerwetter, das war ja Danox Warnsignal! Allerdings erklang es diesmal zweistimmig. Die beiden Stücke von ihm funktionierten also noch. Margrit drehte sich deshalb sofort nach hinten um. Alle Wetter! Dort kamen ja Hajeps, nicht nur vier, fünf ... nein ... es war gleich eine ganze Schar! Margrit zählte etwa dreißig Mann!
Rodrigo, wie die Männer den Schnauzbart nannten, riskierte wohl keine Flucht mit dem Auto, weil er die Hajeps nicht in Versuchung führen wollte, ihn zu verfolgen und die Reifen zu zerschießen. Er kannte offenbar ihre hochgefährlichen Waffen und wollte mit ihnen in Frieden auskommen, doch händigte er seinen Männern sicherheitshalber Gewehre aus, ehe die Jimaros nahe genug heran waren.
Margrit glaubte, in dem vordersten der Soldaten Nireneskas gedrungene und kräftige Gestalt zu erkennen. Sie war darüber so erschrocken, dass sie sich nur noch rückwärts auf die Zigeuner zu bewegte. Das war ihr Glück, denn Rodrigo, der erst jetzt auf Margrit aufmerksam geworden war, meinte, seine Enkeltochter vor sich zu haben und war in großer Sorge um sie. Er rief ihr einiges auf Spanisch zu, gemahnte sie wohl, schnellstens zum Wohnwagen zu laufen, aber gerade das traute sich Margrit nicht mehr.
Die Hajeps trugen keine Helme, weil sie wohl keinen Widerstand erwarteten und es war das erste Mal, dass die Zigeuner den Feind so leibhaftig vor Augen hatten. Dementsprechend erschrocken starrten sie in diese roten Augen, betrachteten die graublaue Haut, und selbst Rodrigo vergaß, seinen Mund zu schließen.
Nireneska verlangsamte nun sein Tempo, streckte sogar, kaum dass er und seine Soldaten die Lichtung betreten hatten, die Hand zum Gruß den Zigeunern entgegen! Margrit merkte deutlich, wie er angestrengt nachdachte, denn er hatte Diguindi nicht dabei. Die Stirn und Nase gekraust überlegte er, wie er sein Anliegen den Zigeunern verständlich machen konnte.
„Nemme Lumanti mit!“ erklärte
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