Das Licht der Hajeps (German Edition)
besser, wenn ich vorbereitet bin auf das, was auf uns zukommen könnte.“
„Ich … ich weiß aber, wie sie aussehen!“ nuschelte Tobias undeutlich hinter Julchen hervor. Und ein zittriger Finger schob sich nach oben, als ob er sich melden würde. „Ganz scheiße sehen sie aus. So echt scheiße wie Spinnen immer ausschauen!“
„Stümmt“, ächzte Julchen und zog dabei einen Faden, diesmal aus dem Saum ihres Pullovers. „So wie Kreuzspinnen, Tobias und mit vielen Freunden! Das hast du vergessen!“
„Stümmt“
„Es sind lediglich den in unseren Museen ausgestellten Steinzeitwesen ähnliche Kreaturen … nur etwas klobiger!“ kam der junge Bursche den beiden Damen zuvor. Er sprach ziemlich ruhig, doch innerlich schlug ihm das Herz bis zum Halse. Hatten ‚sie‘ sich retten können, nachdem sie den Pajonit kampfunfähig gemacht hatten? Oder waren weitere als Menschen getarnte Hajep-Roboter zur Hilfe gekommen?
„W ... woher wissen Sie das?“ stotterte Margrit mit großen, verwirrten Augen.
„Ich habe solche Wesen vor längerer Zeit auch einmal gesehen!“ fügte er mit belegter Stimme hinzu.
„Aber sie sind schrecklich!“ stieß die kleine Frau mit dem Knoten, immer noch entrüstet wegen seiner Gelassenheit, hervor. „Sie tragen zwar weite Umhänge mit Kapuzen über ihre fast nackten Körper, aber sie haben grünes Kraushaar auf dem Kopf und auf den Armen und gelbe, vorstehende Zähne im Gesicht!“
„Ja, sie haben richtig scharfe Zähne!“ pflichtete deren Schwester eifrig bei. „Und sie sind tückisch und haben ganz kleine, tiefliegende Augen unter ihren wulstigen Stirnen, die wie glühende Kohle im Dunkeln leuchten. Sie haben klobige Pranken und sind riesig.“
Der Hüne sah jetzt gar nichts mehr hinter Julchen und sagte: „Naja, ob riesig oder nicht ist so eine Sache. Mir reichen diese … äh … Bestien nur … na, sagen wir mal“, er bewegte jetzt seine flache Hand waagerecht neben sich bis knapp zu seiner Schulter, um deren Größe den Kindern vor Augen zu führen, „bis hier. Ha, und davor haben wir doch keine Angst, nicht wahr?“
Ein zitteriger Haarschopf kam zögernd hinter Julchens Schulter zum Vorschein und als sich schließlich ein Auge zeigte, zwinkerte ihm der junge Mann einfach zu. „Auch wenn sie ein bisschen grün sind, stimmt’s? Denn, was macht das schon, die moosige Farbe, pah! Die haben nämlich in Wahrheit selbst Angst, wisst ihr!“
„Ohne Sch … äh … in echt jetzt? Die … die haben auch Schiss?“
„Das ist anzunehmen, Tobias!“ erklärte der Bursche und wusste in diesem Augenblick, wie Recht er damit hatte. Er räusperte sich. Sollte er nun weitersprechen oder nicht? Schließlich sagte er fest: „Wahrscheinlich sind sie beim Bau einer der großflächigen ‚ Wranos ‘ wegen der unmöglichen Lebensbedingungen fortgelaufen und man spielt mit seinem Leben, wenn man das wagt. Dass Trowes Menschen ohne triftigen Grund anfallen“, er lachte möglichst vertrauenerweckend, „ist ein Märchen!“
„Das … das ist ja eine Unverschämtheit!“ kreischte die kleine Frau mit der Dauerwelle von hinten wütend aus der Menge. „Wollen Sie etwa darauf anspielen, dass ich und meine Schwester gelogen hätten?“ Diese nickte empört.
„Die Steinzeitwesen sind gewiss auf der Flucht!“ erklärte er so freundlich wie zuvor. „Es sind ‚ Gowanus ‘ , besonders starke Sklaven für den Bau, und werden sich kaum mit Beißereien aufhalten. Die Menschen sollten sich nicht unnötig bange machen lassen, sondern lieber überlegen, wie sie das Problem ‚Hajeps‘ am besten anpacken könnten und dazu gehört zunächst einmal, dass sie alles Fremdartige nicht gleich als etwas Feindliches ansehen sollten, sondern sich eher mit diesen Sklavenvölkern der Hajeps zusammentun, denn DIE kennen ihre Herren länger als wir!“
Da wurde es wieder laut im Abteil, denn viele Leute hatten auch etwas über außerirdische Sklaven gehört. Menschen waren bereits den unterschiedlichsten Wesen begegnet, doch man war sich nicht im Klaren, ob die nun wirklich alle so harmlos waren, wie es ihnen der junge Mann weiß machen wollte. Einige lästerten hinter vorgehaltener Hand über den kecken Burschen und böse Blicke wanderten wieder zu ihm. Doch Margrit schaute ihn nicht nur mit vor Begeisterung leuchtenden Augen an, sie verließ ihren Platz, obwohl sie Paul daran zu hindern suchte, und schob sich bis zu ihm durch.
„Endlich ein Mensch der trotz aller Wirrnis die Ruhe bewahrt“,
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