Das Licht der Hajeps (German Edition)
stieß sie aus. „Wie konnten Sie nur ein derartiges Wissen erlangen? Wer sind Sie wirklich?”
Obwohl es laut war, hatte er sie verstanden. Er lächelte, deutete eine Verbeugung an und nahm ihre Hand.
„Mein Name ist Georges de Mesà und es ist mein Hobby, Filme und Tonaufzeichnungen über die Lebensart und kriegerische Vorgehensweise ‚Pasuas und Scolos‘ gegen die Menschen zu machen und letztere genau zu analysieren.“
„Hajeps sind scheu und gefährlich! Solch ein Wissen kann man nicht ganz alleine erlangen!“ konterte Margrit stirnrunzelnd. „Los, endlich heraus mit der Sprache, wer hilft ihnen, wer unterstützt Sie?“
Für einen Moment zögerte er.
„Mir hilft niemand“, sagte er etwas leiser, denn er war nicht ehrlich. Aus dem Augenwinkel sah er, wie auch Paul seinen Platz verließ, wohl, um zu diesem Muttchen hinüberzulaufen.
„Das nehme ich Ihnen aber nicht ab!“ meinte Margrit und schaute ihm fest ins Gesicht.
„Pech gehabt!“ knurrte er grinsend, wich jedoch ihrem Blick aus.
„Na schön, sprechen wir von etwas anderem. Sie sind Franzose und adelig? Ihr Name klingt irgendwie danach."
„Zur Hälfte“, erklärte er verschmitzt, „und wer sind Sie?“ Er betrachtete sie nicht nur sehr interessiert, sondern behielt auch noch immer ihre Hand in der seinen. Er hatte schöne, lange Finger und seine Hand war wunderbar warm und fest.
„Oooch, nichts besonderes. Ich heiße Margrit Schramm, war für sechseinhalb Jahre Schulpsychologin, Religionslehrerin und so weiter und jetzt bin ich nichts … naja … vielleicht ein bisschen Mutter!“ fügte sie hinzu.
„Mutter zu sein ist mehr als Sie denken!“ erklärte er nachdenklich und nun sah er, wie sich auch Tobias durchs Gedränge schob, um zu seiner Mamms zu kommen. Ihm folgte dicht auf den Fersen Julchen. Wieder mal einen ihrer Ärmel im Munde habend.
„Wollen Sie nach Frankfurt?“ fragte George.
„Wir steigen in Hornberg aus, um dem Gedränge zu entgehen und machen uns am nächsten Tag mit dem Rad nach Coburg auf“, gab Margrit bereitwillig Auskunft, „von dort weiter nach Reichenberg bei Würzburg, wo wir für immer bleiben wollen.“
„Und wovon wollen Sie leben?“ fragte der Bursche weiter und setzte sehr eilig selbst hinzu. „Wollen Sie in einer der Fabriken, die dort erstaunlicherweise noch intakt sind und die Würzburg und die anderen umliegenden Ortschaften mit dem Notwendigsten beliefern, arbeiten?“
„Nein“, sagte Margrit ruhig und trat einen Schritt zurück, da sich Tobias bis zu ihnen durchgewühlt hatte und sich nun mit misstrauischem Blick auf George vor sie schob. Auch Julchen hatte sie nun erreicht und klammerte sich Besitz ergreifend an Margrits Arm.
„Nein?“ wiederholte der Bursche erstaunt. „Und mit welcher Arbeit werden Sie sich dann über Wasser halten?“ Er schien ziemlich hartnäckig zu sein.
Margrit sah in diese rätselhaften grünen Augen. „Ach, wir werden …“, begann sie etwas zögerlich, wurde aber von Paul ziemlich hektisch von hinten am Hemd gezupft.
„Ich kann mich auch über Wasser halten!“ erklärte nun stattdessen Tobias. „Ich kann nämlich schwümmen … oder ich bau’ mir ein Floß … nein, besser ein Schiff, solch ein ganz großes oder …“
„Bist du verrückt geworden?“ zischelte Paul zu Margrit, während sich die dunkle Gestalt zu Tobias hinunterbeugte, um ihn bei all dem Gesprächslärm besser zu verstehen. „Willst du ihm ALLES über uns verraten? Mein Gott, du hast gewiss bereits viel zu viel erzählt!“
„Komm, Paul, erst andauernd blöde Witze über verwandelte Menschen machen und dann plötzlich selbst daran glauben. Das geht bei mir nicht durch!“
Margrit beobachtete aufmerksam, wie nett sich dieser George nun mit ihren Kindern unterhielt.
„Muss es aber, Margrit“, wisperte Paul trotzdem weiter, „denn diesmal bin ich mir wirklich nicht so sicher!“
„Also Paul, wirklich, das hätt` ich nicht von dir gedacht, dass ausgerechnet du so einen Quatsch …“
„Das ist vielleicht gar kein Quatsch, Margrit, du meine Güte, begeistere dich doch nicht immer so für wildfremde Leute!“
„Ich begeistere mich für wen ich will, Paul!“
Der junge Bursche hingegen schaute weg, blickte wieder aus dem Fenster. Er tat dies weniger aus Verlegenheit oder gar Neid, sondern er beobachtete mit schmalen Augen recht konzentriert den Himmel. Würde dort bald ein ‚ Kontrestin ‘ oder gar ‚ Djetanos ‘ wie aus dem Nichts erscheinen? Wer hatte den
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