Das Licht der Hajeps (German Edition)
wieder einfangen können und brutal vor den Augen möglichst vieler ihrer Kameraden bestraft und verstümmelt, manchmal, wenn sie die Sklaven nicht brauchten, sogar hingerichtet.
Oh Slorbungra, hoffentlich irrtest du nicht, und du, der du nur Lagerleben und gehorchen gewöhnt bist, fandest dich in diesem Bergland zurecht und bist deinen Verfolgern entkommen, denn sonst … schlimm wird es dann auch für uns.
Er hatte Slorbungra nicht die Waffe geben müssen, denn nach alter Trowensitte war um den Grund ihres Streites gegeneinander gekämpft worden, Mann gegen Mann, und obwohl Slorbungra jünger war, hatte er, Worgulmpf, ihn besiegt und zu Boden gedrückt.
Oh Slorbungra, wirst du bereits gefoltert, oder dein Weib oder gar eines deiner Kinder oder deine fünf Freunde, die dir in großer Treue gefolgt sind? Verratet ihr alle in diesem Augenblick vielleicht, wo wir sind? Wer die Wunderwaffe bekommen hat?
Er schaute verzweifelt nach hinten. Sie mussten aus diesem Dörfchen endlich hinaus, jenen langen Weg nehmen über die Berge und durch dichte Wälder und dann würden sie zu einer Stadt kommen mit Namen Eibelstadt, dicht am Feind, an Zarakuma vorbei. Doch waren die Behausungen der ‚Maden‘ auch wirklich so sicher, wie es der geheimnisvolle Georgo versprochen hatte?
Er war ein Verrückter, denn er hatte sich über die ‚Bombe‘ unangemessen gefreut, die sein Sohn Gulmur von der ‚ senizischen ‘ Nackttänzerin Cobatika geschenkt bekommen hatte, weil es Gulmur durch eine List gelungen war, diese vor einer furchtbaren Tracht Prügel durch einen der lotekischen Aufseher zu retten.
Sein Blick blieb nun an seinem Jüngsten haften, der die lange Flucht noch für einziges spannendes und lustiges Abenteuer hielt.
Er hatte keinerlei böse Erfahrungen, weder mit Lumantis noch Loteken noch mit Hajeps, gemacht. Kein Wunder, er und seine Freunde hatten ihn von Geburt an versteckt!
Noch streichelte der Kleine ahnungslos seinen komischen ‚Wrol‘ der ständig fauchte und das ganze Gesichtchen strahlte dabei.
Entschlossen fletschte Worgulmpf jetzt sein gefährliches Gebiss, das sie ihm seltsamerweise gelassen hatten, und er schaute auf seine drei treuen Freunde Bagala, Orgoro und Djebawa. Nein, er durfte diesmal nicht versagen und nicht zögern! Er musste alles Erdenkliche tun, dass sie keinen von ihnen fanden. Würde der Tarnnebel noch für eine Weile halten? Er kannte die Zeiteinstellungen nicht.
Müde hob er den haarigen Arm und setzte sich in Bewegung.
Er blickte sich dabei nicht um, denn er wusste, dass er auch ohne Tarnglocke gehen konnte, wohin er wollte, sie würden ihm folgen … bis in den Tod!
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Der Weg war lang, nass und schlammig und am Anfang glaubte Margrit kaum, dass man solch eine gewaltige Strecke zu Fuß bewältigen könnte. Zwar hatte das Nieseln aufgehört, aber dennoch wirkte der Himmel grau und regenschwer, besonders in der Ferne! Dort war es ziemlich finster. Noch heute würde es ganz bestimmt ein gewaltiges Gewitter geben! Man fror in den feuchten Kleidern und der Wind war kalt.
Stunden vergingen und immer wieder stöhnte Julchen in ihrem Fahrradsitz, während sie sich die kalten Fingerchen rieb: „Mammimammi, warum sind wir denn nur nicht im Zug geblieben? Die anderen hatten es viel besser, viel, viel besser. So!“
Und Tobias sagte schon seit einem ganzen Weilchen gar nichts mehr, was zur lang ersehnten Erholung von Pauls Nerven beitrug.
Das fiel dem Jungen schließlich auf und da ihm langweilig war, kam er auf den Gedanken, doch lieber weiter zu weinen, diesmal nicht wegen Munk, sondern weil alles so schrecklich war. So begann er zunächst in einem hellen Fistelton zu wimmern und er beobachtete dabei Paul und hörte sich selbst zu, und weil der keine Notiz davon nahm, griff er sich seinen ‚Blaui ‘ , nahm ihn fest in die kleine, verfrorene Faust und ließ die erste Träne einfach darauf tropfen.
Das war sehr apart und mal was anderes. Er hielt den Kopf schief und ließ die nächste ganz langsam die Nase hinab und dann auf seine ,Erde ‘ tropfen. Ja, ja, es regnete nun dort, es regnete Tränen! Dieser Gedanke war so furchtbar traurig, dass er darüber laut aufschluchzen musste – Ströme von Tränen ergossen sich jetzt über die Kugel. Das war richtig toll, und darum heulte Tobias wie noch nie, um dabei die schimmernden Tränen zu beobachten, wie sie an der Kugel hinunterflossen und sich mit dem echten Regen vermischten.
„Langsam beginne ich mir wirklich Sorgen um
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