Das Licht der Hajeps (German Edition)
Margrit erschrocken, dann aber verzog sie skeptisch ihr Gesicht. Der Mann kam bestimmt von dort, wo eben noch Hornberg gestanden hatte. Was war aber, wenn sie einen gut getarnten Außerirdischen vor sich hatten?
„Nehmt mich mit!“ bettelte der Dörfler verzweifelt.
Irgendwie hatte er kalte Augen. Und seine ganze Art … war die nicht recht künstlich? Außerdem roch er stärker als sie selber nach diesem seltsamen Pflanzenrauch.
„Warum zögert ihr?” ächzte er. „Ihr könnt mich denen doch nicht einfach überlassen. Die … die sind hier alle gelandet und wollen uns Dörfler der Reihe nach erschießen!” Er wies nach rechts, wo hinter kleinen Hügeln hohe Buchen, Fichten und Tannen einem die Sicht versperrten. „Guckt nicht so ungläubig. Einige von denen“, er schluckte, „suchen noch immer den ganzen Wald uns ab.“
„Langsam, langsam!“ George streckte ihm die kräftige Hand entgegen. „Die sind also hier in der Nähe doch gelandet? Wie viele?”
„Na, so acht bis zwölf Gleiter haben sich dort irgendwo abgesetzt.” Er wies nach links.
„Was ist eigentlich genau passiert?“ George zog den Kerl nun vollständig zu sich hinauf und dieser griff feste zu, riss den Burschen dabei fast vom Rad.
„Hoppla!” lachte der verdutzt, hielt aber dennoch die Balance. „Sie sind ja ganz schön stark!”
„War ja auch früher Meister – allerdings im Leichtgewicht“, keuchte der Dörfler und stützte sich dabei so hart auf George, dass dieser für einen Moment in die Knie gehen musste. „Das, mit dem Leichtgewicht, kann man kaum glauben!“ ächzte George deshalb überrascht, „Aber hier ist der Weg ja auch stark abschüssig!“
„Denkst du das gleiche, was ich denke?“ wandte sich Paul indes wispernd an Margrit.
Diese nickte beklommen. „Du meinst, der Mann ist in Wahrheit gar kein echter, sondern ein …?“
„Sehr richtig! Und jetzt ist die Gelegenheit günstig “, flüsterte er weiter.
„Um zu fliehen?”
„Genau! Solange dieser George mit dem Mann beschäftigt ist, sollten wir die Zeit nutzen, von hier wegzukommen und zwar – so schnell wie möglich! “
Margrit nickte stumm. Die ganze Familie wusste sofort, worum es ging. Jeder brachte sich erstaunlich rasch aus der Reichweite der beiden merkwürdigen Männer und dann liefen sie weiter hinein in die Berge.
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„Ich weiß nicht, aber irgendwie mache ich mir jetzt Vorwürfe!“ murmelte Margrit wenig später. „Ich glaube, wir haben übernervös reagiert. Ob das noch die Wahrheit war, was die Leute im Zug erzählt haben? Die Menschen spinnen doch immer mehr! Warum sollten sich Hajeps oder Loteken tarnen, wo sie uns sooo weit überlegen sind?“
„Sag bloß, du willst jetzt noch umkehren!“ murrte Paul entgeistert. „Dir ist alles zuzutrauen!“
„Na ja, das vielleicht nicht, aber wir könnten auf die Beiden warten! Sieh mal, Paul, dieser Mann ist nicht nur körperlich in schlechter Verfassung, seine Psyche ist auch …“
„Das ist wieder mal typisch!“ zischelte Paul erbost. „Die Psyche! Kannst du nicht mal diesen Kram außer Acht lassen? Vielleicht denkst du endlich an uns!“ Und er tappte mit den beiden Koffern in den Fäusten zornig weiter. „Was ist, wenn vielleicht sogar beide …“
„… Hajeps sind?“ Margrit wusste auch nicht warum, aber bei diesem Gedanken musste sie plötzlich lachen.
„Wohl ganz meschugge geworden, was!“ schimpfte er. „Aber das ist ja typisch für Leute mit Psycho-Berufen! Die Beiden wären nämlich in der Überzahl!”
„Überzahl oder nicht! Sie wären uns als Hajeps ohnehin überlegen!” schnaufte Margrit, während sie das Rad höher schob. Dann blieb sie einfach stehen. „So geht das auf jeden Fall nicht weiter! Wir sind alle völlig übermüdet, müssen endlich rasten!”
„Wäre wirklich prima“, stimmte auch Elfriede zu, “denn das würde meinen Füßen gut tun. Besonders Munk könnte …“
„Ja, und?“ platzte Paul dazwischen. „Dann können die beiden Hajeps …“
„… Loteken, Paul“, verbesserte ihn Margrit.
„Ist mir doch egal!!“
„Pa … aul!“
„Also, die können uns dann in aller Ruhe einholen. Wollt ihr etwa auf sie warten, mit ihnen kämpfen? Das haben schon viele versucht und mussten es teuer bezahlen!“
Er hielt abermals schnaufend inne und setzte die Koffer wieder ab. Es war schon schlimm. Da hatten sie wohl Recht, denn die Pausen, die auch er inzwischen machen musste, wurden immer häufiger. Er versuchte sich
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