Das Licht der Hajeps (German Edition)
sein Fernrohr hervor und sah damit den Weg hinunter.
„Komisch“, stellte Elfriede fest und blickte an sich selbst hinauf und hinunter, „der Staub hat sich gar nicht auf uns niedergelegt. Eigentlich müssten wie jetzt grünlichgrau bestäubt aussehen! Aber wir stinken, stinken nach diesem Zeug!“
George zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, warum das so ist, aber die Loteken haben wahrhaftig gründliche Arbeit geleistet“, brummte. Er schüttelte fassungslos den Kopf und blickte dann weiter durch das Fernrohr. „Chiu-Natras Jäger haben Hornberg dem Erdboden gleich gemacht! Oh - oh! Das wird den guten Sotam-Sogi aber gar nicht erfreuen! Auch wenn die Natur dabei verschont geblieben ist. Sollte mich nicht wundern, wenn hier gleich diverse hajeptische Kampfflugzeuge am Himmel erscheinen werden!“
Er lachte nun merkwürdig in sich hinein, während die kleine Familie, nachdem sie Rad und Koffer wieder ergriffen hatte, langsam weiterging.
„Ist er nun ein Hajep oder nicht?“ erkundigte sich Muttchen ziemlich verwirrt bei Paul, mit dem sie nun voran lief. „Oder … ob ich ihn mal frage?“
„Nein, Muttsch, das lass mal hübsch bleiben!“
„Warum?“
Paul überhörte die Frage einfach und zog stattdessen das Tempo etwas an, um es Muttchen zu erschweren, unpassende Fragen zu stellen. Und vielleicht gelang es ihnen ja sogar, diesen George abzuhängen, so beschäftigt, wie der im Moment war. Doch zu seinem Ärgernis hatte der soeben seine Beobachtungen abgeschlossen und trat kräftig in die Pedalen, um sie einzuholen. Schon war er wieder bei ihnen.
„Gut, dass Sie uns wieder eingeholt haben“, zwitscherte Muttchen eifrig, „da kann ich sie ja gleich mal was fragen.“
„Nein, das fragst du ihn nicht!“ zischelte Paul aufgeregt zu ihr hinüber.
„Paul, du weißt doch gar nicht, was ich fragen will!“
„Doch, weiß ich, und darum hältst du den Mund!“
„Sind Sie …“
„Nein, Muttsch!“
„Ist er immer so nervös?“ wandte sich der Hüne irritiert an Margrit.
„Nein, ich weiß auch nicht, was er heute hat.“
„Sind Sie sicher, dass es tatsächlich nur Loteken waren, die das alles angestellt haben?“ brachte Muttchen nun endlich ihren Satz zu Ende und Paul atmete hörbar aus.
„Da bin ich ganz sicher“, antwortete George bereitwillig.
„Aber warum haben sie das getan?“
„Sie müssen sich aus irgendeinem Grund über die Menschen dort geärgert haben.“
„Sie schildern das vielleicht in einer kalten Tonlage!“ empörte sich Elfriede. „Sie sind doch so ein adretter junger Mann, aber das berührt Sie wohl gar … aber, da ist ja Munk!”
„Munk?” wiederholten der Hüne verdutzt.
„Unsinn!” knurrte Paul. „Du hast dich sicher verguckt, deine Augen sind nicht mehr die besten!”
„Ich habe gute Augen für mein Alter!“ fauchte Elfriede. „Oh, Munk, Munk! Mein bester, mein allerschönster Munk ist wieder da!”
Alle spähten umher, konnten jedoch nichts entdecken.
„Ich glaube die nervlichen Belastungen werden inzwischen meiner Mutter zu viel”, wisperte Margrit zu Paul mit besorgter Miene, „denn jetzt sieht sie schon Dinge, die es hier gar nicht geben kann! Du weißt, ich kenne mich da aus!”
Paul nickte verdrießlich.
„Nanu? Wo ist er denn jetzt?” kreischte Elfriede verzweifelt. „Munk, Mu-unk! Wo bist du nur, mein Schnuckelchen, wo bist du-huuu?” Sie reckte den mageren Hals, hielt Ausschau nach allen Seiten.
„Ach, was huscht einem nicht manchmal so alles mal vor der Nase herum“, mischte sich jetzt auch George wieder ein und wedelte dabei ziemlich nervös eine Fliege fort, „und dann ist es – husch – wieder weg! Da machen wir uns nichts draus, gelle?“
„Ich mache mir aber viel draus … aus Munk! Und habe ihn wirklich gesehen“, beharrte Muttchen engstirnig und stampfte mit dem Fuß auf.
Paul ächzte herzzerreißend. Wie gut, dass wenigstens er in dieser verrückten Gruppe normal war! Und weiter schleppte er seine Koffer.
„Hör mal, Mutter!” rief Margrit in einem ruhigem, aber auch recht energischen Ton. „Es kann nicht dein Kätzchen gewesen sein, was du gesehen hast. Das geht einfach nicht, verstehst du?” Ihre Augen klimperten nervös.
„Munk ist ja auch nicht gegangen sondern gehuscht!” merkte Elfriede, immer noch sehr aufgeregt, an.
„Das meinte Margrit damit natürlich nicht“, unterstützte sie Paul und seufzte noch lauter, da er jetzt vom vielen Schleppen Schmerzen bis hinauf zu den Schultern hatte.
Weitere Kostenlose Bücher