Das Licht der Hajeps (German Edition)
„Sie meint: Wie soll es dein Munk, wenn er aus dem Fenster des Zuges gesprungen ist, diese vielen Kilometer bis hierher geschafft haben - und vor allem so schnell?”
Das leuchtete Muttchen irgendwie ein. Dennoch hörte sie nicht auf, in jedem Felsspalt, nach ihrem Kater zu suchen.
Kapitel 11
Munk war brüskiert. Er hatte sich vorhin wegen der lauten Stimmen hinter einem Felsbrocken versteckt, zwar waren ihm diese Stimmen irgendwie vertraut vorgekommen, aber es konnte ja nicht sein, was er sich da erträumte, mit der Ratte hatte er sich ja schließlich auch verschätzt und dann… Oh nein… sein kleines Katerherz blieb fast stehen… packten ihn einfach zwei Hände von hinten grob unter die Achseln, als er gerade Muts genug gewesen war, hinter seinem Felsbrocken hervorzukommen, um auf das Eiligste weiterzuflitzen. Nun hing er wieder mal schwanz-abwärts und mit allen vier Pfoten in der Luft. Sollte er nun zuerst kratzen und dann beißen oder umgekehrt? Eine schwere Entscheidung. Sein altes Katerhirn arbeitete wieder einmal fieberhaft und das einzige, was sich dabei an seinem Körper bewegte, war die fleißige Schwanzspitze.
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„Ich hab’ ihn, ich hab’ ihn!” jubelte Elfriede. „Hab’ meinen Munk wieder, hab’s euch ja gesagt!” Sie hielt den Kater mit beiden Händen hoch und drehte sich selig mit ihm im Kreise herum.
„Hab’s gewusst … gewu-uuusst!” triumphierte sie.
Alle machten große Augen, einschließlich Munk, denn sie konnten sich das nicht erklären, dafür aber umso eifriger Muttchen.
„Das war natürlich die mentale Verbindung!” belehrte sie ihre Familie. „Ich habe an Munk geglaubt und er an mich!“
Sie senkte die Arme und küsste ihn von oben mitten auf die breite Stirn und er kniff die Augen zu zuckenden kleinen Schlitzen zusammen. „Außerdem haben Katzen einen besonderen Instinkt!” schulmeisterte sie eifrig, ließ aber den Kater nicht mehr hängen, sondern nahm ihn auf den Arm. Das gefiel Munk freilich besser und er begann zu schnurren.
„Und sie haben auch einen hervorragenden Ortssinn!” fuhr Elfriede weiter fort. „Sie laufen riesige Strecken, nur um zu ihren Menschen zu gelangen. Sie haben auch einen fantastischen Geruchssinn … hach! Bestimmt hat Munk die ganze Zeit meine Spur verfolgt.”
Muttchen war jetzt gerührt und es tropften deshalb Tränen in Munks Fell, ihm genau zwischen die Ohren, weshalb Munk zuerst mit dem Schnurren aufhörte, dann verdrießlich dreinschaute und schließlich wie wild den Kopf schüttelte. Elfriede bückte sich, öffnete den Käfig, den sie neben sich auf die Erde gestellt hatte, und diesmal kroch Munk zu ihrer Überraschung freiwillig hinein!
‚Der vertraute Geruch - endlich daheim!’ schnurrte er. Ach, er war ja so glücklich, als sich die Drahtgittertüre hinter ihm schloss und wenig später rollte er sich auf seinem Deckchen zusammen. Schließlich war längst Zeit, ein Nickerchen zu halten. Zwar begriffen Zweipfotler das nie, aber diesmal störte ihn das wenig. Obwohl der Käfig schwankte und er immer noch hungrig war, schnurrte er sich selig in den Schlaf.
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„Oh Gott, der Anblick dieses schwer schleppenden Gepäckträgers nervt mächtig!“ beschwerte sich George nach einer Weile, da er schon ein paar Mal angeboten hatte, einen der Koffer auf sein Fahrrad zu nehmen, Paul sich aber beharrlich geweigert hatte.
„Verschwinden Sie, dann müssen Sie diesen `Gepäckträger` nicht mehr ertragen!“ keuchte Paul. Abermals hob er die Koffer an und lief zügig vorwärts, obwohl er schrecklich keuchte.
Trotzdem gab George nicht auf. „Für nur zwei Ventile aus ihrem Ersatzteilbeutel, Herr Ladeburg! Naah, wie wär’s?“
„Nein!“ fauchte Paul. „Jeder geht seiner Wege! Das ist das Beste!“
„He, meint ihr denn wirklich, dass es das Beste ist?“ vernahm man jetzt von hinten eine unbekannte Männerstimme. „Dazu würde ich euch auf keinen Fall raten! Es ist nicht gut, wenn man sich in diesen schrecklichen Zeiten trennt!“
Alle drehten sich verblüfft um. Die Stimme hatte recht matt geklungen und das Bild, das sich ihnen bot, bestätigte den Eindruck des Gehörten, denn da taumelte ein erschöpfter Mann den langen Weg zu ihnen empor.
„Haltet zusammen!“ keuchte er. „Menschen sollten immer zusammen halten!“
Der etwa dreißigjährige Kerl bebte am ganzen Körper und das Rote an seiner Brust war ganz gewiss kein Muster in der alten, abgewetzten Strickjacke.
‚Blut!‘ durchfuhr es
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