Das Licht der Hajeps (German Edition)
gefährlich wie sie aussieht. Man wollte sie bestimmt nicht schwer verletzen, sondern … äh, hm … Sie nur damit beruhigen. Das kann man damit nämlich auch, wirkt wie ein Betäubungspfeil, oder so …“
„Mein lieber Mann!” ächzte jetzt der Verletzte. „Sie wissen aber gut Bescheid!“
„Ja, ja“, bestätigte George grinsend und warf dabei Margit einen langen Blick zu, „aber manche Leute wollen mir das einfach nicht glauben!“
„Soll ich Sie verbinden?“ mischte sich Margrit wieder ein streckte die Hand nach dem Dörfler aus, um die Wunde zu untersuchen.
„Nein, nicht!“ Der Bursche schlug ihr einfach auf die Finger.
Margrit zuckte zurück, blickte zum Teil verblüfft, zum Teil erzürnt zu dem seltsamen Kerl hinauf und rieb sich die Finger. „Was fällt Ihnen ein?“
„Der … der hat die Mama gehauen!” entfuhr es Julchen ebenso empört.
Tobias hatte nicht nur seine Unterlippe blitzartig eingesaugt, sondern auch den Blaui wurfbereit in der Hand.
Und Paul wäre beinahe über Elfriedes Katzenkorb gestolpert, den sie mal eben abgestellt hatte, weil sie dem Hünen ihren Schirm über den Kopf zu ziehen gedachte.
Der Bursche lächelte nun nach allen Seiten entschuldigend und mit hochrotem Kopf. „Nicht übel nehmen, ja? Aber es ist wirklich besser, wenn Margrit seine Wunde in Ruhe lässt.“
„Mir geht’s komischerweise immer schlechter!” ächzte der Fremde plötzlich. „Dabei ist das doch nur so eine winzig kleine Fleischwunde!”
„He, Margrit, können Sie das mal kurz halten?“ fragte der Hüne und drückte ihr seinen Rucksack in die Hände. Margrit staunte, wie leicht der war.
„Sie müssen sich einfach nur ausruhen. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann”, wandte sich der Bursche wieder an den Dörfler, „vielleicht finde ich einen guten Schlafplatz.“
Margrit hielt mit der anderen Hand Georges Rad rein reflexmässig fest, weil er sich plötzlich seine Jacke.
„Entschuldigung“, empörte sich Margrit, „aber er blutet immer mehr! Wir müssen ihn womöglich abbinden, können ihn doch nicht einfach unbehandelt lassen!“ Ihre Stimme klang jetzt richtig angriffslustig und Paul verzog sich kopfschüttelnd mit der restlichen Familie, um sich ebenfalls einen geeigneten Ruheplatz für die Nacht zu suchen. Ach, er kannte ja Margrits hartnäckige Natur und so hatte wenigstens er seine Ruhe vor diesem Angeber. Er konnte sie ja später unbemerkt zu sich holen.
Kapitel 12
George versuchte indes angestrengt, den Pass hinabzuspähen, den sie genommen hatten. Er warf sich seine Jacke über die Schulter, während er das Rad noch immer mit den Hüften stützte.
„Hmmm“, überlegte er laut, „haben Sie genug Kraft, um für einen Moment allein das Rad und diesen Mann zu halten?” fragte er und nahm ihr dabei den Rucksack ab. Sie nickte verdrießlich.
Er ließ langsam los und gemahnte den Mann, sich dabei fest auf seine eigenen Beine zu stellen. Der zitterte zwar, tat aber wie geheißen. „Das schaff` ich schon ...“ murmelte der dabei leise.
„Okay, ich sehe, dass ihr das gemeinschaftlich schafft! Aber, Margrit, brav sein, wie gesagt, den hier“, er wies mit dem Kinn auf den Verletzten, „wirklich in Ruhe lassen! Haben wir uns verstanden?“
„Klaro, sie Großkotz!“ Margrit lachte verärgert auf.
„Ach, ich finde ihn toll!“ ächzte der Verletzte.
George grinste frech, wie Margrit fand und suchte ein geschütztes Plätzchen. Er kletterte schließlich in die Felsen. Margrit beobachtete sehr nachdenklich, wie er in einer kleinen Höhle seine Jacke ausbreitete und auch dort den Rucksack abstellte. Er holte eine große Folie aus dem Sack und kam wieder zu ihr hinab. Der Mann war Margrit wirklich ein einziges Rätsel.
„Was wollen Sie jetzt mit der Folie?“ empfing ihn Margrit, noch bevor er ganz zu ihr hinunter war. Sie stemmte energisch die Hände in ihre Hüften, weil er noch immer nichts entgegnete, obwohl er schon den Verletzten mitsamt Rad übernommen hatte.
„Muss ich das sagen?“ Seine grünen Raubtieraugen blitzten sie feindlich an.
„Ich finde ja!“ Sie lief neben ihm her, während er den Verletzten nahe an den Berg heran manövrierte. Sie war fest entschlossen, den Verwundeten aufzufangen, falls der fiel.
„Ich denke nicht daran!“ Er sah sie fest an, doch seine Hand, die das Rad hielt, auf welchem der Mann inzwischen völlig in sich zusammengesunken war, zitterte ein bisschen. „Ich weiß eben Bescheid und fertig!“ Er grinste
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