Das Licht der Hajeps (German Edition)
seinem Rucksack verschwinden. „Ich verspreche, dass du es auch manchmal haben kannst, ganz ohne Scheiß!“ krächzte er zu Munk hinunter, doch dieser fauchte nur zur Antwort.
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Spät am Abend, als man wieder in einer Höhle nächtigte und die Erwachsenen noch immer darüber beratschlagen mussten, wie man endlich zu Nahrung kommen sollte, holte Tobias ‚es’ aus seiner Schlafdecke hervor und betrachtete es im Schein des Feuers. ‚Es’ sah darin noch schöner aus als zuvor.
Er wendete ‚es’ hin und her und befand plötzlich, dass das Ding wie der keilförmige Kopf einer Schlange aussah aber auch wie ein kleines Raumschiff! Er hob ‚es’, inspiriert von diesem letzten Gedanken, ein wenig an, bewegte es hin und her, als schwebe es frei in der Luft und gab dazu passend leise Summ- und Pfeifgeräusche von sich.
Niemand achtete auf ihn außer Julchen natürlich, die nur ein kleines Stückchen von ihm entfernt unter ihrer Decke lag. „He, was machst du denn da?” quiekte sie aufgeregt.
„Öh, nichts!“ Wie der Blitz hatte Tobias das ‚Raumschiff’ unter seiner Schlafdecke verschwinden lassen.
„Aber da war doch was?”
„Was soll schon sein!” ächzte er verlegen.
„Doch, da war was!” Julchen richtete sich völlig auf und kreischte: „Ich hab’s ja gesehhäään!”
„Na gut!“ ergab er sich hilflos. „Sei endlich still, Plapperliese, dann verrat’ ich’s dir, aber du darfst es niemand weiter sagen, ohne Scheiß!”
„Indianerehrenwort !”
„Also“, Tobias machte eine feierliche Pause, ehe er ihr zuwisperte, „ich hab’ jetzt ein eigenes hajeptisches Flugschiff!” Er warf sich stolz in die magere Brust.
„I ... im Ernst?” quietschte Julchen entgeistert.
„Schschscht, Schnatterente! Nich so laut!” Er blickte angstvoll um sich.
„Ich hab’ eins, und zwar ’n echtes, kannste glauben!”
Julchen warf ihre Decke von sich und krabbelte auf allen Vieren zu Tobias hinüber.
„Zeigen!” befahl sie leise, kaum dass sie Tobias erreicht hatte.
Gemeinschaftlich guckten sie unter dessen Bettdecke.
„Ist was mit euch?” knurrte Paul zu ihnen hinüber und der Deckenhaufen fuhr ertappt zusammen. Paul saß, genau wie Elfriede und Margrit, direkt vor dem Feuer, und er wollte sich sofort erheben, zu den Kindern hinübergehen und für Ordnung sorgen.
Muttchen hatte gerade von alten Zeiten erzählt, in denen man es wirklich viel besser gehabt hatte und Margrit hatte ihr so aufmerksam zugehört, dass sie kaum registrierte, was die Kinder inzwischen machten. Sie warf einen schnellen Blick zurück, hielt Paul am Hemdzipfel fest und sagte: „Lass’ doch die Kinder ruhig unter einer Decke schlafen, wenn sie das so gern wollen, Paul!”
„Aber sie machen da irgendetwas!” protestierte Paul, setzte sich jedoch wieder.
„Mannohmann Tobi, das darfst du doch gar nicht!“ hörte nun auch Margrit Julchen piepsen. Margrit drehte ihren Oberkörper herum. Da sah auch sie, dass die Beiden unter der Decke miteinander beschäftigt waren. „Hast du denn die Mama gefragt?“ hörten sie dumpf Julchens überraschte Stimme. „Brauch’ ich nich, Schnatterliese!“
„Nah? Hast du’s endlich gehört?” zischelte Paul empört.
Margrit sagte zunächst nichts, drehte sich jedoch wieder zurück, winkte Paul dichter zu sich heran und dieser gehorchte abermals.
„Mein lieber Paul”, wisperte sie, „ich habe Psychologie studiert ...”
Er seufzte genervt.
“... und daher sage ich dir, dass Kinder nicht schlafen müssen, wenn sie nicht wollen! Was sollen sie schon unter dieser Decke Großartiges tun?“
„Mann, Tobi“, juchzte Julchen jetzt, „das Ding ist ja ‘ne Wucht!“
„Da hörst du’s!“ knurrte Paul und errötete etwas.
Margrit fuhr zurück und berührte dabei fast Pauls Nase. „Lass’ sie doch machen!“ wisperte sie und wurde nun auch ein bisschen rot. „Sonst sind sie später ... äh ... verklemmt, verstehst du, was ich meine?“
Er nickte und dann saß er noch ein Weilchen verstört und nachdenklich da, während Margrit seelenruhig ihr Gespräch mit Muttchen fortsetzte. Hatte Margrit nun Recht oder nicht? Endlich fiel ihm zu seiner Erleichterung ein, dass ihm Kinder eigentlich ziemlich gleichgültig waren, und er nahm seine Decke und machte es sich in einer Ecke der Höhle gemütlich.
„Auweia, was ist denn jetzt passiert?” wisperte Julchen erschrocken, nachdem sie auf Tobias Anraten dem Ding wieder einmal einen kleinen Schubs gegeben und es unter
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