Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
bremste Margrit, etwa dreihundert Meter vor dem Schulhof, um Atem zu schöpfen. Sie schloss dabei die Augen, um wenigstens für einen kurzen Moment zur Ruhe zu kommen.
Überall summten inzwischen Gleiter, wie immer ausgesprochen melodisch klingend, durch die Straßen der Stadt. Befehle waren zu hören, aber auch lautes, wohl menschliches Geschrei und Gezeter, unterbrochen vom Prasseln und Knattern außerirdischer Gewehre.
Na, wenigstens hier hörte sie keine Fußtruppen mehr. Sie nahm auf der Steineinfassung des Grundstückes erschöpft Platz, um endlich den Sand aus den Augen zu bekommen, den sie sich mit dem Ärmel versehentlich hineingewischt hatte, doch nach ein paar Sekunden war sie wieder hoch. Ein kurzes Zischeln aus einer der ganz in der Nähe liegenden Straßen war zu vernehmen gewesen. Etwa Schüsse? Sie keuchte. Wurden jetzt auch hier Menschen erwischt? Sollte sie über die Steineinfassung, über den Rasen und dann über die Terrasse hechten, die Scheibe zerschlagen und in dieses Reihenhaus hinter sich hinein?
Jetzt glaubte sie, von rechts, also von östlicher Seite her, ebenfalls Stimmen zu hören, die Befehle erteilten und dann wieder die Antworten vieler, anscheinend recht wilder Männer. Sie biss sich auf die ohnehin schon zerfetzte Lippe und lief kurz entschlossen weiter auf das Schulgebäude zu. Doch weiter entfernt als gedacht! Es war schon schlimm, denn Margrit spürte, wie ihre Kraft nachließ. Jetzt hörte sie helle Pfiffe, sie klangen wie ein Zwitschern, doch waren sie viel zu rhythmisch, um von einem Vogel zu stammen. Zögernd und ratlos setzte sie nun einen Fuß vor den anderen. Am lautesten schien es komischerweise genau aus der Richtung zu fiepen, in welche sie hatte laufen wollen. Waren die Hajeps etwa in dem Schulgebäude? Oder schlichen sie nur in den Nebenstraßen herum? Hatten Menschen den gleichen Gedanken gehabt wie Margrit und sich in der Schule versteckt? War man ihnen schon auf der Spur? Konnten Hajeps Margrit etwa vom Schulgebäude aus bereits sehen? Da hastete sie doch lieber den Weg zurück, bog um die Ecke … dort war ein Zeitungskiosk, da hinein? Ach, Quatsch! Oder in ein Auto, dieses kaputte da? Ginge möglicherweise, wenn das offen war und sie sich drinnen ganz klein machte, liefen die Hajeps vielleicht daran vorbei! Sie blieb nach Atem ringend stehen. Komischerweise bekam sie immer weniger Luft für ihre Lungen.
Das rhythmische Pfeifen von hinten aus dem Schulgebäude hatte sich plötzlich in einen lauten und lang anhaltenden Pfeifton verwandelt! Türen gingen, sofort folgten herzzerreißende Schreie einer Frau und dann die eines Mannes. Er brüllte … ja er brüllte in etwa wie ein Tier! Margrit zitterte, klapperte mit den Zähnen und tat nun genau das, was sonst eigentlich nur Dieterchen machte. Sie hielt sich einfach die Ohren zu, denn sie konnte ja nicht helfen. Dennoch drangen die Schreie bis zu ihrem Trommelfell durch. Schließlich vernahm sie das typische kurze Prasseln, dann Stille und kurze Zeit danach hörte Margrit wieder das rhythmische, fast heitere Pfeifen, diesmal im Freien auf dem Schulhof! Also, war’s wieder Mal erledigt, ging die Hatz auf andere Menschen weiter!
Nach einem kurzen Heulkrampf versuchte sich Margrit endgültig von dieser Hinrichtung abzulenken. Die Idee mit der Schule war eben keine so gute gewesen! Tja, Pech gehabt … aus und fertig! Verdammt! Plötzlich kam ihr ein Gedanke. He, womöglich war es besser, wenn man sich stellte, war doch vorhin bei diesem Paar eigentlich schnell gegangen!
Jetzt war ein Pfeifen ziemlich nah von rechts. Ein weiterer Trupp stieß also zu den Kameraden, die noch immer auf dem Schulhof waren. Himmel, was suchten die eigentlich da? Das weckte Margrit schlagartig aus ihrem apathischen Zustand, denn wer sagte ihr, dass man sie sofort erschoss? Sie suchten ja auch nach Sal … na, dem Zeug, das sie wohl irgendwie aus den Menschen gewannen. Es kam wohl ganz darauf an, in wessen Hände man dabei geriet. Ihr fiel automatisch das dramatische Ende ihrer besten Freundin ein. Marianna, ja, sie sah jetzt sogar das Bild von damals vor sich. Diesen aufgesägten Schädel von ihrem Freund … schon rüttelte Margrit entschlossen an der Tür des kleinen Sportwagens, aber die war zu verbeult und verrostet, ging nicht mehr auf.
Kapitel 5
Verzweifelt und mutlos, die dürren Arme hoch erhoben und im Nacken verschränkt, humpelte Elfriede durchs Laub. Lange würden das ihre armen, alten Beine nicht mehr durchhalten,
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