Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
aber sie mussten es noch schaffen bis zum Wald, dessen Wipfel man von hier aus hinter einem der großen Grashügel sehen konnte.
Von dort aus hatte auch der Wind bereits das Knattern der Gewehre und die furchtbaren Schmerzensschreie der tödlich getroffenen Menschen Elfriede zugetragen. Ja, sie glaubte jetzt sogar, dass ihr der Geruch von Blut und Rauch zugeweht wurde. Tränen traten ihr in die Augen. Dann sah sie, wie die nächste Gruppe Menschen, es waren diesmal vorwiegend jüngere Leute, die wesentlich schneller als Muttsch laufen konnten, den Hügel hinauf getrieben wurde.
Den Kater hatte Elfriede schon seit einem Weilchen nicht mehr bei sich. Munk war vorhin, kaum dass die Hajeps seinen Käfig geöffnet hatten, um das ihnen fremdartig erscheinende Tier gründlicher in Augenschein zu nehmen, einfach in’s Freie gesprungen. Einer der umstehenden Soldaten hatte zwar den Fehler gemacht, ihn hochnehmen und festhalten zu wollen und nicht damit gerechnet, was Katzen so alles fertigbringen können, wenn sie meinen, in allerhöchster Gefahr zu sein.
Vor Schreck hatte der Jimaro dann auch die beißende, fauchende und mit sämtlichen Pfoten nach allen Seiten kratzende Bürste auf den Boden fallen lassen, von wo aus sie wie der Blitz ins nächste Gebüsch zischte.
Elfriede schmunzelte, obwohl ihr die Tränen die alten Wangen hinab flossen, nun doch so ein bisschen darüber. Wenigstens hatte der Kater es denen mal tüchtig gezeigt! Zu schade nur, dass diese Kerle immer eine kaum zerstörbare Uniform trugen.
Hinter sich hörte Elfriede die tapsenden, unsicheren Schritte der Kinder und das Rascheln von Blättern. Tobias hatte den Kopf gesenkt und ebenfalls seine kleinen Ärmchen im Nacken, genau wie Julchen. Die Kleinen waren völlig fertig. Ihre Augen waren dick geschwollen vom vielen Weinen.
Nicht einmal die Nase durfte man sich wischen. Sonst bekam man sofort von Tjufat Diguindi, es war jener Offizier, den sie damals aus dem merkwürdigen Kontaktgerät gehört hatten, Tobias hatte dessen Stimme sofort wiedererkannt, das Gewehr zwischen die mageren Rippen gepresst und das tat furchtbar weh. Auch Julchen hatte bereits überall blaue Flecke.
Es war natürlich klar, dass Diguindi Tobias ganz besonders böse war. Na ja, vielleicht hätte Tobias das mit dem Blaui vorhin lieber sein lassen sollen! Den hatte er Diguindi direkt an den Helm geworfen, kaum, dass der es gewagt hatte, in den voll besetzten Bus hineinzuschauen. Seine Kameraden hatten diesen gestoppt, indem sie den Busfahrer einfach erschossen.
Sämtliche Passagiere hatten danach aussteigen müssen und Tobias wurde von Diguindi aussortiert. Er kam an dessen Seite und nicht nur Tobias, auch Julchen hatten deswegen fürchterlich geheult und herumgeschrien und Muttsch hatte schließlich gar keinen Ton mehr hervorbringen können, da sie plötzlich unter fürchterlichen Herzbeschwerden gelitten hatte.
Dann war die Sache mit dem Kater passiert und so wurde auch Elfriede zur Strafe von Diguindi beiseite genommen. Na ja, und Julchen hatte sich dann schließlich von allein zu ihrer Familie gesellt, was Diguindi erstaunlicherweise völlig gleichgültig war.
Tobias fand, dass dieser Diguindi ein ziemlich seltsamer Bursche war, wenn man das recht bedachte. In dieser halben Stunde, die sie nun schon über die Wiesen liefen, schnauzte er zwar bei jeder Kleinigkeit wie wild herum, während er die Oma und Julchen vor sich hertrieb, sodass man das meilenweit hören konnte, aber ansonsten geschah weiter nichts Schlimmes.
Die anderen Hajeps waren viel schneller gewesen, hatten inzwischen neue Gefangene gemacht und diese wieder zu größeren Gruppen zusammengetrieben. Sie jagten die verängstigen Menschen abermals an Diguindi vorbei, den großen Hügel hinauf und in den Wald hinein.
Tja, der Diguindi ließ sich eben Zeit, hielt sogar manchmal inne, wenn zum Beispiel die Oma für einen kurzen Moment verschnaufen musste, oder wenn Julchen über irgendetwas gestolpert war. Aber, und das war wirklich zu komisch, kam nur irgendjemand von seinen Kameraden vorbei, wurde er wesentlich ungeduldiger. Trotzdem hatte Tobias Angst, denn jetzt konnte man noch besser die schrecklichen Schreie im Wald hören und diese vielen knatternden Schüsse ... wieder und immer wieder!
Ach, Tobias wollte gar nicht wissen, was dort geschah. Vorsichtig lugte er nun über die Schulter zu Diguindi hinüber. Nichts, rein gar nichts konnte man hinter dessen Helm, der Spiegelglasbrille und der schnabelartigen
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