Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
so makaber der Gedanke war, ein bisschen Zeit! Ob sie wohl die getöteten Menschen anschließend mit Hilfe dieser sonderbaren Xagama- strahlen in Humus verwandelten? Sie hatte schon davon gehört, auch, dass Hajeps immer sehr auf Hygiene achten würden.
Die Einheiten aus dem Süden konnten natürlich schneller sein, denn es war schon ein Weilchen her, dass sie dort gelandet waren.
Sie schob jetzt mit gerunzelter Stirn den Ärmel ihres dreckigen, zerfransten Hemdes hoch und blickte auf die kostbare Uhr, die ihr Paul damals überlassen hatte: ja, gute vierzig Minuten länger als die Landung der Flotten im Westen. Vom Süden aus würde es also als erstes am Gefährlichsten werden. Wie weit war ihr Bezirk vom Süden entfernt, wie groß war eigentlich die Stadt? Sie nahm sich Annegrets und Herberts Skizze heute schon zum dritten Mal zur Hilfe. Hätte sie je gedacht, dass sie die so brauchen würde? Herbert war sehr gründlich gewesen und hatte auch die übrigen Bezirke wenigstens flüchtig angedeutet. Automatisch musste sie wieder an die beiden denken und auch an Dieterchen. Sie war an deren Haus längst vorbei. Die Türen und Fenster hatten dort überall offen gestanden und sie hatte niemanden gehört, geschweige denn dort gesehen. Hoffentlich waren sie rechtzeitig gewarnt und von irgendjemandem mitgenommen worden! Und dann war Margrit mit ihren Gedanken schon wieder bei Muttsch und den Kindern. Oh Gott, wenn ... nein, sie durfte sich damit nicht mehr fertig machen. Sie brauchte ihre Kraft, ihren Verstand. Bestimmt hatten sie auch längst die junge blonde Mutter! Schon wieder so ein Gedanke. Margrit schob auch den mit aller Macht zur Seite. Sie musste jetzt laufen, laufen, laufen. Je eher sie auf ihrem Weg nach Norden zur Stadtmitte kam, umso sicherer würde sie erst einmal vor den Hajeps sein. Darum jagte sie wieder los, vorbei an altertümlichen Mietsblöcken, winzigen Grünanlagen, die von Unkraut und Müll überdeckt waren, an öden Parkplätzen, Selbstbedienungsläden mit zerschlagenen Scheiben und zerstörten Kneipen und Restaurants. Und da, endlich, sah sie auch wieder Menschen.
Etliche jagten genauso wild durch die Gegend wie sie, schauten dabei immer wieder prüfend zum Himmel oder blickten angstvoll hinter sich. Es gab auch welche, die fieberhaft damit beschäftigt waren, die Türen und Fenster ihrer Häuser zu verbarrikadieren. Viele waren als Gruppen zusammen geblieben und einige von ihnen ließen sich sogar beim Vorbeilaufen von Margrit ansprechen. So erzählten sie, dass die Hajeps ziemlich schnell vorrückten und äußerst brutal vorgehen würden und dass es sehr, sehr viele Jimaros wären.
Dann war Margrit doch wieder weiter gelaufen, obwohl man ihr geraten hatte, sich lieber zu verstecken. Schneller und schneller war sie geworden und es zeigte sich, dass es gut war, früher eine Langstreckenläuferin gewesen zu sein. Ihr Herz ging schließlich wieder ruhig und ihr Atem war gleichmäßig. Würde sie es schaffen, die riesige Baustelle, die Lagerhallen noch rechtzeitig zu erreichen?
Doch als Margrit gerade eine Wohngegend erreichte, in der einst wohl betuchtere Menschen gelebt hatten, geschah es ... da glaubte sie, plötzlich erneutes Getöse zu vernehmen. Sie unterdrückte das heftige Schnaufen ihrer Lungen. Oh Gott, das Grollen kam ziemlich eindeutig aus der Richtung, in die sie gerade lief, nämlich aus dem Norden. Also landeten auch Raumschiffe dort. Peng! Die Stadt war also endgültig eingekreist! Feine Geschichte! Margrit blieb stehen, ließ die Arme und den Körper nach vornüber baumeln, um den Kreislauf ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen. Was jetzt?
‚Nur einen klaren Kopf behalten!‘ sagte sie sich, dennoch begannen wieder Blitze vor ihren Augen zu zucken und sie drehte sich wie ein gefangenes Tier hilflos um ihre eigene Achse.
‚Wohin jetzt nur – wohin?‘ hämmerte es durch ihren Schädel. Und abermals spürte sie unsäglichen Durst. Sie versuchte sich schließlich nur auf diesen Durst zu konzentrieren, um bloß nicht wieder von diesen schrecklichen Vorstellungen gepeinigt zu sein. Gab es hier eine Wasserpumpe? Irgendwo draußen an den Häusern müssten doch Wasserhähne sein! Oder nahm das Suchen danach zu viel Zeit? Bloß nichts verkehrt machen! Der seltsame Geschmack im Mund ließ schließlich nach. Ja, einen Plan entwickeln, das ist das einzige, was vielleicht helfen konnte! Das leise Knacksen in den Ohren gab den Weg zum Handeln wieder frei.
Doch diese Ohren vernahmen nun
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