Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
Hajeps aufkreuzen, nur weil ihr Arschbacken so laut gewesen seid. Er lebt, kapiert? Na ja, und diese elende Tussi auch!“
„Sie leben, Gott sei Dank!“ Ausrufe der Erleichterung waren zu hören.
Diesen Moment des Abgelenktseins und des allgemeinen Lärms nutzte Margrit für sich aus, indem sie nun zügig hinab stieg, die Zähne dabei aufeinander gepresst und peinlich genau auf jede einzelne Sprosse achtend. Das Quietschen der Leiter würde man nun bestimmt nicht hören. Als sie etwa die Hälfte der Sprossen hinunter war, meinte sie, wieder eine Tür oben klappen zu hören und dann die Geräusche von schweren, herannahenden Schritten durch die Kellergewölbe. Der kleine Keller oben wurde aufgeschlossen. Jemand tappte hinein. War das nun George oder bereits ein Hajep? Ihr Herz pochte. Jetzt konnte man auch ein Poltern innerhalb des Kellerraums vernehmen. Jemand bewegte sich dort sehr ungeschickt und hatte wohl ein Möbelstück dabei umgerissen.
„Die beiden waren im Bett?“ hörte Margrit fast gleichzeitig von unten. „Ha, ha, ha!“
Oh Gott! Sollte sie die Menschen vor dem, was sich da oben tat, warnen? Aber würden sie auf Margrit hören? Sie wagte nicht, einen Ton von sich zu geben.
„Ist den beiden auch wirklich nichts passiert?“ kämpfte wieder die dunkle, kräftige Männerstimme gegen den Lärm an. Der große Kerl, der gefragt hatte, stand jetzt mit dem Rücken zur Leiter. Margrit sah sein schulterlanges, dunkelblondes Haar, das von einem Stirnband aus dem Gesicht gehalten wurde. Er trug an einem Lederriemen über der linken Schulter ein schweres Maschinengewehr.
„Nein, nein“, grunzte Martin vollständig entnervt, „es ist denen nichts passiert, nur, dass sie inzwischen in Pajonite umgewandelt worden sind, damit die Hajeps endlich herauskriegen, wo sich die letzten Menschlein versteckt haben.“
Von einem Moment auf den anderen war dieser grässlich quirlige Gesprächslärm in totales Schweigen verwandelt worden. Alle Münder waren zu. Die Menge schien Martin entsetzt anzustarren.
„Sehr humorig, wirklich!“ donnerte stattdessen eine Männerstimme durch die knisternde Stille. Sie kam aus dem Schacht. Margrit blickte überrascht hinauf. Die Leiter zitterte ein wenig, Füße in schicken Schuhen bewegten sich Sprosse für Sprosse zu ihr hinab. „Aber dieser Scherz scheint mir wirklich einer von der allerübelsten Sorte zu sein, Martin!“
„George!“ rief alles wie erlöst und die Menge brach in regelrechten Jubel aus. Margrit blinzelte erleichtert nach oben zu der großen Gestalt im Dämmerlicht. Seltsamerweise trug er dicht an seinen Körper gepresst irgendwelche schweren Sachen, die er sich zum Teil einfach über die Schulter geworfen hatte. Mit was und vor allem warum hatte er sich plötzlich so schwer bepackt? Du meine Güte, wenn er jetzt aus dem Gleichgewicht kam! Beim Hinunterklettern ließ Margrit darum einige Sprossen aus, um ihm schleunigst Platz zu machen.
Dabei war sie abgerutscht, ihre Finger fanden nicht schnell genug Halt und schon sauste sie hinunter. Das alles war so blitzartig gegangen, dass sie nicht einmal Zeit gehabt hatte, einen Angstschrei auszustoßen.
Die meisten der Guerillas waren, kaum dass sie etwas hinabrauschen gehört hatten, erst einmal vor Schreck auseinander gefahren. Nur einer von ihnen, der kräftige, große Kerl mit dem langen Haar und dem roten Stirnband war mutig genug, Margrit geistesgegenwärtig aufzufangen. Er schaute nun ziemlich verdutzt auf das, was er da in den muskelbepackten Armen hielt.
Margrit lächelte ihn sehr dankbar an: „Hallo!“ sagte sie leise und er grinste ein wenig unsicher zurück.
„Willkommen bei den Maden!“ brummte er und Margrit erkannte jene dunkle Stimme wieder, die sie schon die ganze Zeit gehört hatte.
„Und du willst eine Guerillera werden?“ bemerkte er sehr verwundert weiter. „Bist ja ein Fliegengewicht, nur Haut und Knochen!“ Er ließ sie behutsam, als könnte sie dabei zerbrechen, vor sich auf den Boden.
Margrit schwankte ein wenig und schaute sich um. Sie befand sich in einem mächtigen Tunnelgewölbe. Die Wände glänzten feucht und wirkten irgendwie vermodert. Abwasser schaukelte nur einige Meter vor den ungefähr zwanzig Guerillas wie ein breites, silbernes Tuch und machte einige Meter weiter weg eine Kurve, wo hinter einer verschnörkelten Säule, die das alte Fundament stützte, ein weiteres Licht schimmerte. Hinter Margrit verzweigte sich der große Tunnel, der wohl bereits im späten
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