Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
weil“, er verzog sein Gesicht ziemlich betreten, „weil … na ja … Gesine klaut! Wäre nicht weiter schlimm, wenn sie für uns die Hajeps oder Loteken beklauen würde, aber ...!“
„Sie beklaut euch?“ vollendete sie seinen Satz.
Er nickte. „Dabei ist sie selber todunglücklich darüber.“
„Willst du damit andeuten, dass sie ein Fall für Psychologen wäre?“
„Nein, das war keine versteckte Ermunterung, dass du bei uns eine Praxis einrichten sollst!“ Er kicherte verstohlen. „Du wirst genug anderes zu tun bekommen, so dass du gar keine Zeit für solche Dinge haben wirst.“
„Ich bin auch nicht scharf darauf!“ keuchte Margrit erschöpft.
Wenig später geschah genau das, was sie schon die ganze Zeit befürchtet hatte. Margrit stürzte zwar nicht ins Abwasser, aber sie trat in ein tiefes Loch, was sich mitten im Wege befand, weil sie es nicht hatte sehen können, da sie die großen Kisten in den Armen trug. Sie stolperte, ließ die Kisten fallen und schlug lang hin, wobei sie sich die Nase an einem Balken blutig stieß, der dazu diente, die Tunneldecke zu stützen. Als sie sich wieder aufrichtete und nach ihrer Brille suchte, der Inhalt der Kisten hatte sich überall auf dem glitschigen Boden verteilt, kam George, der vorgelaufen war, zu ihr zurück.
„Oh, Margrit!“ rief er besorgt. „Verdammt, wir hätten dich warnen sollen. Wir kennen nämlich alle diese Stelle, die noch repariert werden sollte. Scheiße, das tut mir ja so Leid.“
„Und mir erst!“ murrte Margrit. Sie hatte endlich ihre Brille gefunden und gerade festgestellt, dass eines der Gläser einen riesigen Sprung bekommen hatte. Er hatte seinen Computer einfach mitten im Gang stehen gelassen und ihr ein Taschentuch gereicht. „Verdammt, deine Nase sieht ja echt böse aus! Ist sie gebrochen? Soll ich mal nachfühlen ob?“
„Untersteh dich!“ fauchte sie.
„Blutet aber stark. Willst du noch ein Taschentuch?“
Sie nickte.
„Wirst du deine Brille überhaupt wieder aufsetzen können? Schwillt ja mächtig an!“
Sie brauchte noch weitere drei Taschentücher und die Brille saß völlig schief auf dem dicken und blau angelaufenen Nasenrücken. Selbst die Augenbraue hatte etwas bei dem Sturz abbekommen. George half ihr, die Sachen wieder einzusammeln und hoffte, dass nichts davon ins Abwasser gekommen war.
„Ich werde dir eine Kiste abnehmen!“ sagte er. „Du bist völlig fertig und kannst in diesem Zustand nicht so viel tragen!“
„Nein!“ fauchte sie trotzig.
Er lachte. „Eine echte Guerillera, aber dennoch solltest du nicht übertreiben, Margrit. Du kannst uns in den nächsten Tagen noch genügend deine Zähigkeit unter Beweis stellen!“
Ehe sie noch weiter protestieren konnte, hatte er schon die Kiste auf den Computer bugsiert. Das sah ziemlich halsbrecherisch aus, aber er balancierte trotzdem alles mit Kraft und Geschick durch die schmalen Tunnel. Margrit hatte viel Mühe, ihm in diesem schnellen Tempo mit der einen Kiste in den Armen zu folgen. Oh, hier stank es jetzt entsetzlich. Ratten und Ungeziefer flitzten über die schmierigen Steine, liefen ihnen manchmal fast über die Füße. Gott sei Dank sah Margrit mit ihrem zersprungenen Brillenglas nicht allzu viel davon.
Verschiedene für Margrit undefinierbare Dinge tauchten im trüben Wasser auf und verschwanden wieder, brachten Margrit auf die seltsamsten, nicht gerade magenfreundlichsten Gedanken. Ab und an baumelte auch eine fette Spinne direkt vor ihrem Gesicht und zog sich eiligst an ihrem Faden wieder hinauf, und manchmal hatte Margrit das Gefühl, als plumpse etwas Feuchtes, Krümeliges oder Insektenartiges von der gewölbten, nassen, moosüberwachsenen Decke in den Kragen ihres Hemdes, direkt in den Nacken. Sie schüttelte dann heftig ihre Schultern und konnte nicht verhindern, dass ihr auch noch ein Schauer den inzwischen schmerzenden Rücken hinab lief.
„Warum nennt ihr Euch Maden?“ fragte sie schließlich die kleine Gruppe, als sie die endlich eingeholt hatte. „Ihr lebt doch gar nicht wie die Maden im Speck!“
Sie ließ ihren Blick über die zwar starken, jedoch nicht gerade gut genährten Gestalten wandern. Martin war, mit einer Petroleumlampe in der Hand, ein gutes Stück vorausgelaufen und sah sich gemeinsam mit zweien seiner Kameraden aufmerksam in der Kanalisation um. Er schien den Weg genau zu kennen und gab nun ein Zeichen, sich zu beeilen.
„Doch!“ beantwortete Jutta Margrits Frage, während ein kleiner Lastenaufzug
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