Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
Margrits und Georges Gepäck nach oben hievte und sie die klammen Metallstiegen an der schlecht verputzten Wand der Kanalisation hinaufkletterten. „Denn wir Maden haben den sichersten Platz, den man sich denken kann. Nur wenige unserer weltweit verzweigten Organisationen sitzen so sicher wie wir.“
Als Margrit, vom Tageslicht geblendet, George hinterher ins Freie taumelte, schob man sie hastig zu einem der Jambos . Der Fremde, der hinter dem Steuer saß, betrachtete Margrit erstaunt, dann skeptisch und schließlich grüßte er alle, während George Margrit half, in den hohen ´Jambo´ zu klettern.
„Ach, komm doch mit!“ bettelte Margrit leise. Er schüttelte den Kopf. „Aber was soll ich ihnen sagen, wenn sie nach Danox fragen?“
„Erklär’s ihnen so, wie ich es getan habe. Das müssen sie einsehen!“
Er knallte die Tür hinter ihr zu. Der Motor brummte ziemlich laut auf. „Und wenn nicht?“ Sie schaute sich ängstlich nach allen Seiten um.
„Mach dir doch nicht immer solche Sorgen, Margrit”, brüllte er gegen den Lärm an.
„He, deinen Optimismus möchte ich haben!“ sagte sie und hustete, denn der Auspuff gab eine stinkige Riesenwolke ab, die der Wind ihr und dem Fahrer direkt in die Nase wehte. „Habt ihr denn keine Angst, dass ihr bei diesem Unternehmen in die Luft fliegt?“
„Ach Margrit, du bist doch sonst so für Lebensweisheiten. Wie heißt es doch gleich?“
„Leben ist immer lebensgefährlich!“ sagten sie jetzt beide fast gleichzeitig und dann lachten sie.
Wenig später hatte Margrit den winkenden George und seine Freunde hinter sich gelassen.
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Mit großem Erstaunen bemerkte sie etwa eine Stunde danach, sie hatte diese Stunde wie eine Tote geschlafen, dass man sie in ein anscheinend verlassenes, größtenteils zerstörtes Städtchen gebracht hatte. Die Fensterscheiben in den Häusern und kleineren Mietsblöcken waren meist zerschlagen und die Türen hingen weit geöffnet in den Scharnieren und knarrten, sobald der Wind sie bewegte. Umzäunungen waren niedergerissen, keine Kuh graste mehr auf den Wiesen, kein Hahnenschrei erklang aus den halb verrotteten Hühnerställen. Die Dächer der Häuser waren zum Teil stark beschädigt und die Hundehütten so leer wie die offen stehenden Garagen, Stallungen, Schuppen, Heuschober und Kornspeicher. Satellitenschüsseln lagen auf dem Boden herum. Ein Traktor stand noch auf dem Feld, als wenn jemand erst gestern von dessen Sitz geklettert wäre, doch aus seinem rissigen Sattel wuchs Moos und das Unkraut des Feldes ringelte sich bereits um den Motor. Alles sah so beklemmend und erbärmlich aus, dass Margrit für einen Augenblick Tränen in die Augen stiegen. Was war das für ein furchtbarer Ort? Warum brachte man sie nur in diese gottverlassene Gegend? Was hatte man mit ihr vor?
Hielt man sie etwa für eine Spionin und wollte sie hier ungestört verhören? Erkan, so hieß der Fahrer, war inzwischen aus dem Jambo geklettert und streckte ihr nun grinsend von unten seine breite Pranke entgegen, um ihr das Hinausklettern zu erleichtern. Sie zögerte, denn sie sah, wie sich ihnen ein Mann mit dunklem Kinnbart aus einem der halbzerfallenen Häuser gemächlich näherte. Er trug unter seinem weiten, grauen Cape mehrere Patronengürtel und zwei Revolver und seine Füße steckten in hohen, beschmutzten Stiefeln.
„Naaa? Nicht gerade ein angenehmer Ort was?“ rief ihr Erkan von unten zu und hielt ihr immer noch die Hand entgegen. „Aber keine Angst!“
„Angst?“ wiederholte sie gedehnt, merkte aber, dass ihr Herz hektischer zu klopfen begann. „Kenne ich nicht!” erklärte Margrit viel zu leise.
„Wenn du keine Angst hast, warum springst du dann nicht einfach zu mir herab?“ fragte Erkan.
Da hatte er eigentlich Recht. Margrit fragte sich das jetzt auch. Kleine, stechend schwarze Augen unter viel zu buschigen Brauen blitzten zu Margrit hinauf. Der Bärtige war neben seinen türkischen Freund getreten.
„Das ist also unser neues Mitglied?“ brummte er skeptisch und dann lachte er und ließ seine wenigen Zähne sehen. „Hat die sich vorher etwa mit irgendjemandem herumgeprügelt? Ihr Gesicht ist ja völlig schief und wie sieht die Brille aus!“
Erkan senkte die Hand, die er Margrit immer noch entgegengestreckt hatte. „Keine Ahnung, was passiert ist“, murrte er. „Mir hat sie nichts erzählt, nur gepennt. Aber sie bezahlt wohl recht anständig für ihre Mitgliedschaft. Weißt ja, wir bekommen so 'ne Art Wunderwaffe
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