Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
nur ein dunkles Scheibchen Brot, sondern auch noch ein weißes auf den Teller.
„Schramm!“ sagte sie. „Und ich bin Pazifistin!“ Margrit nahm sich dabei ebenfalls gleich zwei Scheiben.
Der Skorpion krauste die schmalen Brauen hinter der Brille und sah Margrit mit seinen wasserblauen Augen scharf an. „Sie scheinen Humor zu haben, Schramm! Aber was glauben Sie, was sie hier tun werden? Etwa die Hajeps am Kinn kraulen?“
„Kein schlechter Vorschlag. Aber den haben Sie gemacht. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut, wirklich!“ Margrit nahm sich noch eine dritte Scheibe.
Alle hielten im Streichen ihrer Brote mit Butter oder Leberwurst inne, einige räusperten sich erschrocken und warfen verstohlene Blicke auf den Chef. Dieser hielt sich erstaunlich wacker, bereitete erst mal in Ruhe seine beiden Stullen mit Butter vor und sagte dann sehr deutlich: „Wenn Sie Pazifistin sind, dann haben Sie hier nichts zu suchen, Schramm! Besser noch, sie gehen gleich nach Zarakuma mit weißer Friedensfahne. Vielleicht herrscht dort Frauenknappheit in den hajeptischen Puffs und die nehmen sich deshalb sogar hässliche, alte Fregatten für ihre Sado-Spielchen, wer weiß?“
Er nahm sich nun eine große Scheibe Käse, legte die auf sein dunkles Brot, und erst dann griff er nochmals über den Tisch, um nach dem Glas Leberwurst zu angeln.
„Wir sind Soldaten! Was glauben Sie denn, was wir hier sonst anderes sind? Etwa ein Massagesalon?“
Alle kicherten und warfen Margrit verschmitzte Blicke zu. Der Skorpion kam leider nicht so recht an das Gläschen heran und so sprangen fast alle am Tisch auf, um ihm zu helfen.
„Auch eine Rettungsstation, könnte das vielleicht sein?“ bemerkte Margrit etwas stotterig. „Ich würde dann Verletzten und Kranken helfen!“ Sie nahm das Leberwurstglas, das direkt vor ihrer Nase gestanden hatte und begann einfach, ihr Brot mit Leberwurst zu bestreichen. „Hm ... scheint lecker zu sein!“ sagte sie dabei und alles machte große Augen. „Wirklich, ich sage immer, niemand sollte etwas tun, was ihm völlig widerstrebt, nur weil er anderen gefallen will!“
Manch einer hustete und dann ruhten sämtliche Blicke abermals fragend auf dem Skorpion, der nun sein Brot noch mit einer schmalen Scheibe Schinken belegte.
Er musste wohl sehr an sich halten, denn er hatte dabei einen roten Kopf und auch die Halsschlagader war mächtig angeschwollen, doch dann sagte er leise wie zu einem Kind: „Kranke und Verletzte haben bei uns nichts zu suchen. Was haben Sie mit ihrer Nase gemacht, Schramm? Und ihre Brille, die sieht ja vielleicht aus ... zum Gotterbarmen! Erklären Sie mir bloß nicht, dass diese Beschädigungen von einem dieser Glibberwesen, diesen Hajeps resultieren würden! Dann würde ich nämlich ernstlich böse werden!“ Er grinste, dann biss er in seine Stulle hinein.
„Ach, ich bin nur über ein Loch im Boden gestolpert und ...“
„Oho, was für eine prächtige Guerillera!“ fiel er ihr höhnisch ins Wort. „Stolpert womöglich später auch über Löcher, wenn sie sich mal anschleichen muss!“ Und dann kaute er auffallend langsam.
„Und außerdem glaube ich, dass Hajeps nicht glibberig sind“, vollendete Margrit einfach ihren Satz und dann wollte sie sich auch noch die zweite Stulle mit Leberwurst bestreichen. „Unser Feind scheint nicht nur eine ähnliche Haut wie wir zu haben, sondern auch ein Nervensystem, das nicht viel anders als das unserige ist. Hajeps sind verspielt, neugierig und vernasch …“ Weiter kam sie nicht, denn George hatte Margrit einfach die Leberwurst samt Messer weggenommen.
„Das genügt!“ wisperte George zweideutig und strich sich dabei selber die Wurst auf's Brot.
„Selbstverständlich ist Frau Schramm geschickt“, sprach George einfach für Margrit weiter. „Jeder von uns wäre in dieses Loch getappt, so übermüdet und bei dieser schlechten Beleuchtung und mit einer großen Kiste in den Händen. Auch will Frau Schramm trotz ihrer pazifistischen Weltanschauung zu unserer Organisation gehören!“
Und er nahm einen Happen von seinem Leberwurstbrot und zermalmte diesen ziemlich hektisch. „Und sollte sie heute nicht so ganz die richtige Wortwahl treffen, dürfen wir nicht vergessen“, Georges Fuß fuhr unter den Tisch, bis hin zu Margrits frisch polierten Zehen, „was diese Frau gestern alles hat durchmachen müssen.”
„Hm ... na ja, das stimmt!“ bestätigte Margrit immer noch verdrießlich und erhielt noch einen zusätzlichen
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