Das Licht der Hajeps - Unglaubliches (German Edition)
gehängt hatte, öffnete er die nur leicht angelehnte Wohnzimmertür und schaute blinzelnd zu ihr herein.
In seinen dichten rosa Wimpern schimmerte noch immer Schnee, den er sich nun verstohlen von der Wange wischte.
„Minus es sich fühlt!“ brummte er und schüttelte dabei fröstelnd die Schultern.
Sie hörte ihn genüsslich durch seine drei Nasenlöcher in Richtung gebratener Eier schnüffeln und ihr Herz lachte dabei.
„Nun, Sunga?“ fragte sie. „Was hast du wieder alles im Wald erlebt?“
Sonderbarerweise erwiderte er nichts darauf, doch meinte sie, in seinem sonst so ausdrucklosen Gesicht einen Anflug von Sorge gesehen zu haben.
Sie lächelte ihm daher unsicher zu und er schaute schnell weg, stapfe stumm in die Küche, fegte sich dabei noch schnell mit der freien Hand über die frisch geschorene Glatze, um auch von dort die letzten Schneeflocken hinunter zu wischen. Er hatte sein üppiges, rosafarbenes Haar nach der Sitte der Jisken zu einem eleganten Knoten hochgebunden. Dabei war es so lang, dass es ihm trotzdem bis tief den Nacken fiel.
Er hob, in Gedanken versunken, nun einige der Metallringe vom Herdloch, stocherte für ein Weilchen traurig in der Glut herum, legte schließlich Holz nach und hielt die verkrüppelten Hände zum Wärmen darüber. Dann verschloss er das brodelnde Feuerloch wieder und tappte zurück ins Wohnzimmer.
Elfriede blickte fragend in sein kantiges Gesicht und sah, wie seine gelben Augen leuchteten, kaum dass er die Eier entdeckt hatte. Es hatte ein Weilchen bei ihr gedauert, sich an sein recht ungewöhnliches Äußeres zu gewöhnen, denn seine Haut war dunkelgrau oder hatte die eher eine tiefe lila Farbe? Auch heute war sie sich darüber uneins. Sie entschied sich für eine Mischung aus beiden Farbtönen in verschiedenen Schattierungen. Die gebratenen Eier in der Pfanne schienen ihn von seinem Kummer abzulenken, den er gewiss hatte. Elfriede war sich sicher, dass er bald von dem erzählen würde, was er erlebt oder gesehen hatte, denn er verschwieg ihr eigentlich nichts. Stumm nahm er ihr gegenüber Platz am kleinen, hübsch gedeckten Tisch. Er hatte den Chasbulak neben sich liegen. Das sagte Elfriede schon genug. Schnell füllte sie ihm eines der Eier auf den Teller und reichte ihm eine Scheibe Brot. Am schwierigsten war es für sie gewesen, sich an seine verkrüppelten Hände zu gewöhnen, mit denen er sich oft recht ungeschickt anstellte. Ganz wie jetzt, denn er hatte schon wieder Schwierigkeiten mit der Fingerharke. Als solche bezeichnete er die Gabel, von welcher ihm das ein bisschen glibberige Ei geglitscht war.
„Wie ist das mit deinen Händen passiert?“ fragte sie ihn wieder, um ihn damit ein wenig gesprächiger zu stimmen.
Zunächst schaute er verdutzt, dann nahm er den Chasbulak und suchte in dem kleinen Apparat nach Worten. „Jiskhand keiner Wissenwertes darum!“ erklärte er mit seiner rauen Stimme eifrig.
„Das heißt darüber!“ verbesserte Muttchen das letzte Wort.
Er suchte nach diesem, nickte, löschte das alte und gab das neue stattdessen ein.
„Wissenswertes darüber keiner Jiskhand!“ brummte er zufrieden.
„Nein, nein, ganz anders, völlig anders!“ Sie kam zu ihm um den Tisch herum gelaufen. Kaum stand sie neben ihm, verharrte sie erschrocken, denn von hier aus hatte sie einen guten Blick durch das Fenster und sie meinte, jemanden weit hinten durch den Wald schleichen zu sehen. Oder war das nur ein Reh gewesen?
Doch Sungapelke hatte wohl im selben Moment die gleiche Beobachtung machen können. Er grunzte erschrocken durch seine seltsame Nase. Schnell holte er den Jawubani aus einer kleinen Tasche an seinem Gürtel hervor. Aufgeregt gab Sungapelke dann einen neuen Satz für Muttchen in den Chasbulak ein.
„Hajepwald, Loteken matschieren wie Besitz!“ kommentierte er zornig.
„Oh Gott“, ächzte sie. „Du meinst, irgendwelche Loteken machen hier plötzlich Stunk?“
Er starrte sie ob dieser Ausdrucksweise entgeistert an, dann aber mühte er sich, auch diese Worte schnell in den Übersetzer zu geben.
Sie riss sich zusammen. „Ich meinte natürlich, durchstöbern die Loteken etwa diesen Wald, obwohl sie eigentlich wissen, dass der den Hajeps gehört?“
„Stunk ... Stinktier!“ beantwortete Sungapelke stolz, das richtige Wort gefunden zu haben, ihre erste Frage und zu der zweiten sagte er jetzt nur noch schlicht: „Ja!“
Muttchen musste sich wegen dieser schrecklichen Nachricht erst einmal setzen und zog den kleinen
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