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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwartet. »Ich möchte, daß du eine sehr wichtige Aufgabe für mich erfüllst.«
    Zweiblum sah sich um und straffte die Gestalt. Also hing das Schicksal der Scheibenwelt doch noch von ihm ab.
»Ich bin bereit«, sagte er voller Stolz. »Was soll ich für dich tun?«
    »Zuerst einmal mußt du aufmerksam zuhören«, fuhr Rincewinds körperlose Stimme geduldig fort.
»Ich bin ganz Ohr.«
    »Es ist von extremer Bedeutung, daß du nicht ›Was soll das heißen?‹ fragst oder eine Diskussion beginnst, nachdem ich dir alles erklärt habe. Hast du verstanden?«
    Zweiblum nahm Haltung an. Nun, das traf zumindest auf seinen Geist zu; der Körper scheiterte kläglich und blieb unförmig. Würdevoll schob er das schwammige Mehrfachkinn vor.
    »Ich bin bereit«, wiederholte er.
»Gut. Nun zu deiner Aufgabe…«
    »Ja?«
Rincewinds Stimme wehte aus der dunklen Öffnung.
    »Ich möchte, daß du herkommst und mich hochziehst, bevor ich den Halt verliere.«
    Zweiblum öffnete den Mund, überlegte es sich dann anders und schloß ihn wieder. Das scharlachrote Gleißen des neuen Sterns rief düstere Reflexe in den Augen des Zauberers hervor.
    Zweiblum legte sich bäuchlings auf den Boden und streckte die Arme aus. Rincewinds Finger schlossen sich ihm so fest ums Handgelenk, daß sich der Tourist beunruhigt fragte, was geschehen mochte, wenn er ihn nicht durch die Luke ziehen konnte. Der Zauberer schien nicht die geringste Absicht zu haben, in einem solchen Fall loszulassen.
    »Ich bin froh, daß du noch lebst«, sagte Zweiblum.
»Freut mich«, brummte Rincewind. »Ich auch.«
    Eine Zeitlang hing er stumm in der Dunkelheit. Nach den vergangenen Minuten genoß er das fast – aber eben nur fast.
»Zieh mich jetzt hoch!« fügte er schließlich hinzu.
    »Ich glaube, das könnte ein wenig schwierig werden«, erwiderte Zweiblum. »Nun, um ganz ehrlich zu sein: Ich befürchte, ich schaffe es nicht.«
    »Woran hältst du dich fest?«
    »An dir.«
    »Und abgesehen davon?«
    »Was soll das heißen?« fragte Zweiblum.
Rincewind stöhnte leise.
»Hör mal, äh«, sagte der Tourist, »die Treppe führt spiralförmig an den Wänden entlang, nicht wahr? Wie wär’s, wenn ich dich hin und her schwinge und…«
    »Wenn du mir vorschlagen willst, ich soll mich sechs Meter tief durch einen rabenschwarzen Schacht fallen lassen und darauf hoffen, auf einige harte und noch dazu verdammt schmale Stufen zu prallen, die sich vielleicht gar nicht an der richtigen Stelle befinden…« Rincewind ächzte. »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Es gibt eine Alternative.«
    »Und welche?«
    »Du könntest dich fast zweihundert Meter tief durch den Schacht fallen lassen und unten auf harten Stein prallen, den du ganz bestimmt nicht verfehlst«, sagte Zweiblum.
    Einige Sekunden lang blieb es völlig still. Dann entgegnete Rincewind in einem vorwurfsvollen Tonfall: »Das war Sarkasmus.«
    »Ich habe nur deine Lage beschrieben.«
    Rincewind brummte etwas.
»Könntest du nicht Magie beschwören, um…«, begann Zweiblum. »Nein.«
    »War nur so ein Gedanke.«
Unten schimmerte Licht, und aufgeregte Stimmen erklangen. Kurz darauf wurde das Glimmen etwas heller, das Rufen lauter. Mehrere Fakkeln tanzten über die Stufen.
»Es kommen Leute die Treppe hoch«, sagte Zweiblum und bemühte sich, Rincewind auf dem neuesten Stand zu halten.
»Hoffentlich beeilen sie sich«, erwiderte der Zauberer. »Ich kann meinen Arm nicht mehr spüren.«
    »Da hast du Glück«, behauptete der Tourist. »Ich fühle meinen ganz deutlich.«
Die erste Fackel hielt inne, und irgend etwas donnerte, gefolgt von vielen ebenso dumpfen wie unverständlichen Echos.
    Zweiblum merkte, wie er langsam in Richtung Lukenrand gezogen wurde. »Ich glaube, jemand gab uns gerade den guten Rat, nicht loszulassen.«
    Rincewind fluchte.
Und fügte etwas leiser und ziemlich ernst hinzu: »Ich glaube, ich kann mich nicht länger festhalten.«
    »Versuch es!«
    »Hat keinen Zweck. Meine Hand rutscht ab.«
Zweiblum seufzte und hielt den Zeitpunkt für gekommen, harte Maß
    nahmen zu ergreifen. »Na schön«, sagte er abfällig, »dann laß dich fallen. Ist mir völlig schnuppe.«
    »Was?« erwiderte Rincewind. Er war so erstaunt, daß er ganz vergaß, in die Tiefe zu stürzen.
    »Mach schon! Stirb ruhig! Du hast den leichten Weg immer vorgezogen, nicht wahr?«
    »Den leichten?«
    »Ist es etwa schwer, durch den Schacht zu fallen und sich unten alle Knochen im Leib zu brechen?« fragte Zweiblum spöttisch. »Das kann

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