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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der entscheidende Augenblick kommt, verschwindest du einfach und verkriechst dich irgendwo. Hast du etwa Angst?
    Woraufhin der Zauberspruch erwiderte: Solch einen Unsinn kannst du doch nicht im Ernst glauben, oder? Meine Güte, ich bin eine der Acht Großen Zauberformeln! Aber Rincewind trat aufgebracht näher und schrie: Das mag sein, aber du solltest dich verdammt noch mal daran erinnern, in wessen Kopf du dich befindest! Hier drin kann ich glauben, was ich will!
    Er duckte sich, als eine zweite magische Flamme durch die heiße Nacht leckte. Trymon lächelte, hob beide Hände und vollführte eine komplizierte Geste.
    Irgend etwas schloß sich um Rincewind, übte zunehmenden Druck auf ihn aus. Jemand schien seine Haut als Amboß zu verwenden.
    »Es gibt noch wesentlich unangenehmere Dinge«, erklärte Trymon heiter. »Ich kann zum Beispiel dafür sorgen, daß dein Fleisch an den Knochen zu brennen beginnt. Was hältst du davon, wenn ich deine Lungen mit Ameisen fülle? Oder…«
    »Paß bloß auf: Ich habe ein Schwert.«
Eine piepsige Stimme, die versuchte, drohend zu klingen.
    Rincewind hob den Kopf. Durch einen purpurnen Schmerzschleier sah er Zweiblum, der hinter Trymon stand; der Tourist hob die Waffe und hätte sich dabei nicht ungeschickter anstellen können.
    Trymon lachte, krümmte die Finger und ließ sich einige Sekunden lang ablenken.
    Rincewind war sauer: auf den Zauberspruch, die Welt an sich, die allgemeine Ungerechtigkeit, auf den Umstand, daß er in letzter Zeit kaum geschlafen hatte und nicht klar denken konnte. Vor allen Dingen aber galt sein Zorn Trymon, der mit seiner großen magischen Macht nichts Besseres anzufangen wußte, als der Scheibenwelt Verderben zu bringen.
    Er sprang, und sein Kopf traf Trymons Zwerchfell. Aus einem Reflex heraus schlang Rincewind die Arme um seinen Gegner. Zweiblum wurde zur Seite gestoßen, als die beiden Männer auf harten Stein stürzten.
    Trymon knurrte und fauchte die erste Silbe einer Beschwörung, bevor ihn Rincewinds mehrmals zustoßender Ellenbogen am Hals traf. Ein Blitz ungerichteter Thaumaturgie raste über die nahen Zinnen.
    Der gescheiterte Zauberer, der seit kurzem Geschmack an der Magie gefunden hatte, kämpfte auf die für ihn typische Art und Weise: ohne Taktik oder Methode, dafür aber mit wilder Entschlossenheit. Diese Strategie sollte den Gegner an der Erkenntnis hindern, daß Rincewind weder ein sehr guter noch besonders ausdauernder Kämpfer war, und für gewöhnlich erfüllte sie ihren Zweck.
    Sie funktionierte auch jetzt, denn Trymon hatte zuviel Zeit mit dem Lesen alter Manuskripte verbracht und Dinge wie körperliche Ertüchtigung und Vitamine sträflich vernachlässigt. Er schlug mehrmals zu, aber Rincewind war viel zu wütend, um die Hiebe zu spüren. Außerdem setzte Trymon nur die Fäuste ein, während sein Widersacher auch von Knien, Füßen und Zähnen Gebrauch machte.
    Rincewind gewann.
Und das kam einem Schock gleich.
    Kurz darauf erwartete ihn eine zweite Überraschung. Er hockte gerade auf Trymons Brust und bearbeitete den Kopfbereich des Mannes unter ihm, als er plötzlich feststellte, daß sich das Gesicht veränderte. Die Haut kräuselte sich, flimmerte wie etwas, das man durch Hitzedunst beobachtete. Und dann erklang eine heisere Stimme.
    »Helft mir!«
    Trymon starrte Rincewind mit einer Mischung aus Furcht, Schmerz und stummem Flehen an, und unmittelbar darauf setzte sich die gespenstische Metamorphose fort. Aus den Augen wurden glitzernde Facetten in einem Objekt, das man nur noch dann als ›Kopf‹ bezeichnen konnte, wenn man in dieser Definition für biologische Exotik Platz genug ließ. Tentakel, spitze Reißzähne und rasiermesserscharfe Krallen trachteten danach, Rincewind die eher dünne Haut von den Knochen zu reißen.
    Zweiblum, der Turm, das rote Glühen des Himmels – alles verschwand. Der Zeitstrom floß träger und staute sich an einem temporalen Damm.
    Rincewind biß in eine Pseudopodie, die versuchte, ihm die Nase aus dem Gesicht zu reißen. Als sie von ihm fortzuckte, streckte er die Hand aus und spürte, wie sie etwas Heißes und Schleimiges berührte.
    Sie sahen zu. Er drehte den Kopf und stellte fest, daß er sich nun in einem riesigen Amphitheater befand. In den hohen Sitzreihen drängten sich Hunderte von monströsen Gestalten aneinander – ihre Fratzenmienen und Körper erweckten den Eindruck, als habe man die schrecklichsten Alptraumungeheuer miteinander gekreuzt. Hinter ihnen sah er noch

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