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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Altersunterschied und so weiter. Es ist doch auch eine Frage der Gesundheit und des Leistungsvermögens…«
    »Ah«, machte Cohen langsam. »Jetzt verftehe ich. Die Anftrengung. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    »Nun, äh, das war auch gar nicht anders zu erwarten.« Rincewind stand auf.
    »Meine Güte, jetzt haft du mir wirklich eine harte Nuff fu knacken gegeben«, brummte Cohen.
»Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht.«
    »Nein, keinefwegf«, murmelte der Greis. »Du brauchft dich nicht fu entfuldigen, haft völlig recht.«
    Er drehte sich um und musterte Bethan, die ihm zuwinkte, sah dann zum Himmel und beobachtete den roten Stern, der durch die Nebelschwaden glühte.
    Schließlich sagte er: »Find gefährliche Feiten.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Wer weiff, waf morgen gefieht?«
    »Niemand.«
    Cohen klopfte Rincewind auf die Schulter. »Manchmal muff man Rifiken eingehen«, fügte er hinzu. »Fei mir bitte nicht böfe, aber ich glaube, wir laffen die Hochfeit nicht auffallen.« Er warf Bethan einen kurzen Blick zu und seufzte. »Wollen wir nur hoffen, daff fie ftark genug ift.«
     
     
    G egen Mittag am folgenden Tag erreichten sie eine kleine Stadt, vor der sich ein Schutzwall aus Lehm erhob. In diesem Bereich waren die Felder nach wie vor grün, und die üppige Vegetation hielt noch nichts davon, sich dem strengen Gebot des Winters zu fügen. Seltsamerweise herrschte ein recht dichter Verkehr in der anderen Richtung: Große Karren rumpelten an Rincewind und seinen Begleitern vorbei; Hirten und Bauern trieben ihr Vieh am Straßenrand entlang; alte Frauen schleppten Heustapel und vollständige Kücheneinrichtungen.
    »Eine Seuche?« Der Zauberer wandte sich an einen Mann, der einen mit Kindern beladenen Wagen vor sich her schob.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist der Stern, Freund«, sagte er. »Er glüht oben am Himmel.«
    »Wo sonst?«
    »Es heißt, am nächsten Silvestertag wird er auf uns herabstürzen, die Meere verdampfen, alle Dörfer der Scheibenwelt verbrennen und Könige stürzen.« In bedeutungsschwangerem Tonfall fügte der Mann hinzu: »Angeblich verwandeln sich die Städte dann in Glasseen. Ich ziehe mich in die Berge zurück.«
    »Um dich in Sicherheit zu bringen?« fragte Rincewind skeptisch. »Nein, wegen der besseren Aussicht.«
Der Zauberer kehrte zu seinen Gefährten zurück.
»Alle haben Angst vor dem Stern«, sagte er. »Niemand scheint in den Städten geblieben zu sein. Die Leute fürchten sich zu sehr.«
    »Ich möchte euch nicht beunruhigen«, warf Bethan ein, »aber mir scheint, es ist ungewöhnlich heiß.«
    »Darauf hast du schon gestern abend hingewiesen«, meinte Zweiblum. »War eine für die Jahreszeit erstaunlich warme Nacht.«
    »Ich fürchte, ef wird bald noch viel wärmer«, sagte Cohen. »Kommt, die Ftadt wartet auf unf.«
    Sie ritten durch stille und fast völlig leere Straßen. Cohen betrachtete die Ladenschilder von Händlern und Handwerkern, und nach einer Weile zügelte er sein Roß. »Diefef Gefäft ift genau richtig«, sagte er. »Fucht ihr inzwiffen nach einem Tempel, famt Priefter. Wir treffen unf fpäter.«
    Rincewind las die Schrift über dem Fenster.
»Ein Juwelier?« fragte er.
»Ef foll eine Überraffung fein.«
    »Ich könnte auch ein neues Kleid gebrauchen«, sagte Bethan. »Ich ftehle dir einf.«
Der Ort wirkte irgendwie bedrückend, fand Rincewind. Düster und ausgesprochen seltsam.
Jede Tür zeigte das mit roter Farbe aufgetragene Zeichen eines roten Sterns.
»Gespenstisch«, meinte Bethan. »Ging es den Bewohnern vielleicht darum, die neue Sonne herzulocken?«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Zweiblum. »Ich nehme an, sie wollten den Stern auf diese Weise fernhalten.«
    »Aber das klappt bestimmt nicht«, brummte Rincewind. »Er ist viel zu groß.« Die anderen drehten sich zu ihm um.
»Scheint mir eine vernünftige Annahme zu sein, oder?«
    »Nein«, widersprach Bethan.
»Sterne sind kleine Lichter am Himmel«, stellte Zweiblum fest. »In meiner Heimat hab ich mal einen gesehen, der herabfiel – ein weißes Ding, groß wie ein Haus. Glühte einige Wochen lang, bevor es erlosch.«
    »Dieser Stern unterscheidet sich von den anderen«, verkündete eine Stimme. »Groß-A'Tuin ist an den Strand des Universums gekrochen, und hinter ihr erstreckt sich der große Ozean des Weltraums.«
    »Woher weißt du das?« fragte Zweiblum.
Rincewind zwinkerte verwirrt. »Was?«
    »Was du gerade sagtest. Über Strände und Ozeane.«
    »Ich bin völlig

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