Das Licht der Phantasie
gehorchten. Die Tradition verlangte, daß sie nicht einfach sitzenblieben und auf einer Diskussion bestanden. »Weil ich es sage!« Eine bessere Antwort fiel der Heldin nicht ein. Die beiden Männer, denen der Befehl galt, wechselten einen kurzen Blick, seufzten, stiegen ab und griffen nach den Armen der dürren Gestalt, die ihnen nur bis zur Brust reichte.
»Zufrieden?« fragte einer von ihnen. Zweiblum schnappte verzweifelt nach Luft.
»Und jetzt möchte ich sehen, was er unter dem Mantel verbirgt.« Erneut sahen sich die beiden Männer an.
»Ich bin nicht sicher, ob…« begann der eine.
Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, weil sich ihm ein knochiger Ellenbogen mit der Gewalt eines Kolbens in die Magengrube bohrte. Sein Gefährte starrte ihn ungläubig an und ächzte, als seine Nieren mit einer hageren Faust Bekanntschaft machten.
Cohen fluchte und versuchte, das Schwert unter der Robe hervorzuziehen, während er auf Herrena zuhüpfte. Rincewind stöhnte, biß die Zähne zusammen und warf ruckartig den Kopf zurück. Weems gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich, und der Zauberer ließ sich zur Seite fallen, landete mit einem dumpfen Schlag im Schlamm. Sofort sprang er wieder auf und sah sich nach einem Versteck um.
Cohen brüllte triumphierend und erlitt einen Hustenanfall, bevor es ihm endlich gelang, das Schwert aus den Falten des Mantels zu befreien. Er schwang es mit einem begeisterten »Ha!« und verwundete einen Mann, der sich von hinten an ihn heranschlich.
Herrena stieß Zweiblum beiseite und griff nach ihrer eigenen Klinge. Der Tourist rollte sich ab (sein wohlgerundeter Leib erleichterte ihm dieses Unterfangen) und stemmte sich in die Höhe, wodurch ein nahes Roß erschrak und seinen Reiter abwarf. Rincewind nutzte die gute Gelegenheit, nach dem Kopf des Söldners zu treten. Vorwürfe wie »Du feige Ratte!« beleidigten den Zauberer nicht sonderlich – von solchen sprachlichen Entgleisungen ließ er sich keineswegs zu einem Duell provozieren –, aber er wußte, daß auch feige Ratten kämpften, wenn man sie in die Enge trieb.
Weems Hände lagen auf seinen Schultern, und eine Faust, so groß wie ein mittlerer Felsen, traf den Kopf des Magiers.
Während er in die Knie ging, hörte er Herrenas Stimme: »Tötet sie beide. Ich erledige diesen alten Narren.«
»In Ordnung!« knurrte Weems, wandte sich Zweiblum zu und holte mit seinem Schwert aus.
Rincewind beobachtete erstaunt, wie der Söldner zögerte. Einige Sekunden lang schien es seltsam still zu sein, dann hörte er ein lautes Platschen. Der Koffer trippelte an Land und schüttelte sich wie ein regennasser Hund.
Weems war vor Entsetzen wie gelähmt, und das Schwert fiel ihm aus der Hand. Eine Zeitlang verharrte er erschrocken, doch als er sah, daß die Kiste genau auf ihn zusteuerte, schauderte er, wirbelte herum und verschwand im Nebel. Sofort sprang Koffer über Rincewind hinweg und folgte ihm.
Herrena griff Cohen an, der ihren ersten Hieb parierte, das Gesicht verzerrte und sein Rheuma beklagte. Die Klingen trafen scheppernd aufeinander, und die Heldin mußte sich einige Schritte zurückziehen, als es Cohen mit einem geschickten Rückhandschlag fast gelang, sie zu entwaffnen.
Rincewind wankte an die Seite Zweiblums und zupfte ziemlich grob an seinem Ärmel.
»Wird Zeit, daß wir abhauen«, stieß er hervor.
»Das war großartig!« meinte der Tourist bewundernd und deutete auf den greisen Barbaren. »Hast du gesehen, wie er…«
»Ja, ja. Jetzt komm endlich.«
»Aber ich möchte… He, ausgezeichnet!«
Herrenas Schwert segelte davon und bohrte sich einige Meter entfernt in den weichen Boden. Cohen schnaufte zufrieden, umfaßte das Heft seiner Klinge mit beiden Händen, hob sie weit über den Kopf, verdrehte die Augen, ächzte – und rührte sich nicht mehr von der Stelle.
Herrena musterte ihn verwirrt. Versuchsweise trat sie einen Schritt auf ihr Schwert zu, und als der alte Mann nicht reagierte, griff sie rasch danach, wog es nachdenklich in der Hand und starrte Cohen an. Nur seine funkelnden Augen gingen mit, als sie um ihn herum wanderte.
»Er hat sich wieder was ausgerenkt!« hauchte Zweiblum. »Was sollen wir jetzt unternehmen?«
»Wie wär’s, wenn wir versuchen, die Pferde einzufangen?«
»Nun«, sagte Herrena, »ich weiß nicht, wer du bist oder was du hier machst, und ich möchte dir versichern, daß ich keinen persönlichen Groll gegen dich hege, aber leider…«
Sie holte mit ihrem Schwert aus.
Irgend etwas
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