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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Feuerholz zu hacken.«
    Cohen betastete sich den Unterkiefer und nickte. Das Gebiß saß wie angegossen.
    »An deiner Stelle würde ich von hier verschwinden«, sagte er. Dieser Hinweis war nicht erforderlich: Der Zwerg eilte bereits durchs Zimmer, leerte Kästen mit wertvollem Edelmetall und stopfte Schmuckstücke in einen ledernen Beutel. Er schob mehrere Werkzeuge in die eine Tasche, glitzernde Kristalle in die andere, wandte sich dann der kleinen Schmiede zu und hob sie sich mit einem leisen Ächzen auf den Rücken.
    »Ich bin fertig«, brummte er.
»Begleitest du mich?«
    »Zumindest bis zum Stadttor, wenn du nichts dagegen hast«, entgegnete der Juwelier. »Unter den gegebenen Umständen möchte ich nicht allein bleiben.«
    »Das kann ich durchaus verstehen. Aber laß die Axt hier!«
    Sie verließen das Geschäft und traten auf eine leere Straße, über der die Nachmittagssonne strahlte. Als Cohen den Mund öffnete, spiegelte sich das Licht auf Dutzenden von geschliffenen Diamantensplittern wider.
    »Ich bin mit einigen Freunden gekommen, die auf mich warten«, erklärte er und fügte hinzu: »Ich hoffe, sie sind nicht in Schwierigkeiten geraten. Wie heißt du?«
    »Knubbelkinn.«
    »Gibt es hier irgendwo eine Taverne, in der ich«, – Cohen zögerte kurz und genoß die folgenden Worte wie eine verbale Delikatesse –, »ein ordentliches Steak essen kann?«
    »Die Sternenleute haben alle Schenken geschlossen. Sie vertreten die Ansicht, es sei sündig, zu trinken und zu essen, während…«
    »Ich weiß, ich weiß«, warf Cohen ein. »Der Stern, nicht wahr? Ich glaube, ich hab den Dreh langsam raus. Billigen die Burschen denn überhaupt nichts mehr?«
    Knubbelkinn dachte einige Sekunden lang nach. »Sie finden großen Gefallen daran, Dinge in Flammen aufgehen zu lassen«, erwiderte er nach einer Weile. »Ist ihre Spezialität. Sie verbrennen Bücher und so’n Zeug, errichten große Scheiterhaufen.«
    Cohen war schockiert.
»Scheiterhaufen für Bücher?«
»Ja. Grauenhaft, nicht wahr?«
    »Kann man wohl sagen«, bestätigte der greise Barbar. Eine derartige Vorstellung erschien ihm ebenso entsetzlich wie empörend. Jemand, der sein Leben in der Wildnis verbrachte, unter freiem Himmel, wußte ein gutes dickes Buch zu schätzen, das mindestens eine Lagerfeuer-Saison lang hielt – vorausgesetzt, man ging mit den Blättern sparsam um. Viele Leute hatten kalte Nächte und feuchtes Anzündeholz nur mit Hilfe eines trockenen Buches überlebt. Außerdem erwiesen sich solche stummen Begleiter auch dann von Vorteil, wenn man rauchen wollte und keine Pfeife bei sich führte.
    Cohen wußte natürlich, daß es Leute gab, die Bücher schrieben, aber so etwas hielt er für eine unsinnige Verschwendung von Papier.
    »Ich fürchte, deine Freunde könnten in eine unangenehme Lage gekommen sein, wenn sie den Sternenleuten begegnet sind«, sagte Knubbelkinn, als sie durch eine Gasse gingen.
    Hinter der nächsten Ecke sahen sie ein großes Feuer, das mitten auf der Straße brannte. Einige Männer mit grauen Gesichtern und trüben Blicken holten Bücher aus einem nahen Haus und warfen sie in die Glut. Cohen stellte fest, daß die Tür aufgebrochen und die Wände mit roten Sternen beschmiert waren.
    Die meisten Bücherverbrenner und Läuterer wußten noch nichts von Cohen, und deshalb schenkte ihm niemand Beachtung, als er heranschlenderte und sich an die Wand lehnte. Ascheflocken tanzten in der heißen Luft und schwebten über die Dächer.
    »Was tut ihr da?« fragte er.
    Eine Anhängerin der Sternenleute strich sich mit einer rußgeschwärzten Hand das Haar aus der Stirn, starrte auf das linke Ohr des Greises und erwiderte: »Wir befreien die Scheibenwelt von Lasterhaftigkeit.«
    Zwei Männer kamen aus dem Haus und bedachten Cohen – beziehungsweise sein Ohr – mit einem durchdringenden Blick. Der Barbar griff nach dem dicken Buch, das die Frau in der Hand hielt. Er zweifelte kaum daran, daß die seltsame, aus roten und schwarzen Steinen bestehende Kruste auf dem Deckel eine Art Wort bildete. Er wies Knubbelkinn darauf hin.
    »Das Nekrotelicomnicon «, sagte der Zwerg. »Wird von Zauberern benutzt. Ich glaube, es schildert, auf welche Weise man sich mit Toten in Verbindung setzen kann.«
    »Magier pflegen sonderbare Interessen.« Cohen rieb ein Blatt zwischen Zeigefinger und Daumen: Es fühlte sich dünn und ziemlich weich an. Die eigentümlich lebendig anmutende Schrift beunruhigte ihn in keinster Weise. Lieber Himmel! dachte

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