Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
es so still blieb.
»Ich habe noch nie zuvor so viele interessante Dinge auf einem Haufen gesehen«, hauchte Zweiblum bewundernd.
»Hier scheint alles auf Lager zu sein«, bestätigte Bethan. »Mit einer Ausnahme.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe den Eindruck, daß man dringend Ausgänge nachbestellen muß.«
    Zweiblum drehte sich um. Wo sich zuvor Türen und Fenster befunden hatten, fiel sein Blick jetzt auf große Pappkartons und hölzerne Verschläge. Und sie erweckten nicht den Anschein, als seien sie gerade erst geliefert worden.
    Der Tourist führte Rincewind zu einem wackligen Stuhl am Tresen und wandte sich dann den Regalen zu. Das Angebot war breit gefächert, reichte von Nägeln und Haarbürsten über ausgetrocknete bröselige Seife bis hin zu Einmachgläsern mit wasserlöslichem Badesalz. Einige daran befestigte und längst vergilbte Zettel priesen sie in kühner Herausforderung der Realität als ›Ideale Geschenke‹ an. Zweiblum bemerkte ziemlich viel Staub.
    Bethan stand an der gegenüberliegenden Wand, lachte und deutete auf einen ganz bestimmten Gegenstand.
»Was ist das denn?« prustete sie.
    Zweiblum trat an ihre Seite und betrachtete ein… Nun, das Objekt sah aus wie eine Miniatur-Berghütte, deren Dach aus kleinen Muscheln bestand und die schnörkelige Aufschrift trug: ›Ein Besonderes Souvenir‹. Natürlich ließ es sich aufklappen, wobei eine leise Melodie erklang. Zauberer wären sicher sofort auf die Idee gekommen, ihre Zigaretten und Stummel im Innern des Hüttenkästchens unterzubringen.
    »Hast du jemals so etwas gesehen?« fragte Bethan.
Zweiblum schüttelte den Kopf und staunte mit offenem Mund. »He, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Was für ein wunderbares Artefakt folkloristischer Handwerkskunst!« entfuhr es ihm.
Über ihnen surrte etwas. Sie blickten nach oben.
    Eine große schwarze Kugel senkte sich von der finsteren Decke herab. Rote Funken blitzen auf, als sich der Ball zu drehen begann und sie aus einem dicken Glasauge musterte. Die kristallene Pupille glühte düster und schien keinen Gefallen daran zu finden, was sie weiter unten sah.
    »Hallo!« sagte Zweiblum.
Hinter dem Tresen kam ein Kopf zum Vorschein. Der Gesichtsausdruck wirkte nicht sehr freundlich.
    »Ich hoffe, ihr wolltet dafür bezahlen«, sagte der Ladeninhaber. Sein Tonfall deutete darauf hin, daß er eine bestätigende Antwort erwartete – und nicht bereit war, ihr zu glauben.
    »Hierfür?« meinte Bethan. »Himmel, das Ding würde ich nicht einmal geschenkt nehmen, wenn du mir eine Handvoll Rubine als Zugabe anbötest…«
    »Ich kaufe es«, warf Zweiblum ein. »Wieviel?« Er griff in die Tasche, zögerte und seufzte niedergeschlagen.
»Leider habe ich derzeit kein Geld dabei«, fügte er kleinlaut hinzu. »Es befindet sich in meinem Koffer, aber…«
    Ein abfälliges Schnaufen unterbrach ihn. Der Kopf verschwand wieder hinter dem Tresen und tauchte einige Sekunden später neben einem Gestell mit Haarbürsten auf.
    Er gehörte einem recht kleinen Mann, der eine viel zu große grüne Schürze trug. Er schien sehr verärgert zu sein.
»Kein Geld?« zischte er. »Ihr kommt in meinen Laden, obwohl…«
    »Wir hatten gar nicht die Absicht, dich zu stören«, warf Zweiblum rasch ein. »Ich meine: Zuerst war dein Geschäft überhaupt nicht da…«
    »In der Tat«, pflichtete ihm Bethan bei. »Es erschien einfach, von einem Augenblick zum anderen. Es ist magisch, stimmt’s?«
    Der winzige Mann zögerte.
»Ja«, gab er widerstrebend zu. »Ein bißchen.«
    »Ein bißchen?« wiederholte Bethan. »Ein bißchen magisch?«
    »Nun, vielleicht auch ein wenig mehr«, räumte der Ladeninhaber ein und wich zurück. »Na schön«, seufzte er, als er weiterhin Bethans durchdringenden Blick auf sich ruhen fühlte. »Es ist magisch. Durch und durch. Kann’s leider nicht ändern. Hat sich die Tür schon wieder in Luft aufgelöst?«
    »Wenn’s nur das wäre«, erwiderte Bethan und deutete auf die feste Steinwand hinter den Regalen. »Und außerdem: Das Ding da oben gefällt uns überhaupt nicht.«
    Der Ladeninhaber sah auf und runzelte die Stirn, bevor er sich durch einen schmalen Spalt zwischen mehreren großen Säcken schob. Kurz darauf ertönte ein verhaltenes Rasseln, gefolgt vom Kratzen und Knirschen und Mahlen rostiger Zahnräder – die schwarze Kugel verschmolz wieder mit den dunklen Schatten unter der Decke. Folgende Gegenstände nahmen ihre Stelle ein: einige Kräuterbündel, ein Mobile, das für irgendeinen

Weitere Kostenlose Bücher