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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er entrüstet. Mit einem solchen Werk kann man mindestens hundert Lagerfeuer entzünden…
    »Ja? Was habt ihr auf dem Herzen?« Er sah den Sternenmann an, dessen Hand sich ihm um den Arm schloß.
    »Alle magischen Bücher müssen verbrannt werden«, antwortete er, doch seine Stimme zitterte unsicher. Das Glitzern von Cohens Zähnen schien ihn irgendwie zu beunruhigen.
    »Warum?« fragte der Barbar.
»Der Stern offenbarte es uns.«
    Daraufhin wurde Cohens Lächeln noch weitaus breiter – und gefährlicher.
    »Ich glaube, wir sollten nicht zuviel Zeit verlieren und den Weg fortsetzen«, warf Knubbelkinn nervös ein. Einige andere Sternenleute näherten sich durch die Gasse.
    »Ich hätte große Lust, jemanden umzubringen«, sagte Cohen in einem freundlichen Plauderton. Er lächelte noch immer.
»Der neue Stern verlangt die Säuberung der Scheibenwelt vom thaumaturgischen Schmutz«, sagte der Mann und wich vorsichtshalber zurück. »Sterne können nicht sprechen«, erwiderte Cohen und zog sein Schwert.
    »Wenn du mich tötest, werden tausend andere meinen Platz einnehmen«, behauptete der Mann kühn. Er stand nun mit dem Rücken an der Wand.
    »Ja«, brummte Cohen und nickte langsam. »Was für dich allerdings kaum etwas ändert, oder? Ich meine, du bist dann längst tot.« Der Adamsapfel des Sternenmannes hüpfte wie ein Jo-Jo auf und ab. Er schielte auf die blitzende Klinge des Barbaren.
»Äh, nun, vielleicht hast du recht«, gab er zu. »Ich mache dir einen Vorschlag: Was hältst du davon, wenn wir das Feuer löschen?«
    »Gute Idee«, sagte Cohen.
Knubbelkinn zupfte an seinem Gürtel. Die anderen Sternenleute gingen jetzt nicht mehr, sondern liefen. Und zwar ziemlich schnell. Es waren recht viele, und außerdem trugen die meisten von ihnen Waffen. Mit anderen Worten: Es deutete alles darauf hin, daß die Lage allmählich brenzlig wurde.
    Cohen hob in einer herausfordernden Geste sein Schwert, wirbelte um die eigene Achse und nahm die Beine in die Hand. Selbst Knubbelkinn fiel es schwer, mit ihm Schritt zu halten.
    »Komisch«, schnaufte der Zwerg, als sie durch eine andere Gasse stürmten, »einige Augenblicke lang… dachte ich fast… du wolltest dich ihnen… zum Kampf stellen.«
    »Ich bin… doch nicht… blöd.«
    Als sie das Ende der dunklen Passage erreichten und ins Licht traten, wich Cohen zur Seite, preßte sich an die Mauer, hielt das Schwert bereit und lauschte dem Geräusch hastiger Schritte. Einige Sekunden später schwang er die Klinge in Hüfthöhe herum. Er vernahm ein häßliches Knirschen, gefolgt von mehreren Schreien, wartete keine weiteren Reaktionen ab und setzte sich wieder in Bewegung. Nach einigen Dutzend Metern schnitt er eine Grimasse und versuchte den Protest seiner Bandscheibe zu mißachten.
    Knubbelkinn hielt sich dicht neben ihm, als er durch die mit roten Sternzeichen geschmückte Tür einer Taverne eilte, auf einen Tisch sprang (wobei er nur ganz leise stöhnte), darüber hinwegsetzte (während der Zwerg, in perfekter Choreographie, unter der dicken Holzplatte lief, ohne sich zu bücken), am anderen Ende auf den Boden zurückkehrte, in die Küche rannte und das Gebäude durch den Hinterausgang verließ.
    Sie hielten erst nach mehreren Abzweigungen inne und verbargen sich in einer Wandnische. Cohen rang nach Atem, bis sich die blauen und purpurnen Schlieren vor seinen Augen verflüchtigten.
    »Nun«, keuchte er, »was hast du erwischt?«
    »Äh, den Gewürzständer«, sagte Knubbelkinn.
»Sonst nichts?«
    »Du wirst sicher einsehen, daß meine Reichweite begrenzt ist. Übrigens: Auch du scheinst nicht gerade großen Erfolg gehabt zu haben.« Cohen blickte betrübt auf die kleine Melone, die er bei der Flucht gestohlen hatte.
»Ich nehme an, diese Stelle ist besonders hart«, sagte er und biß in die dicke Schale.
»Möchtest du ein bißchen Salz?« fragte der Zwerg.
Cohen gab keine Antwort. Er hielt einfach nur die Melone und riß die Augen auf.
    Knubbelkinn drehte sich um. Vor ihnen erstreckte sich eine leere Sackgasse, und der erstaunte Blick des alten Mannes galt einer herrenlosen Truhe an der Mauer.
    Cohen zwinkerte mehrmals. Er sah den Zwerg nicht an, als er ihm die Melone reichte und in den Sonnenschein trat. Knubbelkinn runzelte verwirrt die Stirn, als sich der Greis an die Kiste heranschlich – was seiner Ansicht nach nicht viel Sinn hatte, denn die Gelenke des alten Mannes knarrten so laut wie die Takelage eines unter vollen Segeln stehenden Schiffes. Hier und dort

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