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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wahrscheinlich beabsichtigen sie, mich ein wenig durch die Mangel zu drehen. Wie üblich.«
    Er nahm eine Pinzette zur Hand und hob sein jüngstes Werk. »Das seltsamste Objekt, das ich jemals angefertigt habe«, kommentierte er. »Aber praktisch, das sehe ich ein. Wie nennt man so etwas?«
    »Gebiff«, erklärte Cohen. Er betrachtete das hufeisenförmige Gebilde, das auf seiner faltigen Handfläche ruhte, öffnete dann den Mund und gab grunzende Geräusche von sich.
    Die Tür sprang mit einem plötzlichen Ruck auf. Sechs Männer traten ein und blieben an der Wand stehen. Sie schwitzten und schienen recht unsicher zu sein, aber der Anführer schob Cohen verächtlich beiseite und packte den Zwerg am Kragen.
    »He, du Winzling, wir ham dich gestern gewarnt«, knurrte er. »Und wir mögen’s gar nich, wemman nich auf uns hört. Wenne unbedingt raus getragen werden willst…«
    Cohen klopfte ihm auf die Schulter. Der Mann drehte sich verärgert um.
»Was willst du denn, Opa?« knurrte er.
    Cohen wartete, bis er die volle Aufmerksamkeit des Mannes genoß – und dann lächelte er. Es war ein langsames, zögerndes, dreihundertkarätiges Lächeln, das den ganzen Raum zu erhellen schien.
    »Ich zähle bis drei«, sagte der Barbar freundlich. »Eins. Zwei.« Ruckartig zog er das knochige Knie an, traf den Schritt der Gestalt vor ihm und nahm zufrieden ein leises Knirschen zur Kenntnis. Während sich die Gedanken des Sternenmannes in ein privates Schmerzuniversum zurückzogen, wandte sich Cohen halb zur Seite und bohrte den spitzen Ellenbogen in die Nieren des zweiten Gegners.
    »Drei«, sagte er und beobachtete den zusammengekrümmten Körper auf dem Boden. Nun, er hatte von Fairneß beim Kampf gehört, aber schon vor Jahren entschieden, sich keine solchen Beschränkungen aufzuerlegen.
    Der Greis sah die anderen Männer an und lächelte sein unglaubliches Lächeln.
    Man hätte erwarten sollen, daß sie sich auf ihn stürzten. Statt dessen setzte sich nur einer von ihnen in Bewegung. In der sicheren Überzeugung, dem unbewaffneten Cohen mit einem Breitschwert weit überlegen zu sein, schlich er vorsichtig näher.
    »O nein.« Cohen winkte ab und schüttelte den Kopf. »Doch nicht so, mein Junge.«
    Der Mann verharrte und zwinkerte verwirrt.
»Doch nicht was?« fragte er mißtrauisch.
»Hast du noch nie ein Schwert in der Hand gehalten?«
Der Mann überlegte unsicher und bedachte seine Gefährten mit einem kurzen Blick.
»Nicht oft«, erwiderte er. »Nur bei einigen wenigen Gelegenheiten«, gestand er und hob die Klinge drohend.
    Cohen zuckte mit den Schultern. »Wenn ich schon sterben muß, so möchte ich wenigstens von jemandem umgebracht werden, der wie ein richtiger Krieger mit einem Schwert umgehen kann«, sagte er.
    Der Sternenmann holte aus, schlug mehrmals auf einen imaginären Feind ein und gab dabei Geräusche von sich wie: »Ha!« und »Nimm das!« und »Jetzt bist du erledigt!«
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«, brummte er schließlich und ging den Bewegungsablauf in Gedanken noch einmal durch.
    »Weißt du, Junge, ich hatte Gelegenheit, in dieser Hinsicht die eine oder andere Erfahrung zu sammeln«, meinte Cohen. »Ich meine… Hast du einen Augenblick Zeit? Komm mal her, und… Nun, wenn’s dir nichts ausmacht… Ja, die linke Hand gehört hierhin, um den Knauf, und die rechte – ja, so ist es genau richtig. Auf diese Weise stößt du die Klinge… in deinen Fuß.«
    Als der Mann einen schmerzerfüllten Schrei ausstieß und umherhüpfte, trat ihm Cohen die Kniescheibe des unverletzten Beines ein, drehte sich gelassen um und stützte die Hände an die Hüften.
    »Ich bin gern bereit, euch ebenfalls Nachhilfeunterricht zu erteilen«, verkündete er fröhlich. »Warum greift ihr nicht endlich an?«
    »Ja, genau«, erklang eine Stimme dicht neben dem dürren Oberschenkel des Barbaren. Der Juwelier hob eine sehr große und schmutzige Axt, die dem allgemeinen Schrecken des Kampfes eine todsichere Tetanusgarantie hinzufügte.
    »Und wischt euch die blöden Sterne von der Stirn«, sagte der Greis. »Teilt euren Freunden mit, Cohen der Barbar wird ziemlich sauer, wenn er noch einmal solche Symbole sieht, klar?«
    Die Tür fiel ins Schloß. Einen Sekundenbruchteil später traf die Axt aufs Holz, prallte mit einem dumpfen Pochen ab und bohrte sich dicht vor den Zehenspitzen in Cohens Sandale.
    »Entschuldige«, murmelte der Zwerg verlegen. »Das Beil gehörte meinem Großvater. Für gewöhnlich benutze ich es nur, um

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