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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein.«
    »Aber die Kraft der Thaumaturgie ist geringer geworden«, gab jemand zu bedenken. »Wir sind praktisch wehrlos.«
    »Ich bin für jede bessere Idee dankbar.«
    Einige Sekunden lang blieb es still, und dann setzten sich die Zauberer nacheinander in Bewegung. Ihre langen bunten Mäntel schillerten im gespenstischen Glühen, als sie sich der Tür näherten.
     
     
    D as Innere des Turms war hohl. Eine schmale steinerne Treppe führte in langen Spiralen an den runden Wänden empor und verlor sich in der Finsternis. Zweiblum hatte schon mehr als dreißig Stufen hinter sich gebracht, als Rincewind zu ihm aufschloß.
    »He, warte einen Augenblick!« bat er betont fröhlich. »Solche Angelegenheiten fallen in den Zuständigkeitsbereich von Helden wie Cohen. Sei mir nicht böse, aber du bist für so etwas nicht geeignet.«
    »Hätte Cohen eine Chance?«
Rincewind hob den Kopf und sah aktinisches Licht, das weit oben durch eine Luke fiel.
»Kaum«, gestand er ein.
»Dann bin ich wohl nicht viel schlechter dran als er, oder?« entgegnete Zweiblum und hob das gestohlene Schwert.
Rincewind kletterte ihm nach und hielt sich dabei möglichst dicht an der Wand.
»Begreifst du denn nicht?« rief er. »Dort oben lauern unvorstellbare Schrecken.«
    »Du hast immer behauptet, es mangele mir an Phantasie.«
    »Ein guter Hinweis«, gab Rincewind zu. »Trotzdem…«
Zweiblum ließ sich auf eine Stufe sinken.
»Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte er. »Seit ich meine Reise begann, habe ich auf eine solche Gelegenheit gehofft. Ich meine: Dies ist ein Abenteuer, oder? Allein gegen die Götter – so etwas in der Art, nicht wahr?«
    Rincewind öffnete und schloß den Mund mehrmals, suchte eine Zeitlang nach den richtigen Worten.
»Kannst du mit einem Schwert umgehen?« fragte er verzweifelt.
    »Keine Ahnung. Hab’s noch nie versucht.«
    »Du bist ja verrückt!«
Zweiblum neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn eingehend. »Das muß ich mir ausgerechnet von dir sagen lassen«, erwiderte er.
    »Ich bin hier, weil ich es nicht besser weiß, aber was ist mit dir? Und mit den Leuten dort?« Er streckte die Hand aus und deutete auf die Zauberer, die ächzend die Treppe erklommen.
    Blaues Strahlen raste durch den langen Schacht. Irgendwo grollte Donner.
Die Magier erreichten sie, husteten asthmatisch und atmeten rasselnd.
    »Nach welchem Plan gehen wir vor?« erkundigte sich Rincewind. »Es gibt gar keinen«, sagte Wert.
»Oh, ich verstehe, na schön.« Rincewind seufzte. »Vermutlich ist es besser, ich überlasse die ganze Sache euch.«
    »Du kommst mit«, brummte Panter.
    »Aber ich bin doch gar kein richtiger Zauberer. Ihr habt mich rausgeworfen, wißt ihr das nicht mehr?«
    »Du warst der mit Abstand unbegabteste Schüler, den wir jemals hatten«, stellte der alte Thaumaturge fest. »Aber du bist hier, und weitere Qualifikationen sind nicht erforderlich. Komm jetzt!«
    Erneut flammte Licht auf und verblaßte wieder. Die schrecklichen Geräusche verklangen mit einem leisen erstickten Röcheln.
Es herrschte eine Stille, die in die Kategorie ›unheimlich und bedrükkend‹ fiel.
»Es hat aufgehört«, sagte Zweiblum.
    Vor dem kreisrunden Ausschnitt eines roten Himmels bewegte sich etwas. Der Gegenstand drehte sich um die eigene Achse, als er durch den Schacht fiel und auf einer Stufe liegenblieb.
    Rincewind erreichte ihn als erster.
    Es handelte sich um das Oktav, aber es ruhte so leblos und schlaff wie ein ganz gewöhnliches Buch auf dem Stein. Einige Blätter raschelten in dem Windzug, der ständig durch den hohlen Turm wehte.
    »Die Seiten«, flüsterte er. »Sie sind leer, weisen kein einziges Schriftzeichen auf.«
    »Dann stimmt es also«, sagte Wert. »Trymon hat die Zaubersprüche tatsächlich gelesen. Und zwar mit Erfolg. Es ist nicht zu fassen.«
    »Und der Lärm vorhin?« warf Rincewind skeptisch ein. »Und das Licht und all die seltsamen Schemen? Ich bin mir gar nicht so sicher, ob man das als Erfolg bezeichnen kann.«
    »Oh, ein großes magisches Werk weckt immer hyperdimensionale Aufmerksamkeit«, erwiderte Panter und winkte ab. »So etwas beeindruckt naive Gemüter, weiter nichts.«
    »Ich glaube, ich habe dort oben einige Ungeheuer gesehen«, wandte Zweiblum ein und trat näher an Rincewind heran.
    »Ungeheuer?« entfuhr es Wert. »Wo?«
Alle starrten in die Höhe. Es blieb still, und nichts rührte sich. »Ich schlage vor, wir gehen hoch und, äh, gratulieren ihm«, sagte Wert. »Du

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