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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte eine Stimme hinter dem Gitter betont freundlich.
Rincewind holte tief Luft.
    »Tretet zurück!« knurrte er.
»Was?«
    »Geht irgendwo in Deckung!« fügte er schärfer hinzu, wobei seine Stimme nur ganz leicht vibrierte. »Das gilt auch für euch«, wandte er sich an Bethan und Zweiblum.
    »Aber du kannst doch nicht…«
    »Ich meine es ernst.«
    »Er meint es ernst«, bestätigte Zweiblum. »Die kleine Ader an seiner einen Schläfe – wenn die so anschwillt…«
    »Sei still!«
    Nervös hob Rincewind den rechten Arm und deutete auf die Tür. Es herrschte völlige Stille.
Meine Güte, dachte er, und jetzt?
In einem Hinterzimmer seines Bewußtseins rutschte der Zauberspruch unruhig auf einem wackligen Stuhl hin und her.
    Rincewind versuchte sich irgendwie auf das Metall des Schlosses einzustimmen, seinen Geist damit zu synchronisieren. Wenn es ihm gelang, zwischen den Atomen Uneinigkeit zu säen, so daß sie auseinanderflogen…
    Nichts geschah.
Er schluckte mehrmals und richtete die Aufmerksamkeit auf das Holz. Es war alt und fast versteinert; vermutlich fing es nicht einmal dann Feuer, wenn man es in Öl tränkte und in einen Brennofen schob. Rincewind versuchte es trotzdem, erklärte den uralten Molekülen, sie müßten auf und ab springen, um sich warm zu halten…
    Ein Teil seines Bewußtseins schlich sich an den Zauberspruch heran und bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Die magische Formel wich verlegen in die mentalen Schattenzonen zurück.
    Er beobachtete die Einfassung der Tür, die steinernen Wände, überlegte, wie er der unmittelbaren Umgebung eine neue Form geben und die Pforte in eine andere Dimension verbannen sollte.
    Die Tür rührte sich nicht von der Stelle und blieb herausfordernd massiv.
    Rincewind begann zu schwitzen, und in Gedanken beschritt er erneut den langen Weg zur Tafel vor der grinsenden Klasse… Voller Verzweiflung konzentrierte er sich auf das Schloß. Bestimmt bestand es aus kleinen Metanteilen, die nicht sehr schwer sein konnten…
    Er vernahm ein leises Rascheln und Knistern durchs Gitter: Geräusche von Zauberern, die sich nun wieder entspannten und den Kopf schüttelten.
    Jemand raunte: »Ich habe euch doch gesagt, daß…«
Es knarrte dumpf, und kurz darauf klickte etwas.
Rincewinds Gesichtsausdruck kam einer verzerrten Grimasse gleich.
    Schweiß tropfte ihm von der Stirn.
    Es klickte noch einmal, und Bolzen knirschten widerstrebend. Trymon hatte das Schloß geölt, aber das Schmiermittel war von einer dicken Masse aus Rost und Staub aufgesaugt worden. Und da Rincewind nicht von außen auf den Verriegelungsmechanismus einwirken konnte und sich auf Magie beschränken mußte, blieb ihm nichts anderes übrig, als von der Hebelwirkung seines Geistes Gebrauch zu machen.
    Wodurch die nicht unerhebliche Gefahr bestand, daß ihm das Hirn aus den Ohren quoll.
Es klapperte im Schloß. Kleine Bolzen neigten sich wie Bäume im Wind, duckten sich unter den magischen Böen und betätigten Hebel.
    Zahnräder mahlten knirschend. Achsen drehten sich mit rostigem Ächzen. Ein mühevoll klingendes Rasseln ertönte, und Rincewind sank langsam auf die Knie.
    Angeln protestierten mit einem verhaltenen Quietschen, als die Tür langsam aufschwang. Die Zauberer schoben sich hastig durch den breiter werdenden Spalt.
    Zweiblum und Bethan halfen Rincewind auf die Beine. Er schwankte, und sein Gesicht wirkte farblos.
»Nicht übel«, sagte einer der Magier und warf einen prüfenden Blick auf das Schloß. »Vielleicht ein wenig zu langsam, aber sonst…«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, warf Jiglad Wert scharf ein. »Habt ihr auf dem Weg hierher einen Mann gesehen?«
    »Nein«, antwortete Zweiblum.
»Jemand hat das Oktav gestohlen.«
Rincewind hob ruckartig den Kopf und zwinkerte mehrmals. »Wer?«
    »Trymon…«
Rincewind schluckte. »Hochgewachsen und schlank?« fragte er.
    »Blond? Ein frettchenartiges Gesicht…«
    »Ein durchaus angemessener Vergleich…«
    »Er war in meiner Klasse«, brachte der gescheiterte Zauberer hervor.
    »Es hieß immer, er werde es weit bringen.«
    »Wahrscheinlich sogar noch viel weiter, wenn er das Buch öffnet«, er widerte einer der anderen Magier und rollte sich mit zitternden Händen eine Zigarette.
    »Wie meinst du das?« erkundigte sich Zweiblum. »Was geschieht dann?«
Die Thaumaturgen wechselten unbehagliche Blicke.
    »Es ist ein uraltes Geheimnis, das von Meister zu Meister überliefert wurde«, sagte Wert und fügte würdevoll hinzu: »Nur die

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