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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weisen Oberhäupter der magischen Orden dürfen darüber Bescheid wissen.«
    »Ach, komm schon!« drängelte der Tourist.
»Na ja, ich schätze, inzwischen haben solche Dinge ihre Bedeutung verloren. Nun, ein Verstand allein kann nicht alle acht Zaubersprüche aufnehmen. Dadurch käme es zu einer mentalen Überlastung, und es entstünde ein Loch.«
    »Ein Loch? Im Kopf des Betreffenden?«
    »Nein, nein!« widersprach Wert. »Im Gefüge des Universums. Vielleicht glaubt Trymon, er könne die Macht des Oktavs kontrollieren, aber…«
    Sie spürten das Geräusch, bevor sie es hörten. Es begann als eine langsame Vibration im Gestein, verwandelte sich dann in ein schrilles Heulen, das sich nicht mit den Trommelfellen aufhielt und gleich das Gehirn erreichte. Es hörte sich an wie eine menschliche Stimme, die sang, irgend etwas intonierte oder gellend schrie, und dieser Klang wurde von anderen, noch weitaus entsetzlicheren Schwingungen begleitet.
    Die Zauberer erblaßten, drehten sich synchron um und eilten die Treppe hinauf.
    Vor dem Gebäude wartete die Menge der Übergeschnappten, Irren und Verrückten. Einige Leute hielten Fackeln, und andere waren gerade damit beschäftigt gewesen, dicht vor den Mauern Scheiterhaufen zu errichten. Sie vergaßen ihre ursprüngliche Absicht und blickten am Turm der Kunst empor.
    Die Magier bahnten sich einen Weg durch das Gedränge, ohne daß ihnen irgend jemand Beachtung schenkte. Nach einigen Dutzend Metern verharrten sie und starrten ebenfalls in die Höhe.
    Mehrere Kugeln schwebten am Himmel, und jede war mindestens dreimal so groß wie der Mond der Scheibenwelt. Darüber hinaus erstrahlten sie nicht in eigenem Licht, sondern reflektierten den glühenden Schein des roten Sterns.
    Darunter funkelte der Kunstturm in gleißendem Chaos. Ab und zu zeigten sich vage Konturen in dem schimmernden und glitzernden Durcheinander, und als Rincewind sie beobachtete, begann er innerlich zu zittern. Das Geräusch veränderte sich erneut, klang nun wie millionenmal verstärktes brummendes Bienensummen.
    Einige Zauberer sanken auf die Knie.
»Es ist bereits zu spät«, sagte Wert. »Trymon hat das Buch aufgeschlagen und ein Dimensionstor geöffnet.«
    »Sind die Gestalten dort Dämonen?« fragte Zweiblum interessiert.
    »Ach, Dämonen!« schnaubte Wert abfällig. »Solche Wesenheiten sind harmlos im Vergleich zu den abartigen Geschöpfen, die nun in unsere Welt gelangen.«
    »Sie sind schlimmer als alles, was wir uns vorstellen können«, warf Panter ein.
»Ich kann mir einige ziemlich gräßliche Dinge vorstellen«, sagte Rincewind.
    »Diese hier sind noch schlimmer.«
    »Oh!«
    »Und was wollt ihr in dieser Hinsicht unternehmen?« fragte eine energische Stimme.
    Sie drehten sich um. Bethan hatte die Arme verschränkt und musterte sie streng.
»Bitte?« erwiderte Wert vorsichtig.
»Ihr seid doch Zauberer, oder?« ließ sich die junge Frau vernehmen. »Also los!«
    »Was?« brachte Rincewind unsicher hervor. »Erwartest du etwa, daß wir uns solchen Unheilsmanifestationen zum Kampf stellen?«
    »Wer denn sonst?«
    Wert trat einen Schritt vor. »Liebes Fräulein, ich glaube, du verstehst nicht ganz…«
    »Die Kerkerdimensionen entlassen ihre Gefangenen und schicken sie in unser Universum, stimmt’s?« fragte Bethan.
»Nun, ja…«
    »Wir müssen damit rechnen, von Ungeheuern mit Tentakelfratzen verschlungen zu werden, habe ich recht?«
    »Nun, sie sehen nicht alle so lieblich aus, aber…«
    »Und ihr legt einfach die Hände in den Schoß?«
    »Hör mal«, sagte Rincewind, »unser Schicksal ist besiegelt. Es ist unmöglich, die Zaubersprüche wieder ins Oktav zu verbannen. Was man einmal ausgesprochen hat, kann man nicht zurücknehmen. Wir…«
    »Warum versucht ihr es nicht wenigstens?«
Rincewind seufzte und wandte sich zu Zweiblum um.
    Als er ihn nirgends sah, entstanden düstere Ahnungen in ihm, und zögernd richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Turm. Gerade noch rechtzeitig genug, um die plumpe Gestalt des Touristen zu erkennen, die ungelenk ein Schwert in der Hand hielt und im dunklen Zugang verschwand.
    Rincewinds Beine trafen eine eigene Entscheidung, die der Kopf für völlig falsch hielt.
    Die Blicke der anderen Zauberer folgten ihm.
»Nun?« stieß Bethan hervor. »Er geht.«
Die Magier sahen betreten zu Boden. Einige versuchten vergeblich zu schrumpfen und möglichst unauffällig zu wirken.
Schließlich sagte Wert: »Nun, ich schätze, ein Versuch kann nicht schaden. Inzwischen

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