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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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gnadenloser, je schlechter es ihr dabei ging. Zuerst war es nur das Ficken, aber als ich meine Hand um ihren schönen langen Hals legte und sah, wie ihre Augen hervorquollen, da war es gut wie nie zuvor. Angst geilte mich auf. Aber ich konnte mich immer zurückhalten. (»Tja, da scheint dieser nette Herr fast stolz drauf zu sein«, sagte Abraham, »nur ganz zum Schluss hat er seine vornehme Zurückhaltung aufgegeben.«) Dann träumte ich von Stahl, der sich in Fleisch bohrt, und ich wusste, ich hing am Haken.«
    »Lieber Gott«, murmelte Levy.
    »Erinnere dich nur mal an die älteren Schnittwunden an ihrem Körper. Er hat wirklich ordentlich an ihr geübt, es aber niemals auf die Spitze getrieben, solange sie nur verfügbar war.«
    »Bis sie sich aus seinen Klauen befreit hat.«
    »Ja, und das hat ihm nun so gar nicht gepasst, und leider hat es sie auch nicht gerettet, im Gegenteil, tatsächlich war es ihr Todesurteil.«
    »Das arme Kind«, sagte Levy in aufrichtiger Trauer. Auch ihn hatte Ninas Ermordung schwer getroffen – denn wie Abraham hatte auch er eine Tochter in diesem Alter.
    »Ja, es ist gut, dass du so empfindest, Ben, denn ich tue es auch, und außer ihrem Freund scheinen wir die einzigen Menschen weit und breit zu sein, die das Ganze nicht mit einem Achselzucken wegstecken.«
    »Nun, das wird sich wohl nie ändern.«
    »Das sollte es aber. Heutzutage scheint der Wert eines Menschen gegen null zu tendieren, also ist’s egal, ob man ihn zerfetzt und zerstückelt und wie Abfall entsorgt, Hauptsache, es reichtfür eine saftige Meldung zwischen Abendbrot und Nachtschicht.«
    »Du bist zynisch.«
    »Mir gefällt der Begriff ›verzweifelt‹ sehr viel besser. Was Krawczyk angeht: Ich glaube, er hatte schon lange vor, Nina zu töten. Das war nicht nur ein Verdeckungsmord – schließlich wusste die Leitung der Sozialeinrichtung bereits von dem Missbrauch, ihr Freund ebenfalls, das aufzuhalten war Krawczyk unmöglich. Ich glaube, dass, wenn Nina nicht noch einmal überraschend bei ihrem Vater aufgetaucht wäre, Krawczyk sie sich so schnell wie möglich geschnappt hätte. Es zumindest versucht hätte. Und wenn nicht Nina, dann irgendeine andere, die das Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen. Einfach, um seinen Traum vom Töten zu leben, bevor er wegen Kindesmissbrauch einfährt und die Phantasie nur eine Phantasie bleibt, die sich niemals mehr erfüllen wird. Eine Art schmerzhafte Dauererektion ohne die Möglichkeit abzuspritzen.«
    »Tatsächlich hatte meine Tochter ein ernsthaftes Problem mit Autorität. Und davon abgesehen, war sie natürlich eine Frau, also eine Nutte, das sind sie alle, egal wie alt. Das Alter ist keine Ausrede. Und wenn sie es schon mit einem Affen aus dem Busch treibt, wieso nicht dann auch mit ihren eigenen Leuten.«
    Levy sagte: »Der meint das alles ernst.«
    »Ja, er meint es sogar todernst, wie du und ich inzwischen wissen. Killer sind wirklich schrecklich humorlose Typen.«
    »Manchmal frage ich mich ernsthaft, wie lange ich es nur mit mir aushalten konnte. Schon seltsam, das Nichts hat kein Bewusstsein, und ich bin das Nichts.«
    Levy schüttelte fassungslos den Kopf.
    Abraham sagte: »Das Ende gefällt mir am besten. Da ist er ganz bei sich.«
    »Ich werde, wenn Sie diesen Brief erhalten, bereits eine schäbige Leiche abgeben. Zuerst überlegte ich, mir die Pulsadern aufzubeißen, aber die Gefahr, dabei entdeckt und gerettet zu werden, ist zugroß. Also werde ich mich strangulieren, ich habe den Strick bereits geknüpft, gleich ist es so weit. Ich werde jedenfalls langsamer sterben als Nina, und wissen Sie was, Bulle? Ich werde jede einzelne Sekunde davon genießen. Wenn ich schon niemand anderen mehr töten kann, greife ich eben auf mich selbst zurück. Das wird die anderen wirklich ärgern; sie hätten es mir gern selbst besorgt, und nun erledige ich das für sie. Ich glaube, ich wäre ein guter Henker oder so geworden: Bei mir gibt’s kein Zögern und Zaudern, und für so eine Lächerlichkeit wie Gnade bin ich überhaupt nicht empfänglich. Ich bin immunisiert gegen Mitgefühl und Liebe; das hätte mir mal einer erklären müssen, wozu das alles gut sein soll. Aber ich hätte es sowieso nicht kapiert. Letztendlich sind wir alle nur ein Sack Scheiße, und dieser Sack hier wird jetzt entsorgt. Grüße aus der Hölle, Bulle, ich schau mich mal dort gründlich um.«
    Levy gab Abraham den Brief zurück. Dann wischte er sich die Finger sorgfältig mit einer Serviette

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