Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
Vom Netzwerk:
dreißig Jahren gefragt. Wie oft bist du wohl an seinem Gefängnis vorbeigekommen? Wie oft hast du irgendwelchemörderischen Arschlöcher in eben diesen Knast eingebuchtet? Bist du nie auf die Idee gekommen, ihn mal zu besuchen?«
    »Einmal war ich da.«
    »Ja, ich weiß. An dem Tag, als du zur Polizei gingst. Es war keine sehr ergiebige Unterhaltung, nicht?«
    »Nein. Er versuchte noch nicht einmal, sich für das, was er getan hatte, zu rechtfertigen. Nun, ich hätte es ohnehin nicht hören wollen und ihm geglaubt schon gar nicht. Ich wollte nur seine Reaktion auf meine Ankündigung sehen.«
    »Aber er zeigte keine Reaktion.«
    »Nein. Er saß nur da, mit dem Rücken an der Zellenwand, und starrte mich aus diesen hinterhältigen, kalten Augen an.«
    So wie sie es alle tun, dachte Abraham, all meine Mörder mit immer dem gleichen Blick, als würden sie sich alle diese Augen in derselben Hölle reservieren lassen.
    »Diese Augen waren nicht immer so, Frank … er war nicht immer so …«
    Abraham lachte bitter. »Sie können sich hervorragend verstellen. Erinnere dich an das, was uns Lohmann erzählt hat.«
    »Manchmal wünsche ich mir, er hätte uns gar nichts erzählt, hätte uns einfach in Ruhe gelassen. Ich wünsche mir, du würdest diese Arbeit an den Nagel hängen.«
    »Als könnte ich mein ganzes Leben an irgendeiner Garderobe abgeben wie einen Mantel.«
    »Das ist doch nicht dein ganzes Leben! Und wenn doch: Sieh an, was es aus dir gemacht hat. Du lebst hier in dieser Bude, obwohl du ein großes Haus hast und Menschen, die dich lieben. Du jagst Phantomen nach …«
    »Nein, Robert. Mag sein, dass sie zu Anfang noch Phantome sind, Schemen, aber mit der Zeit werden sie alle real. Ganz reale Killer, die weitermachen, wenn ich sie nicht schnappe. So wie Vater. Der hätte auch nicht aufgehört.«
    Sie schwiegen eine Zeitlang. Abraham spürte, wie sich Ärgerund Wut in ihm die Waage hielten. Lohmanns Brief fiel ihm ein. Jetzt schien die Gelegenheit, Robert mit seinem Inhalt zu konfrontieren. Wenn nicht jetzt, wann dann? Aber als er schon dazu bereit war, kam ihm Robert zuvor und sagte:
    »Ich stecke in einem wirklich üblen Schlamassel.«
    »Hab ich mir gedacht.«
    »Deswegen bist du hier.«
    »Ja. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Ich vermute, es ist nichts, was ein Staatsanwalt mit einem Haftbefehl lösen könnte.«
    »Nicht da, wo ich herkomme.«
    »Und von wo kommst du her? Wo warst du? Was tust du? Ich weiß nichts über dich. Damals bist du gegangen … hast deine Gläubiger geprellt, deine Mitarbeiter. Wenn du mal anriefst und ich fragen wollte, hast du abgeblockt. Inzwischen habe ich mir einiges zusammengereimt, und nichts davon gefällt mir. Aber es ist dein Leben, deine Entscheidung. So wie es meine war, der zu werden, der ich bin.«
    »Das hier musste ich mir wohl anhören.«
    »Ja, verdammt. Keine Sorge, ab jetzt halte ich den Mund und höre zu. Aber du musst mir alles erzählen. Keine Geheimnisse mehr.«
    »Keine Geheimnisse«, sagte Robert und begann.
    Danach verspürte Abraham das Verlangen nach frischer Luft und einem klaren Kopf. Er streckte ihn aus dem Fenster und ließ die Kälte seine Schläfen massieren. Robert saß mit dem Rücken zur Wand am Boden, die Beine ausgestreckt, eine Zigarette müde zwischen den Fingern, Aschestummel in den Aschenbecher schnippend.
    »Meinst du, das verändert etwas zwischen uns?«, fragte ihn Robert.
    »Zwischen uns beiden? Oder meinst du zwischen dem Polizisten und dem …«
    »Sprich es ruhig aus: Gangster.«
    »Eher eine Art Söldner.«
    »Ja, verkauft habe ich mich.«
    Abraham sagte: »Ich kann das eine nicht vom anderen trennen.«
    »Das habe ich auch nicht von dir erwartet. Im Gegenteil, es bestätigt nur, dass du der bessere Mann von uns beiden bist.«
    »Als hätte das alles damit zu tun.«
    Robert lachte traurig. »Meinen Kredit aus der Vergangenheit habe ich wohl schon lange aufgebraucht, Bruderherz.«
    »Nicht bei mir. Niemals bei mir.«
    »Und doch würdest du mich verhaften, wenn du Beweise für meine Arbeit für Nagy hättest.«
    »Frag mich nicht so etwas.«
    »Tue ich aber.«
    »Und ich verweigere dir die Antwort darauf.«
    »Das ist nicht konsequent.«
    »Ich streite mich nicht mit dir. Wir sollten lieber überlegen, wie wir diese Frau und ihren Vater schützen.«
    »Schnapp dir die beiden Mistkerle. Mikosch interessiert mich nicht, der hat genau wie ich Dreck am Stecken. Aber Selina Leifheit hat damit nichts zu tun.«
    »Und wie genau stellst du dir

Weitere Kostenlose Bücher