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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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das vor? Soll ich mit einem SEK anrücken?«
    »So in der Art.«
    »Robert, die werden wissen, wer sie verpfiffen hat. Ich kann nicht einfach so aus dem Himmel fallen und sagen: Hey, Freunde, mein Killerinstinkt hat euch wahrgenommen, Hände hoch. Deine … die Leute, für die du arbeitest, werden dir das nicht durchgehen lassen. Von meinem Apparat mal ganz abgesehen.«
    »Da hast du recht.«
    »Sonst hast du nichts dazu zu sagen?«
    »Mehr gibt es nicht zu sagen.«
    »Und dann? Fische ich dann irgendwann deinen Körper aus der Spree oder aus irgendeinem Dreckloch am Ende der Welt.«
    Robert lächelte.
    »Du würdest nichts mehr von mir finden.«
    Abraham sagte: »Das kann ich nun wirklich nicht zulassen.«
    »Wie beruhigend. Also werde ich untertauchen müssen.«
    »Untertauchen? Schon wieder. Und wie nennst du dieses Leben, das du jetzt führst?«
    Robert sagte: »Hör zu, ich weiß, dass ich in eine Situation geraten bin, die ich nicht mehr kontrolliere.«
    »Das ist, gelinde gesagt, die Untertreibung des Jahrzehnts.«
    »Dabei bin ich dafür gar nicht bekannt.«
    »Ich hasse es, wenn du in einer solchen Lage versuchst, ironisch zu sein.«
    »Du gönnst mir auch gar nichts.«
    Abrahams Handy klingelte.
    Kleber war dran.
    »Ich brauche dich im Präsidium, es eilt, ich glaube, wir haben den Kerl auf der Zeichnung.«
    Abraham sagte: »Bin gleich da.«
    Robert sagte: »Deine Mörder gönnen dir keine Ruhe, was?«
    »Wieso sollten sie? Ich tue es ebenso wenig. Du wartest hier, bis ich zurück bin, und dann tüfteln wir einen Plan aus.«
    »Soll ich uns was kochen?«
    »Wie früher?«
    »Nudeln al dente.«
    »Mit Verlaub: Etwas anderes konntest du gar nicht.«
    »Ja, das aber gut.«

KAPITEL
ACHTUNDDREISSIG
    Unter dem Vorwand, sie müsse Besorgungen erledigen und brauche Mevissen dabei als Fahrer, hatte Polly es geschafft, sie beide aus dem Haus zu schaffen. Ihr war klar, dass Beck, sobalder in die andere Wohnung ging, erkennen würde, dass sich jemand an seinen Trophäen zu schaffen gemacht hatte.
    Denn nichts anderes waren die Kassetten: die Trophäen eines Serienmörders.
    Und eine der Aufnahmen fehlte jetzt.
    Edda.
    Sie steckte in Pollys Jeans, und ihr Inhalt steckte in ihrem Kopf und würde nie mehr von dort verschwinden. Vor allem die entsetzlichen Todesschreie nicht, die sie darauf gehört hatte.
    Jetzt stand ihr Wagen in einer düsteren Seitenstraße, und Polly erzählte Mevissen von den Dingen in der oberen Wohnung, von ihrem Verdacht, von allem. Mevissen betrachtete die Kassette, drehte und wendete sie, konnte nichts mit ihr ohne den Inhalt anfangen. Fehlt ihm der Glaube, hält er mich für verrückt oder was?, überlegte Polly.
    »Ich werde mit Beck über die Sache reden.«
    »Du willst in das Haus zurück?«
    »Wir können nicht einfach so abhauen.«
    »Bitte«, flehte sie, »du kannst nicht zu ihm zurückgehen.«
    »Und was sollen wir tun?«
    »Zur Polizei …«
    »Und dann? Dann sind wir selbst dran, Polly. Vielleicht hat Holger überlebt und mich angezeigt. Vielleicht fahnden die Bullen längst nach mir. Und was ist mit dem alten Typ, den wir ausgenommen haben? Der hat immerhin dein Gesicht gesehen, wer weiß, ob sie nicht auch dir schon auf der Spur sind. Nein, vergiss die Bullen, auf gar keinen Fall.«
    »Wir können nicht zurück.«
    »Bist du … bist du dir sicher, dass du dir das alles nicht einfach …?«
    »Eingebildet hast, meinst du das? Spinnst du? Das ist seine Stimme da drauf.«
    »Vielleicht erzählt er einfach nur irgendeinen Mist, um sich wichtig zu machen.«
    »Wenn du das hier gehört hast, dann weißt du, dass er keinen Mist erzählt. So etwas erzählt niemand, der bei Verstand ist. Christian, das hier ist ein Beweismittel.«
    »Vielleicht gibt’s die Tanten ja gar nicht. Zu einem Beweismittel wird es erst mit der dementsprechenden Leiche. Oder liegen die oben in der Wohnung herum?«
    »Nein.«
    »Na siehst du.«
    Mevissen lachte nervös und streichelte Pollys Gesicht. Sie schob seine Hand weg.
    »Du weißt es«, sagte sie. »Du weißt, wozu er fähig ist. Du hast es immer schon gewusst. Du willst es nur nicht wahrhaben.«
    »Ich weiß gar nix. Ich hab den Kerl jahrelang nicht mehr gesehen.«
    »Er saß im Knast, aber nicht wegen Diebstahls, oder?«
    Sie sah ihn so eindringlich an, dass ihm übel wurde. Er kam sich vor wie ein Boxer, der langsam, aber unerbittlich unter einem Schlaghagel verschwand.
    »Ja … ja gut, er saß wegen einer Kneipenschlägerei. Der andere ist unglücklich

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