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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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verdrehten Pfaden.
    »Wenn er unser Mann ist«, sagte Abraham, »derjenige, der die Markowitz getötet hat, Henning, Co Bao und davor Edda und auch Margot Beenhakker, dann stehen wir bald schon vor der nächsten Leiche. Weil die Abstände zwischen den Morden immer kürzer werden.«
    »Erzähl das mal einem Staatsanwalt. Die Zeichnung in der Wohnung reicht nicht aus, um dem Kerl ordentlich auf die Pelle zu rücken. Kein Blut, keine DNA-Spuren, keine Fingerabdrücke, Zeugen sowieso nicht. Ich fürchte, Beck wird sich charmant aus der Sache herausreden, es sei denn, wir kitzeln ihn ein wenig an den richtigen Stellen.«
    »Und das können wir ja gut.«
    Es klopfte an der Bürotür. Gottwald steckte ihren Kopf rein. »Seid ihr gerade mit Beck beschäftigt?«
    »Sicher, das Schätzchen nimmt momentan unsere vollste Aufmerksamkeit in Anspruch«, sagte Kleber.
    »Dann müsst ihr jemanden kennenlernen.«
    Gottwald berichtete ihnen von Pollys Anruf, wie sie durchgestellt wurde, was sie erzählte und wie Gottwald schnell reagierte und sie persönlich abholte und damit außer Gefahr brachte.
    »Und Beck war hinter Ihnen her?«
    »Er hat nach mir gesucht, ja.«
    Vor ihnen saß Pauline Lambert, einundzwanzig, dunkles, feuchtes Haar, ein an guten Tagen ausdrucksstarkes Gesicht, aber gute Tage hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Abraham beobachtete sie, ihre misstrauischen, hin und her jagenden Augen. Sie ist auf der Flucht, dachte er, nicht nur vor Beck, sondern vor mehr, ihr Körper war auf dem Sprung, nur der Augenblick zwang sie zur Ruhe. Kleber hatte ihr einen Kaffee besorgt, und Gottwald war dabei, eine Blutprobe ins Labor zu schicken. Denn in Pauline Lamberts Taschen hatten sie verschreibungspflichtige Medikamente, teils schwerste Opiate, gefunden. Ein Medikamentenjunkie. Darüber würde später mit ihr noch zu sprechen sein. Aber Beck hatte Vorrang, und Polly erzählte ihnen von Mevissen und ihr, wie sie nach Berlin kamen (nichts von Holger, nichts von Mevissens Dealereien), und davon, dass Beck der einzige Mieter in dem Haus war (die Adresse im Computer war also richtig) und von der oberen Wohnung.
    Von den Kassetten.
    Von ihrem Inhalt.
    Die beiden Beamten hörten ihr aufmerksam zu. Sie erzählte ihnen, wie Mevissen zurückgegangen war, um Beck zur Rede zu stellen – und nicht wiedergekommen war. Beck dafür sein Handy hatte. Wie sie im Internet auf den Mordfall Edda Markowitz gestoßen war – dieselbe Frau, deren Todesschrei sie auf der Kassette gehört hatte.
    »Etwas ist ihm zugestoßen«, sagte sie.
    »Noch wissen wir nicht was und ob überhaupt«, versuchte Kleber sie zu beruhigen, aber der Blick, den er Abraham zuwarf, sprach Bände. Abraham dachte an die Aufnahmen. An die wenigen Bruchstücke, die Polly sich gemerkt und ihnen wiedergegeben hatte.
    »Sie hätten uns die Kassette mit dem vermeintlichen Mord an Edda Markowitz überlassen sollen«, sagte er.
    Polly starrte zu Boden. Sie sagte:
    »Ich hab versucht, es ihm auszureden. Aber er wollte nicht hören.«
    Sie ließen Polly alleine und traten auf den Flur.
    »Immer noch zu dürftig für den Staatsanwalt«, sagte Kleber.
    »Aber Gefahr im Verzug«, sagte Abraham. »Mevissen schwebt wahrscheinlich in akuter Lebensgefahr. Und ich werde nicht einfach irgendeine Streife mir nichts, dir nichts dorthinschicken.«
    »Dr. Kovacs schuldet uns noch einen«, sagte Kleber. »Zumindest einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Ja, ich schätze, der gute Doktor ist heute fällig. Wer ruft an?«
    »Das mache besser ich«, sagte Kleber, »ich erinnere mich daran, dass ihm dein Ton beim letzten Mal nicht gefallen hat.«
    »Da ist er nicht der Einzige hier.«
    Im Fall Magnus Beck war der Einsatz eines SEK vertretbar, fand Abraham, vor allem zur Absicherung. Weniger als direkte Zugriffsmöglichkeit.
    Denn das erste Gesicht, das Magnus Beck sehen sollte, würde Abrahams sein.
    Sie machten sich sofort daran, die entsprechenden Vorbereitungen möglichst schnell in Gang zu setzen. Dabei verloren sie Polly ein wenig aus den Augen. Polly wurde von einer Beamtin in einen Nebenraum geführt und dort zum Warten aufgefordert. Dann ließ man sie alleine, aber das kannte sie schon zur Genüge. Sie stand auf und prüfte, ob die Tür abgeschlossen war.
    Das war sie nicht.

KAPITEL
ZWEIUNDVIERZIG
    Da war er nun ins Leben seines Bruders zurückgekehrt und versuchte sich über seine Gefühle ihm gegenüber klar zu werden. Dass Franks Ehe gescheitert war, tat ihm wirklich sehr leid. Und dass sein Bruder

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