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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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vergiss das nicht. Es ist egal, was aus uns geworden ist, das ist doch nicht wirklich von Bedeutung. Das Einzige, das zählt, ist, dass wir uns aufeinander verlassen können.«
    Und zwischen all den abgestandenen Lügen, auf die er sein Leben aufgebaut hatte, lag dieser eine Fetzen Wahrheit.
    »Ja«, hörte er Frank sagen.
    »Und wenn wir uns wiedersehen, wird es wie gestern sein.«
    »Klaus Mikosch«, sagte Nagy, dessen Stimme über den Wassern der Erinnerung schwebte. Robert riss sich zusammen. Er war beinahe in Nagys intensiven Blick weggedriftet.
    »Das ist der eigentliche Grund, warum ich dich nach London geholt habe. Sagt dir der Name etwas? O ja, das tut er.«
    Der Name geisterte einen Moment lang durch das Gewölbe von Roberts Erinnerungspalast, streifte wie ein kalter Hauch verborgene Türen und verschlossene Räume.
    Und ja, als er sich jetzt mehr Mühe gab, den Namen mit einem Gesicht, einer Geschichte in Verbindung zu bringen, erinnerte er sich an eine Bar um Mitternacht, an einen nicht enden wollenden langen regnerischen Tag in einer Stadt ohne Licht, in einem Land, in dem es viel zu früh dunkel wurde und in dem es selbst am Tag dunkel blieb.
    Sie hatten die Zeit totgeschlagen, ein mühsames Geschäft, und in ein paar Stunden würden sie, jeder für sich, eine andere Maschine besteigen.
    Robert hatte von Mikoschs Aufenthalt hier erfahren, und entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten suchte er dessen Nähe, weil er den Blues schob, manchmal bleibt einem nur der, wenn alle anderen Optionen versagen.
    Trinken, reden, zuhören, wenn angebracht, schweigen; was sonst sollte man in einer Bar schon tun?
    Mikosch: ein schmächtiger, zu früh gealterter Mann, wässrige Augen, stumpfer Blick, die Haare verschnitten, so als hätte er selbst an ihnen rumgefummelt. Nicht viel älter als Robert, aber schon verbraucht. Dir vielleicht nur ein paar Schritte voraus, dachte Robert.
    Mikosch, der zu viel trank und zu wenig vertrug.
    Als Robert die Bar betrat, drehte sich Mikosch in seine Richtung, und obwohl sie sich vorher noch nie begegnet waren, erkannten sie einander wie Hunde, die in der Dunkelheit denselben Pfiff hören.
    »Heute habe ich mit einem Kerl zusammengearbeitet, der kam mir vor wie ein Krokodil – Augen und Schnauze dicht überm Wasser, lauernd. Grauenhaft. Adrett gekleidet, so ähnlich wie Sie, teuer, und jeder sollte das auch sehen. Würden Sie mir bitte Ihre Fingernägel zeigen?«
    Der Alkohol kreiste; Robert kreiste mit, zuckte mit den Schultern, was für Wünsche die Leute haben, und streckte die Finger aus. Sauber geschnitten, keine Ränder, zufrieden?
    Mikosch war’s.
    Und noch mehr: aufrichtig erleichtert.
    »Das ist gut. Noch so einen hätte ich jetzt nicht ertragen.«
    »Wen ertragen? Was? Keine Rätsel, dafür bin ich nicht in Stimmung.«
    »Meinen speziellen Freund, den Blutsäufer. Der hatte dreckige Fingernägel. Alles andere an ihm war top. Kleidung, das Auftreten, aber die Leute verraten sich – so ein Krokodil muss irgendwann aus dem Wasser, wenn es seine Beute haben will. Dreckige Fingernägel, verstehen Sie? Blut. Verkrustetes Blut, ich hab’s gesehen. Mit so jemanden, machen wir Geschäfte.«
    »Wir überbringen nur Botschaften. Über alles andere mache ich mir keine Gedanken. Ich bin nur für mich selbst verantwortlich.«
    Mikosch lachte meckernd.
    »Sie dürfen diese Dinge nicht persönlich nehmen«, sagte Robert sanft.
    Erneutes Gelächter, angetrunken und verzweifelt.
    »Wie sind Sie denn Nagy in die Hände gefallen?«, fragte Mikosch unvermittelt, aber ernsthaft interessiert.
    Robert sagte: »Auf dieselbe Weise wie Sie, wie jeder andere auch. Vermutlich.« Ich bin erpressbar geworden, dachte Robert. Hab mich in seine Hände begeben.
    »Schön blöd.«
    »Ja. Wahrscheinlich.«
    »Ganz bestimmt. Nagy sammelt Biografien wie unsere. Diese Leute tauchen dann auf, wenn es einem schlecht geht, wenn man am Boden ist … sie riechen das förmlich … dann reichen sie einem die Hand, weil niemand anderes dazu bereit ist. Und wir greifen zu, obwohl wir es besser wissen sollten. Mit offenen Augen. Tja, und das ist dann das letzte Mal, dass wir etwas aus eigenem Antrieb getan haben. Die letzte freie Entscheidung.«
    »So ist es.«
    »Und das … ich meine, denken Sie nicht drüber nach?«
    »Am Anfang schon. Jetzt nicht mehr.«
    »Sie lügen.«
    »Vielleicht.«
    »Es beschäftigt Sie genauso wie mich.«
    »Interessant, wie Sie meine Gedanken lesen.«
    »Ihnen ist das alles scheißegal,

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