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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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Bärtigen ahnten, was bevorstand und auch, dass ihre Feinde Zeugen davon wurden.
    Die Hunde scharten sich um die Toten.
    Und um Belenski.
    War Belenski noch bei Bewusstsein? Bekam er den heißen, fiebrigen Atem der Köter um ihn herum mit? Ihr Hecheln? Ihr drohendes Grollen? Nahm er Schemen, Schatten in seinen sterbenden Augen wahr, abstrakte Körper, die herumstreiften? Die Vorboten des Todes. Tretjak sah die Hunde ebenfalls. Er griff an Grischas Arm, seine Augen weit aufgerissen, dem Zusammenbruch nahe.
    »Wir holen ihn, ja.«
    Grischa sagte: »Nein.«
    Er sprach nicht zu Tretjak. Er sprach zu den Männern. Sprach in ihre leer gewaschenen Gesichter hinein. Einer der Männer, verroht, verschmutzt, in den letzten Tagen waren seine Muskelpakete zu einem schwammigen Brei zusammengeschmolzen, sagte:
    »Sollen wir ihn etwa dort liegenlassen?«
    Dabei hielt er Grischas Blick mit trotziger Entschlossenheit stand.
    »Er ist schon tot.«
    »Ist er nicht. Er ruft nach seiner Mutter.« Das tat Belenski nicht. Zumindest nahm Grischa nichts wahr. Vielleicht hatte der Mann bessere Ohren als er? Vielleicht aber stellte er sich auch nur vor, was er anstelle Belenskis machen würde.
    Das Wort »Mutter« elektrisierte die Männer, erinnerte sie daran, dass jenseits von Grosny ein Zuhause auf sie wartete, eine Zukunft. Frieden.
    Grischa spürte, wie er die Autorität über die Männer verlor. Er musste sich etwas einfallen lassen. Belenski mochte tatsächlich noch leben. Das war der Punkt, nicht wahr? Ein toter Belenski brauchte nicht geborgen zu werden. Jedenfalls nicht jetzt. Entsetzte Aufschreie, als die Männer über den Mauerrand lugten und sahen, wie die Hunde anfingen, an ihren toten Kameraden zu zerren. Zuerst vereinzelt, dann bildeten sich Rudel. Aus dem Hecheln wurde ein Knurren, dann ein Heulen, als die Natur des Wolfes wieder durchbrach. Einer der Köter, eine Kreuzung verschieden aggressiver Rassen, schnappte plötzlich nach Belenskis Eingeweide. Es war ein surrealistischer Anblick. Die glänzenden, prallen Därme zerplatzten unter seinen scharfen Zähnen. Einige der Männer übergaben sich. Tretjak stöhnte tief und dumpf auf.
    Grischa aber richtete seinen Blick weiterhin stur auf die gegenüberliegende Häuserfront. Auf den verborgenen Feind, der nur darauf wartete, dass die Einheit, von diesem höllischen Tableau überwältigt, losstürmte. Dann habt ihr uns, und die Hunde vergraben unsere Knochen im Untergrund der Stadt. Der Kämpfer, der Grischas Blick standgehalten hatte, ein Mann aus Nowgorod namens Lewin, spuckte aus, nickte Grischa zu – und sprang mit einem Satz über die Mauer.
    Zumindest hatte er das vor.
    Denn er hing noch in der Luft, als ihn eine Geschoßgarbe traf und ihn zurückwarf. Er landete inmitten seiner Kameraden, sein Körper von großkalibriger Munition entzweigeschnitten. Ein Regen aus Blut taufte die Männer.
    Die Hunde waren beim Geräusch des schweren Maschinengewehres zusammengezuckt und auseinander gestoben. Jetzt bellten sie, schnappten nach einander, verloren das bisschen Verstand. Der Tod war in ihrer unmittelbaren Nähe, aber die Macht des Todes war nicht stärker als der Hunger, der wie ein dämonischer Schmerz in ihnen wütete.
    Und dann schrie Belenski.
    War das sein letztes Aufbäumen? Ein letzter Schrei, den die Stadtgierig aufnahm? Nein, es war schlimmer. Denn Belenski begann sich zu bewegen. Er stemmte seine Hände in den Boden und versuchte dann den Rest seines aufgebrochenen Körpers mitzuziehen. Dabei schleifte er auch seine angefressenen Gedärme mit sich. Hinter sich spürte Grischa die Panik seiner Männer. Der Verband war dabei, sich aufzulösen. Lewins Leichnam hatte man zur Seite geworfen, der Mann war schon vergessen.
    Weil er tot ist, dachte Grischa.
    Und er wusste, was er zu tun hatte.
    Aber Tretjak kam ihm zuvor. Er hob sein Gewehr und feuerte wild drauflos. Weder auf die Häuser, in denen der Feind saß, noch auf … er schoss auf die Hunde. Erwischte zwei von ihnen, vertrieb die anderen. Grischa schlug ihm das Gewehr aus der Hand. Dann wuchtete er ihm die Handkante gegen den Kehlkopf. Tretjak brach würgend zusammen.
    Grischa stellte seine Waffe auf Einzelfeuer.
    Atmete einmal tief ein.
    Hielt die Luft in sich wie in einem verschlossenen Gefäß.
    Fror den Moment ein.
    Dann kam er hoch, zielte und schoss, so wie er es tausendmal geübt und wie man es ihm bei den Scharfschützen beigebracht hatte.
    Ein einziger perfekter Schuss.
    Er atmete wieder aus.
    Er wusste im

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