Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
Vom Netzwerk:
anzuregen. Zwiebelsirup, Whiskey und Ingwerwurzel, um das Fieber zu senken. Mit Kampfer und Terebinthe vermischtes Fett, das auf die Brust geschmiert wurde, um den Husten zu lindern. Sie sagte, es sei bisher der schlimmste Fall von Grippe, den sie erlebt habe. Sie verarztete uns, kochte und brachte uns alle durch. Weavers Mama half ihr dabei. Ich weiß nicht. was wir ohne die beiden gemacht hätten. Pa hustete noch immer, und Beth war immer noch zu schwach. um aufzustehen, aber sie waren außer Gefahr.
    Â»Gibst du Beth immer noch viel Ingwertee?«
    Â»Ja, Ma’am. Ihr geht’s schon viel besser. Mein Pa hat mich gebeten, Ihnen seinen Dank auszurichten. In ein oder zwei Tagen kommt er selbst bei Ihnen vorbei.«
    Â»Er muß sich nicht bedanken, Mattie. Einen Nachbarn durchzubringen, ist für mich Dank genug. Und außerdem lag’s ja nicht an mir allein. Weavers Mama hat genausoviel dazu beigetragen.«
    Â»Ja Ma’am.«
    Â»Sie hat mir übrigens erzählt, was Weaver passiert ist. Eine schreckliche Sache. Jim Higby soll die Männer ins Bezirksgefängnis gesperrt haben. Der Krug geht eben nur solange zum Brunnen, bis er bricht.«
    Â»Ja, Ma’am.«
    Â»Du wirst wahrscheinlich bald wieder ins Glenmore zurückgehen, oder?«
    Â»Pa bringt mich morgen früh hin. Deswegen hab ich Ihnen Ihre Körbe und Gläser zurückgebracht, ich wollte sicherstellen, daß Sie sie bekommen, bevor ich gehe.«
    Sie hob den Kopf und fixierte mich mit ihren blassen blauen Augen. »Du lernst viel dort oben, nicht. Kochen, bügeln und dergleichen?«
    Â»Ein bißchen.«
    Â»Das ist gut. Eileen Hennessey macht eine gute Pastete. Und auch einen guten Baltimore-Kuchen. Sie ist sehr sorgfältig und schreibt alles auf, was sie kocht. Du solltest zusehen, ob sie dir ein paar von ihren Rezepten geben kann.« Sie richtete sich auf, und ich hörte die Knochen in ihrem Rücken knacken. »Also, das wär’s dann«, fügte sie hinzu und nahm ihre Schüssel. »Royal bring die Hülsen zu den Schweinen raus, bevor du ins Haus kommst.«
    Â»Ja.«
    Die Fliegentür knallte zu, und wir waren allein.
    Â»Du gehst also morgen wieder zurück?« fragte er.
    Â»Ja, gleich in der Früh.«
    Â»Hast du bald wieder einen freien Tag?«
    Â»Das glaub ich nicht. Ich trau mich nicht zu fragen. Nicht nachdem ich eine ganze Woche zu Hause war.«
    Â»Uhm.«
    Während des kurzen Schweigens, das darauf folgte. starrte ich auf die Pfingstrosenbüsche von Mrs. Loomis. Einige der Blüten verloren bereits ihre Blätter. Während meine Familie so krank war, hatte ich weder Zeit noch Lust, ein Wort herauszusuchen, und selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es nicht gegangen, weil ich mein Lexikon im Glenmore oben gelassen hatte.
Ephemer
war eines der letzten Wörter, die ich gefunden hatte. Es bedeutet flüchtig, kurzlebig, vergänglich. Angesichts der welkenden Pfingstrosen fiel es mir wieder ein.
    Â»Also, dann nimm das hier«, sagte Royal plötzlich und reichte mir ein kleines Stück zusammengefaltetes Seidenpapier, in das etwas eingewickelt war. Ich machte es auf und sah einen mattgoldenen Ring. Er war mit drei Steinen besetzt – einem angeschlagenen Opal, flankiert von zwei winzigen Granaten. Er mußte einmal sehr hübsch gewesen sein.
    Ich sah ihn an. »Royal. liebst du mich?« fragte ich ihn.
    Â»Ah, Matt. Ich hab dir doch einen Ring gekauft. oder?«
    Ich sah wieder auf den Ring und dachte daran, daß wir zwei Kühe verloren hatten und noch weitere eingebüßt hätten, wenn Royal nicht gewesen wäre. Auch die überlebenden Tiere waren sehr krank gewesen und begannen erst jetzt wieder, gute Milch zu geben. Royal hatte sie eine ganze Woche lang gefüttert und für sie gesorgt. Auch um die Kälber hatte er sich gekümmert und drei Milchkühe seines Vaters herübergetrieben. damit sie nicht verhungerten. Sie hatten sofort zu saugen begonnen, außer Baldwin. Er nahm keine Milch von den Loomis-Kühen, sondern nur aus einem Kübel. Und er ließ den Kopf hängen. Er tollte auch nicht mehr mit den andern Kälbern herum, sondern stand Tag für Tag allein auf der Weide. Sobald sie wieder auf den Beinen war, ging Lou zu ihm hinaus. Sie bot ihm kleine Stückchen Ahornzucker an, aber er nahm sie nicht. Sie kraulte ihn hinter den Ohren und rieb seinen Nacken, aber er wandte sich ab. Sie

Weitere Kostenlose Bücher