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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Feld?«
    Â»Wir haben keinen Pflug«, murmelte Tommy und wurde rot.
    Â»Ihr braucht wahrscheinlich auch keinen. Schließlich hat sie ja immer einen, der ihr Feld pflügt, stimmt’s. Tom?«
    Â»Mann, Royal, was geht dich Emmies Feld an?« sagte ich, weil mir weder sein kalter Blick noch der gequälte und verängstigte Ausdruck in Tommys Augen gefiel. Die Loomis-Jungen legten sich immer mit den Hubbards an, wie ein Rudel Hunde, das Opossums nachjagt. Lawton hatte sich oft zwischen Royals jüngere Brüder und Tommy gestellt.
    Royal zuckte mit den Achseln und biß ein Stück von seinem Kuchen ab. »Der ist gut«, sagte er. Eigentlich wollte ich ihm sagen, daß Abby ihn gebacken hatte. aber dann richteten sich seine honigfarbenen Augen auf mich, die gar nicht mehr kalt wirkten, und ich sagte nichts.
    Er neigte den Kopf zur Seite und sah mich eindringlich an, und einen Moment lang hatte ich das merkwürdige Gefühl, er würde mir gleich das Maul aufreißen und meine Zähne inspizieren oder meinen Fuß heben und mir auf die Sohle klopfen. Dann hörte ich einen Ruf und sah Pa vom Stall aus winken. Er kam zu uns herüber und setzte sich ebenfalls. Ich gab ihm ein Glas Limonade. »Daisy hat ein Bullenkalb bekommen«, sagte er, ebenso erschöpft wie selig.
    Mein Pa sah so gut aus, wenn er lächelte und seine blauen Augen und schönen weißen Zähne blitzen ließ. Das tat er allerdings kaum noch, und es fühlte sich an. als würde ein schwerer Regen nachlassen. Als käme Mama vom Wäscheaufhängen herein und gesellte sich zu uns. Als kehrte Lawton aus dem Wald mit der Angelrute über der Schulter zurück.
    Beth, Lou und Tommy jagten davon, um das Kälbchen anzusehen. Pa trank die Limonade aus, und ich schenkte ihm nach. Limonade trinkt sich besser als Wasser bei Hitze. Tut man ein bißchen Essig und Ahornsirup ins Wasser, hilft es bei der Verdauung.
    Pa sah auf Royal und dessen schweißdurchnäßtes Hemd, auf meine vom Steineklauben schmutzigen Hände und auf den ausgespannten Pleasant und reimte sich alles zusammen. »Ich danke dir«, sagte er. »Es ist eigentlich die Arbeit des Sohnes. Nicht der Tochter. Ich dachte, ich hätte einen Sohn, der sie tut.«
    Â»Pa«, sagte ich leise.
    Â»Ich versteh nicht, warum er fort ist. Mich würde nichts von einem Land wie dem hier wegbringen«, sagte Royal.
    Ich schnaubte innerlich vor Wut. Auch ich war sauer, daß Lawton uns verlassen hatte. Aber Royal gehörte nicht zur Familie und hatte deshalb kein Recht, gegen ihn zu sprechen. Auch ich verstand nicht. warum mein Bruder weggegangen war. Ich wußte nur. daß Pa und er sich gestritten hatten. Ich hatte gesehen. wie sie im Stall aufeinander losgegangen waren. Zuerst mit den Fäusten, und dann hatte Pa seinen Flößerhaken genommen. Daraufhin war Lawton ins Haus gelaufen, hatte seine Sachen in einen Mehlsack gestopft und war dann wieder herausgekommen. Ich rannte ihm nach. Ich und Lou, aber Pa hielt uns zurück.
    Â»Laßt ihn gehen«, sagte er und stellte sich uns auf der Verandatreppe in den Weg.
    Â»Aber Pa, du kannst ihn doch nicht einfach fortgehen lassen. Es ist mitten im Winter«, flehte ich. »Wo soll er denn hin?«
    Â»Ich sagte, laßt ihn gehen! Geht wieder ins Haus zurück, macht schon!« Er schob uns wieder nach drinnen, knallte die Tür zu und sperrte sie ab, als hätte er Angst, wir könnten auch fortgehen. Und hinterher war er so verändert, daß wir glaubten, wir hätten auch unseren Vater verloren, nicht nur unsere Mutter und unseren Bruder. Ein paar Tage später fragte ich ihn. worüber sie sich gestritten hatten. Aber er wollte es mir nicht sagen, und der Zorn in seinen Augen verriet mir, daß es besser war, nicht weiter in ihn zu dringen.
    Royal und Pa unterhielten sich eine Weile über die Milchpreise, darüber, wer ein weiteres Hotel am Fourth Lake oder oben am Hügel beim Big Moose Lake bauen würde, wieviel Gäste dort wohl Platz hätten, wie sich dieses Jahr der Markt für Milchprodukte entwickeln würde und warum irgend jemand das Zeug kaufen sollte, das mit den Zügen aus Remsen heraufgeschafft wurde, wenn man hier jetzt alles frisch bekommen konnte.
    Dann nahm Royal sein Wagenrad und sagte, er müsse zu Burnap gehen. Der Eisenbeschlag sei lose, und George Burnap sei der einzige in der Nähe, der es schmieden könne. Nachdem er

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